Mittwoch, März 22, 2023

Steinkohle-Kraftwerk Lünen erfolgreich gesprengt

Anzeige

Lünen. Über acht Jahr­zehn­te präg­te das Lüner Stein­koh­le­kraft­werk der Ste­ag die Regi­on. Am Sonn­tag wur­de die­ses Kapi­tel Indus­trie­ge­schich­te nun laut­stark been­det: Die Hage­dorn Unter­neh­mens­grup­pe spreng­te ein Kes­sel­haus, den Kühl­turm, den Wäscher der Rauch­gas­ent­schwe­fe­lungs­an­la­ge und einen 250 Meter hohen Schorn­stein des ehe­ma­li­gen Kraft­werks und schafft damit Raum für drin­gend benö­tig­te neue Gewer­be- und Industrieflächen.

Die größ­te Spren­gung Deutsch­lands in die­sem Jahr wur­de über ein Drei­vier­tel­jahr inten­siv vor­be­rei­tet. Begin­nend mit den Spreng­sta­ti­ken und Erschüt­te­rungs­pro­gno­sen, den dar­auf­fol­gen­den Abstim­mun­gen mit den umlie­gen­den Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men und Nach­barn, bis hin zur Gleissperrung.

- Advertisement -

Die Gebäu­de wur­den mit 2132 Spreng­lö­chern im Stahl­be­ton und 122 Schneid­la­dun­gen zur Stahl­spren­gung prä­pa­riert. In Sum­me wur­de 420 Kilo­gramm Spreng­stoff benö­tigt, der von den Fach­leu­ten prä­zi­se posi­tio­niert und dann elek­tro­nisch im Mil­li­se­kun­den-Bereich gezün­det wur­de. Der 250-Meter-Schorn­stein wur­de zur Mini­mie­rung der Fall­rich­tungs­ab­wei­chung gefal­tet, die zwei­te Spren­ge­be­ne in 140 Metern Höhe sorg­te für zwei gegen­läu­fi­ge Fall­rich­tun­gen des Bau­wer­kes. Der Staub­nie­der­schlag erfolg­te mit 3.000 Kubik­me­tern Was­ser, die per Spreng­schur einen künst­li­chen Regen erzeugten.

Die erfolg­rei­che Spren­gung war eine der größ­ten Her­aus­for­de­run­gen bei der Umwand­lung des 37 Hekt­ar gro­ßen Areals.

„Wir bau­en nun auf eine wei­te­re gute Zukunft für das ehe­ma­li­ge Kraft­werks­ge­län­de. Denn wir haben es hier mit tat­kräf­ti­gen pri­va­ten Inves­to­ren in einem guten Zusam­men­wir­ken mit der Stadt und Regi­on Lünen zu tun. Gemein­sam wol­len wir aus die­ser Flä­che etwas Gutes für die Men­schen und die Wirt­schaft ent­wi­ckeln“, betont Prof. Dr. Andre­as Pink­wart, Minis­ter für Wirt­schaft, Inno­va­ti­on, Digi­ta­li­sie­rung und Ener­gie des Lan­des Nordrhein-Westfalen.

Tho­mas Hage­dorn, geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter der Unter­neh­mens­grup­pe, ergänzt: „In Zei­ten von Flä­chen­knapp­heit ber­gen aus­ge­dien­te Kraft­werks­area­le enor­mes Poten­zi­al. Indem wir an Stand­or­ten wie Lünen neue Nut­zungs­kon­zep­te ent­wi­ckeln, leis­ten wir einen wich­ti­gen Bei­trag zur wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung einer gan­zen Regi­on und schaf­fen neue Per­spek­ti­ven für die loka­le Bevölkerung.“

„Das war ein ergrei­fen­der Moment für die Lüne­rin­nen und Lüner. Hier stand ein Kraft­werk, was den Men­schen in der Regi­on 80 Jah­re lang die Lebens­grund­la­ge gelie­fert hat. Es ist etwas, was weg­bricht, aber gleich­zei­tig erle­ben die Men­schen greif­bar die Chan­ce, dass hier etwas Neu­es ent­steht“, unter­streicht Lünens Bür­ger­meis­ter Jür­gen Kleine-Frauns.

