Mittwoch, März 22, 2023

Personal-Entwicklung in Werne – Wettkampf um Fachkräfte

Anzeige

Wer­ne. Die Baby­boo­mer-Jahr­gän­ge, die künf­tig in den Ruhe­stand wech­seln, demo­gra­fi­scher Wan­del, Wett­kampf um qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te auf dem Arbeits­markt oder auch die Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf – gera­de für klei­ne­re Städ­te wie Wer­ne ist die Per­so­nal­ent­wick­lung in der Ver­wal­tung ein gro­ßes Thema. 

Im Haupt- und Finanz­aus­schuss (9. Febru­ar 2023) hat Dirk Mahl­tig, Dezer­nent für Ver­wal­tungs­ser­vice, Digi­ta­li­sie­rung und Daten­ver­ar­bei­tung, ein umfas­sen­des Kon­zept mit dem Schwer­punkt Demo­gra­fie vor­ge­legt und Hand­lungs­be­darf bei Per­so­nal­fin­dung und Bin­dung aufgezeigt.

- Advertisement -

„Ein Groß­teil der Erwerbs­tä­ti­gen in Deutsch­land ist älter als 50 Jah­re. Auch in den
Ver­wal­tun­gen wer­den in den nächs­ten Jah­ren vie­le qua­li­fi­zier­te Per­so­nen in den Ruhe­stand gehen. Das bedeu­tet aber nicht nur Ver­lust an Per­so­nal, son­dern vor allem ein Ver­lust an (Lokal-) Wis­sen und Pra­xis­er­fah­rung“, umreißt er im Vor­wort die Situa­ti­on. Außer­dem setz­ten gro­ße Kri­sen, der öko­lo­gi­sche Umbau von Gesell­schaft und Wirt­schaft sowie die zuneh­men­de Kom­ple­xi­tät von Pro­zes­sen die Mit­ar­bei­ten­den unter enor­men Druck, heißt es weiter.

So zeich­nen sich in der Wer­ner Stadt­ver­wal­tung eben­so wie in jenen ande­rer Kom­mu­nen ähn­li­che Ent­wick­lun­gen ab: Freie Stel­len kön­nen kaum oder gar nicht (nach)besetzt wer­den. Gleich­zei­tig bräch­ten neue Pro­jek­te wie Kli­ma­schutz, Mobi­li­tät, Bür­ger­dia­log und die in alle Ver­wal­tungs­ab­tei­lun­gen hin­ein­rei­chen­de Digi­ta­li­sie­rung eine Auf­ga­ben­fül­le mit sich, die mit dem vor­han­de­nen Per­so­nal nicht mehr abzu­de­cken sei.

Für die Ver­wal­tung der Stadt Wer­ne waren 2022 knapp drei­hun­dert Mit­ar­bei­ten­de tätig. Im Jahr 2027 wer­den es 246 (minus 6 Pro­zent) und 2032 dann 194 (minus 34 Pro­zent) sein, hat Mahl­tig berech­net. Die Zahl der jähr­li­chen Neu­ein­stel­lun­gen habe sich inner­halb von zehn Jah­ren immer­hin ver­drei­facht. Allein in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren gab es ins­ge­samt 92 neu ein­ge­stell­te Ver­wal­tungs­kräf­te. Inklu­si­ve der Aus­zu­bil­den­den mache dies rund ein Drit­tel der Mit­ar­bei­ter­zahl aus. Das führ­te für die Per­so­nal­ver­wal­tung zu einem deut­lich gestie­ge­nen Arbeitsaufwand.

Gelin­gen­de Beschäftigten-Bindung

Doch wie bestehen in Kon­kur­renz zu den Ver­wal­tun­gen in grö­ße­ren, wenn klei­ne­re Städ­te mit dem dor­ti­gen Gehalts­ge­fü­ge nicht mit­hal­ten kön­nen? In sei­ner Ana­ly­se geht Mahl­tig detail­reich auf ver­schie­de­ne Aspek­te ein, nennt Aus- und Wei­ter­bil­dung, Fort­bil­dung und Qua­li­fi­zie­rung von Füh­rungs­kräf­ten. Betrieb­li­ches Gesund­heits­ma­nage­ment und eine alters­ge­rech­te Arbeits­platz­ge­stal­tung gehö­ren dazu. Fer­ner nennt der Dezer­nent Hand­lungs­emp­feh­lun­gen, um eine posi­ti­ve Arbeit­ge­ber­mar­ke zu schaf­fen und so für eine gelin­gen­de Beschäf­tig­ten-Bin­dung zu sorgen.

