Werne. Mit Solardächern über städtischen Parkplätzen Strom gewinnen und so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – diese Idee hatte die Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen vor einem Jahr in Form eines Antrags auf den Weg gebracht.
Wie in Nachbarstädten schon verwirklicht, solle die Gelegenheit zur Stromgewinnung über ohnehin versiegelten Flächen genutzt und zugleich ein Signal für städtischen Klimaschutz gesetzt werden. Im Ausschuss für Umwelt, Mobilität und Klimaschutz stand das Thema am Mittwoch (24. Mai 2023) auf der Tagesordnung.
Die in einer Liste erfassten zehn Parkplätze wurden drei Kategorien zugeordnet (befestigte Fläche mit eigenem Stromverbraucher in der Nähe, befestigter Platz mit Teilbelegung, unbefestigter Platz).
Heinrich Merhoff und Felix Losch vom Elektro-Planungsbüro Büro EPPS aus Lünen prüften in einer Machbarkeitsstudie anhand von drei Parkflächen am Stadthaus, am Grote Dahlweg und am Werthweg in Stockum beispielhaft die Umsetzungspotenziale und die Wirtschaftlichkeit. Unterschieden wurde zwischen Volleinspeisung und einer Eigenverbrauchsanlage mit Überschusseinspeisung.
Bei einer Volleinspeisung wird die gesamte erzeugte Energie in das öffentliche Netz eingespeist. Es gilt ein höherer Vergütungssatz für die Einspeisung als bei einer Eigenverbrauchsanlage. Bei Eigenverbrauch plus Überschusseinspeisung wird die Energie primär selbst genutzt und überschüssige Energie ins Netz eingespeist. Der Vergütungssatz ist dann niedriger als bei einer Volleinspeisung.
Eine Parkplatz PV-Anlage sei dann wirtschaftlich, wenn sie an einen großen Eigenverbraucher mit hohem Lastgang zur Mittagszeit gekoppelt ist, hieß es.
Für die Analyse wurden die Kriterien Energieverbrauch, Leistung, Investitionskosten, Gesamtkosten für 20 Jahre (inklusive Wartung), Amortisationszeit, Eigenverbrauchsquote, die Gesamtersparnis nach 20 Jahre und die Unterkonstruktion als Kriterien eingesetzt.
Solarmodule über städtischen Parkflächen kaum rentabel
Bei der Parkfläche am Stadthaus gingen die Gutachter von einer Belegung mit 156 Modulen aus. Bei einem Energieverbrauch des Stadthauses von 178.435 kWh (2022), einer Leistung von 63,96 kWp, Gesamtkosten über 20 Jahre von 348.000 Euro und einer Amortisationszeit von 17,1 Jahren betrage die Gesamtersparnis in diesen Zeitraum 63.000 Euro. Die derzeit mögliche Förderung von 32.000 Euro hinzugerechnet, beliefe sie sich somit auf 95.000 Euro. Eine direkte Empfehlung mochten die Gutachter nicht aussprechen, weil auch die Ausrichtung der Module (Süd mit lediglich 10 Grad Neigung möglich) ebenso wie die Amortisationszeit nachteilig seien.
Für ganz und gar ungeeignet hielten die Experten die Parkplätze am Grote Dahlweg und Werthweg. In beiden Fällen fehlt die Möglichkeit, die gewonnene Energie selbst zu verbrauchen. Die Fläche am Grote Dahlweg müsste zudem befestigt werden, um eine Verschmutzung der Module zu vermeiden. Bevor die Anlagen rentabel würden, seien 20 Jahre abzuwarten. Ausschlusskriterium ist die Kosten-Nutzungsrechnung, denn innerhalb von 20 Jahren würden jeweils sogar Verluste generiert: Grote Dahlweg: minus 206.000 Euro, Werthweg: minus 192.000 Euro.
Besser Alternativen für CO2- und Energiesparmaßnahmen suchen, hieß es schließlich seitens des EPPS Büros. Das könnten etwa Beleuchtungs- oder energetische Gebäudesanierungen sein.
Auch wenn Christoph Schade für die Grünen die positive Außenwirkung solcher Anlagen als „Leuchtturmprojekte für den Klimaschutz“ rühmte, folgte das Gremium angesichts der ernüchternden Ergebnisse der Einschätzung von Christoph Dammermann (FDP), der eine Gesamtkonzeption vorschlug. „Ich möchte ungern singulär über Parkflächen PV entscheiden, sondern lieber darüber, wie die Mittel am sinnvollsten eingesetzt werden können.“ Mit Zustimmung aller wurde der Antrag in einen entsprechen Prüfauftrag für die Verwaltung umgewandelt.
Die Präsentation des Büros EPPS ist im Bürgerinformationssystem auf der Homepage der Stadt Werne einsehbar.