Größ­te Spren­gung Deutsch­lands im Jahr 2021

Die erfolg­rei­che Spren­gung umfass­te nicht nur das 70 Meter hohe Kes­sel­haus, den 110 Meter hohen Kühl­turm sowie den 50 Meter hohen Wäscher der Rauch­gas­ent­schwe­fe­lungs­an­la­ge, son­dern mit 250 Metern auch einen der höchs­ten Schorn­stei­ne Deutsch­lands. Nicht ohne Stolz ver­kün­de­te Spreng­meis­ter André Schew­cow des­we­gen anschlie­ßend: „Wir sind mit dem Ergeb­nis sehr zufrie­den. Denn alle Spren­gun­gen ver­lie­fen plan­mä­ßig und die Gebäu­de lagen schon nach weni­gen Sekun­den so, wie sie sollten.“

Nun fol­gen der Rück­bau und die Ver­wer­tung der gespreng­ten Objek­te. Dabei kom­men über 40 Groß­bag­ger und Maschi­nen zum Ein­satz, dar­un­ter auch der größ­te Abbruch­bag­ger Deutschlands.

100 Pro­zent des rund 180.000 Ton­nen schwe­ren Bau­schutts und Schrotts wer­den recy­celt und der Bau­schutt noch direkt vor Ort wie­der­ver­wen­det. So wer­den Res­sour­cen geschont, Trans­por­te mini­miert und die Ent­sor­gung reduziert.

Ehe­ma­li­ge Kraft­werks­flä­che wird bereits seit 2019 für neue Nut­zung vorbereitet

Die Hage­dorn Unter­neh­mens­grup­pe hat die 52 Fuß­ball­fel­der gro­ße Flä­che vor etwas mehr als einem Jahr über­nom­men. Auf dem Gelän­de an der Molt­ke­stra­ße sol­len in enger Abstim­mung mit der Stadt Lünen hoch­wer­ti­ge neue Indus­trie- und Gewer­be­flä­chen ent­ste­hen. Seit 2013 hat die Grup­pe ins­ge­samt über 1,5 Mil­lio­nen Qua­drat­me­ter soge­nann­ter Brown­field­flä­chen revi­ta­li­siert. Hage­dorn steu­ert dabei stets die kom­plet­te Pro­zess­ket­te aus einer Hand. So auch aktu­ell in Lünen: Vom Erwerb der Flä­che über die Ent­ker­nung und den Rück­bau sämt­li­cher Gebäu­de, das Recy­cling und Stoff­strom­ma­nage­ment der anfal­len­den Mate­ria­li­en bis hin zur Boden­auf­be­rei­tung und Ver­dich­tung sowie dem abschlie­ßen­den Tief- und Stra­ßen­bau grei­fen alle Pro­zes­se eng ineinander.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

Viel Bewegung im Dauerthema Windenergie in Werne

Werne. Die Nutzung der Windenergie bleibt Dauerthema. „Da ist gerade sehr viel in Bewegung, das Thema wird uns weiter beschäftigen“, sagte Ralf Bülte, Dezernent...

Angebote in der Fabi: Kochkurs für Männer, Yoga und Klangschalen

Werne. Die Familienbildungsstätte (FBS) Werne hat wieder neue Kursangebote im Programm. Sie reichen vom Kochkurs für Männer bis zur Medidation mit Klangschalen. Herrenkochkurs für alle...

Kinder der Kita St. Sophia üben sich in der Müllvermeidung

Stockum. Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Diese alte Weisheit trifft auch auf die 72 Kinder in der Kita St. Sophia zu....

Mord in Münster: Tatverdächtiger stellt sich der Polizei

Aktualisiert (22.03.2023 - 13.30 Uhr) Münster. Der 21-jährige Tatverdächtige, der am Samstagabend (18. März 2023) für den Tod eines 31-jährigen Besucher des Sends in Münster...