Dazu zählt die pro­fes­sio­nel­le Ein­ar­bei­tung und Inte­gra­ti­on der Mit­ar­bei­ten­den am Arbeits­platz (Onboar­ding) sowie die Unter­stüt­zung beim Wech­sel (Cross­boar­ding) oder Wie­der­ein­stieg (Reboar­ding). Ver­lässt ein Mit­ar­bei­ten­der die Arbeits­stel­le (Off­boar­ding), sind bei­spiels­wei­se auf fach­li­cher Ebe­ne der Wis­sens­trans­fer und auf per­sön­li­che Ebe­ne Wert­schät­zung gefragt.

Bis­her sei es der Stadt­ver­wal­tung Wer­ne (fast) immer gelun­gen, vakan­te Stel­len mit qua­li­fi­zier­ten Mitarbeiter/innen zu beset­zen. Dies gestal­te sich aber zuneh­mend schwie­ri­ger. Allein die Aus­sicht auf einen siche­ren Arbeits­platz genü­ge heu­te nicht mehr. „Wei­che Kri­te­ri­en wie Fle­xi­bi­li­tät und Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fami­lie wür­den immer wich­ti­ger“, bilan­ziert Dirk Mahl­tig. Eine Fle­xi­bi­li­tät, wie sie die Stadt Wer­ne ihren Mit­ar­bei­ten­den mit fle­xi­blen Arbeits­zei­ten, Gleit­zeit und Teil­zeit­mo­del­len auch schon lan­ge biete.

An der „Samm­lung der Pro­ble­me“ ver­miss­te Grü­nen-Frak­ti­ons­chef Bene­dikt Strie­pens schließ­lich mehr Hand­lungs­an­wei­sun­gen, man sei aber einen Schritt wei­ter, sag­te er. Uta Lei­sen­tritt (CDU), schloss sich ihm an. Vor einem Jahr habe man in dem Gre­mi­um die For­de­rung nach einem Kon­zept gestellt, jetzt freue man sich über den ers­ten Auf­schlag. Für die Beschäf­tig­ten-Bin­dung müs­se man genü­gend Mit­tel etwa für Qua­li­fi­zie­rung oder Gesund­heits­för­de­rung (Fitness/ Sole­bad) bereit­stel­len, argu­men­tier­te sie sinn­ge­mäß. Für Sieg­fried Scholz (SPD) bie­tet die „Check­lis­te“ eine gute Basis.

Tat­säch­lich sei es schwie­rig, qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal zu fin­den, dar­an müs­se man inten­si­ver arbei­ten, so Bür­ger­meis­ter Lothar Christ. „Wir neh­men die Anträ­ge ernst“, beton­te er. Man wer­de Maß­nah­men ent­wi­ckeln und im Lau­fe des Jah­res dann Geld bereitstellen.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

„Stockum putzt sich raus”: Viele fleißige Hände, weniger Müll

Stockum. Die traditionelle Dorfreinigung im Werner Ortsteil Stockum hat auch in diesem Jahr stattgefunden. Dafür hatten sich im Vorfeld der Veranstaltung 160 Personen angemeldet;...

„Als Team unschlagbar”: Handball-Mädchen sind Kreismeister

Werne. Nach dem 23:23 (13:12) gegen HLZ Ahlen sicherte sich die weibliche C-Jugend des TV Werne die Meisterschaft im Handballkreis Hellweg. "Dieser Erfolg ist...

Pfarrer Bader hat Ev. Gemeinde verlassen – Pfarrbezirke abgeschafft

Werne. Pfarrer Andreas Bader, der erst vor knapp zwei Jahren in die Lippestadt kam, hat die Evangelische Kirchengemeinde Werne nach längerer Krankenzeit zum 28.Februar...

Nina Postler nun offiziell Rektorin der Kardinal-von-Galen-Schule

Stockum. Nina Postler erhielt heute (21.03.2023) die Ernennungsurkunde als Rektorin der Kardinal-von-Galen-Schule in Stockum. Damit endet eine fast dreieinhalb Jahre dauernde Vakanz. Denn im November...