Sonntag, Juni 4, 2023

Machbarkeitsstudie zu Stromernte vom Parkplatzdach ist ernüchternd

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Wer­ne. Mit Solar­dä­chern über städ­ti­schen Park­plät­zen Strom gewin­nen und so einen Bei­trag zum Kli­ma­schutz leis­ten – die­se Idee hat­te die Frak­ti­on von Bünd­nis 90/ Die Grü­nen vor einem Jahr in Form eines Antrags auf den Weg gebracht.

Wie in Nach­bar­städ­ten schon ver­wirk­licht, sol­le die Gele­gen­heit zur Strom­ge­win­nung über ohne­hin ver­sie­gel­ten Flä­chen genutzt und zugleich ein Signal für städ­ti­schen Kli­ma­schutz gesetzt wer­den. Im Aus­schuss für Umwelt, Mobi­li­tät und Kli­ma­schutz stand das The­ma am Mitt­woch (24. Mai 2023) auf der Tagesordnung.

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Die in einer Lis­te erfass­ten zehn Park­plät­ze wur­den drei Kate­go­rien zuge­ord­net (befes­tig­te Flä­che mit eige­nem Strom­ver­brau­cher in der Nähe, befes­tig­ter Platz mit Teil­be­le­gung, unbe­fes­tig­ter Platz).

Hein­rich Mer­hoff und Felix Losch vom Elek­tro-Pla­nungs­bü­ro Büro EPPS aus Lünen prüf­ten in einer Mach­bar­keits­stu­die anhand von drei Park­flä­chen am Stadt­haus, am Gro­te Dah­l­weg und am Wert­h­weg in Sto­ckum bei­spiel­haft die Umset­zungs­po­ten­zia­le und die Wirt­schaft­lich­keit. Unter­schie­den wur­de zwi­schen Voll­ein­spei­sung und einer Eigen­ver­brauchs­an­la­ge mit Überschusseinspeisung.

Bei einer Voll­ein­spei­sung wird die gesam­te erzeug­te Ener­gie in das öffent­li­che Netz ein­ge­speist. Es gilt ein höhe­rer Ver­gü­tungs­satz für die Ein­spei­sung als bei einer Eigen­ver­brauchs­an­la­ge. Bei Eigen­ver­brauch plus Über­schus­s­ein­spei­sung wird die Ener­gie pri­mär selbst genutzt und über­schüs­si­ge Ener­gie ins Netz ein­ge­speist. Der Ver­gü­tungs­satz ist dann nied­ri­ger als bei einer Volleinspeisung.

Eine Park­platz PV-Anla­ge sei dann wirt­schaft­lich, wenn sie an einen gro­ßen Eigen­ver­brau­cher mit hohem Last­gang zur Mit­tags­zeit gekop­pelt ist, hieß es.

Für die Ana­ly­se wur­den die Kri­te­ri­en Ener­gie­ver­brauch, Leis­tung, Inves­ti­ti­ons­kos­ten, Gesamt­kos­ten für 20 Jah­re (inklu­si­ve War­tung), Amor­ti­sa­ti­ons­zeit, Eigen­ver­brauchs­quo­te, die Gesamt­erspar­nis nach 20 Jah­re und die Unter­kon­struk­ti­on als Kri­te­ri­en eingesetzt.

Zahl­rei­che inter­es­sier­te Bürger/innen ver­folg­ten die Aus­schuss­sit­zung im Stadt­haus. Foto: Gaby Brüggemann

Solar­mo­du­le über städ­ti­schen Park­flä­chen kaum rentabel

Bei der Park­flä­che am Stadt­haus gin­gen die Gut­ach­ter von einer Bele­gung mit 156 Modu­len aus. Bei einem Ener­gie­ver­brauch des Stadt­hau­ses von 178.435 kWh (2022), einer Leis­tung von 63,96 kWp, Gesamt­kos­ten über 20 Jah­re von 348.000 Euro und einer Amor­ti­sa­ti­ons­zeit von 17,1 Jah­ren betra­ge die Gesamt­erspar­nis in die­sen Zeit­raum 63.000 Euro. Die der­zeit mög­li­che För­de­rung von 32.000 Euro hin­zu­ge­rech­net, belie­fe sie sich somit auf 95.000 Euro. Eine direk­te Emp­feh­lung moch­ten die Gut­ach­ter nicht aus­spre­chen, weil auch die Aus­rich­tung der Modu­le (Süd mit ledig­lich 10 Grad Nei­gung mög­lich) eben­so wie die Amor­ti­sa­ti­ons­zeit nach­tei­lig seien.

Für ganz und gar unge­eig­net hiel­ten die Exper­ten die Park­plät­ze am Gro­te Dah­l­weg und Wert­h­weg. In bei­den Fäl­len fehlt die Mög­lich­keit, die gewon­ne­ne Ener­gie selbst zu ver­brau­chen. Die Flä­che am Gro­te Dah­l­weg müss­te zudem befes­tigt wer­den, um eine Ver­schmut­zung der Modu­le zu ver­mei­den. Bevor die Anla­gen ren­ta­bel wür­den, sei­en 20 Jah­re abzu­war­ten. Aus­schluss­kri­te­ri­um ist die Kos­ten-Nut­zungs­rech­nung, denn inner­halb von 20 Jah­ren wür­den jeweils sogar Ver­lus­te gene­riert: Gro­te Dah­l­weg: minus 206.000 Euro, Wert­h­weg: minus 192.000 Euro.

Bes­ser Alter­na­ti­ven für CO2- und Ener­gie­spar­maß­nah­men suchen, hieß es schließ­lich sei­tens des EPPS Büros. Das könn­ten etwa Beleuch­tungs- oder ener­ge­ti­sche Gebäu­de­sa­nie­run­gen sein.

Auch wenn Chris­toph Scha­de für die Grü­nen die posi­ti­ve Außen­wir­kung sol­cher Anla­gen als „Leucht­turm­pro­jek­te für den Kli­ma­schutz“ rühm­te, folg­te das Gre­mi­um ange­sichts der ernüch­tern­den Ergeb­nis­se der Ein­schät­zung von Chris­toph Dam­mer­mann (FDP), der eine Gesamt­kon­zep­ti­on vor­schlug. „Ich möch­te ungern sin­gu­lär über Park­flä­chen PV ent­schei­den, son­dern lie­ber dar­über, wie die Mit­tel am sinn­volls­ten ein­ge­setzt wer­den kön­nen.“ Mit Zustim­mung aller wur­de der Antrag in einen ent­spre­chen Prüf­auf­trag für die Ver­wal­tung umgewandelt.

Die Prä­sen­ta­ti­on des Büros EPPS ist im Bür­ger­infor­ma­ti­ons­sys­tem auf der Home­page der Stadt Wer­ne einsehbar.

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