Mittwoch, Mai 31, 2023

Neue Ausstellung im Museum: Zeitreise durch 200 Werner Jahre

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Wer­ne. Das Leben und Gesche­hen in der Stadt Wer­ne vom 19. Jahr­hun­dert bis heu­te wird von Sonn­tag, 27. Novem­ber 2022, im Stadt­mu­se­um erlebbar. 

Um 11 Uhr eröff­net Muse­ums­lei­te­rin Dr. Con­stan­ze Döh­rer nach lan­ger Umbau­pha­se die neu kon­zi­pier­te Dau­er­aus­stel­lung im ers­ten Ober­ge­schoss des Muse­ums. Die nimmt das inter­es­sier­te Publi­kum mit in eine Zeit, die von gro­ßen Umbrü­chen geprägt war und wider­spie­gelt, wie die Men­schen den Wan­del auf­ge­nom­men haben.

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Mul­ti­me­di­al, modern und fle­xi­bel setzt das Kon­zept der Schau die Stadt­ge­schich­te in die­ser Zeit­span­ne in sechs Räu­men in Sze­ne. Modul­wän­de mit viel­fäl­tig ein­setz­ba­ren Schau­käs­ten neh­men die Objek­te auf und rücken sie ins Blick­feld des Betrach­ters. Touch­pads lie­fern den Muse­ums­be­su­chern Infor­ma­tio­nen oder auch Licht und Töne. Ein­fach das Objekt aus dem Schau­kas­ten auf dem Touch­pad antip­pen und lesen.

Die Aus­stel­lung lebt davon, dass Objek­te aus­ge­wech­selt und durch ande­re aus dem Muse­ums­pool ersetzt wer­den kön­nen, erklär­te Dr. Döh­rer gegen­über WERN­Eplus zur Kon­zept­idee. Die Gestal­tung der Muse­ums­räu­me folgt dabei dem Prin­zip „weni­ger ist mehr“ und ver­leiht den his­to­ri­schen Stü­cken aus Wer­nes Stadt­ge­schich­te so eine ange­mes­se­ne Wirkung.

Die Ehren­ta­fel aus dunk­lem Holz erin­nert an die Gefal­len der bei­den Krie­ge von 1813 bis 1815 und 1870/71. Foto: Gaby Brüggemann

Direkt am Trep­pen­auf­gang wer­den die geschichts­be­weg­ten Besucher/innen mit­ge­nom­men in die Zeit des frü­hen 19. Jahr­hun­derts, als Wer­ne preu­ßisch wur­de. „Das war ein Kul­tur­schock für die Bür­ger­schaft, die damals noch am Kle­rus in Müns­ter aus­ge­rich­tet war“, so Döh­rer. Eine beson­de­re Schrift belegt, dass von 1806 bis 1813 Kai­ser Napo­le­on höchst selbst die Auf­sicht über des dama­li­gen Groß­her­zog­tums Berg und Kle­ve übernahm.

Beson­ders inter­es­sant für die His­to­ri­ke­rin ist ein hand­schrift­li­cher Hin­weis unter dem Doku­ment, der die ers­te schrift­li­che Erwäh­nung der jüdi­schen Syn­ago­ge ent­hält. Dort sei, so die Anmer­kung, das Schrift­stück publi­ziert worden.

In der Mit­te erin­nert die Ehren­ta­fel aus dunk­lem Holz an die Gefal­len der bei­den Krie­ge von 1813 bis 1815 und 1870/71. Lan­ge Zeit habe die Tafel mit vie­len noch heu­te bekann­ten Wer­ner Fami­li­en­na­men auf dem Dach­bo­den der St.-Christophorus-Kirche ein ver­bor­ge­nes Dasein gefris­tet und sei dann zunächst im Anbau des Muse­ums prä­sen­tiert wor­den, schil­der­te Dr. Döh­rer. Flan­kiert wird die Ehren­ta­fel unter ande­rem von zwei Geweh­ren und zwei Pickelhauben.

Raum Schau­de­pot: Die Funk­ti­on des Kon­strukt unten rechts ist nicht bekannt. Foto: Gaby Brüggemann

Lippe­brü­cke und Zechen-Anstich füh­ren Stadt in die Moderne

Das 19. Jahr­hun­dert brach­te mit der Über­brü­ckung der Lip­pe eine Öff­nung nach außen und nahm die Stadt Wer­ne mit in die Moder­ne. Eine Post­kar­te aus der Zeit um 1900 zeigt den Brü­cken­bau, der die Wer­ner Stadt­ge­sell­schaft in die Moder­ne mit­nahm. Das Motiv in Groß­for­mat ziert die Wand des Muse­ums­flu­res und lenkt das Inter­es­se auf die­se wich­ti­ge Infrastrukturmaßnahme.

Der ers­te Raum wid­met sich der wirt­schaft­li­chen und städ­te­bau­li­chen Ent­wick­lung der Sied­lun­gen. Ein Mei­len­stein war 1899 der Anstich der Zeche Wer­ne. Die dama­li­ge Struk­tur, die von Hand­werk und Han­del geprägt war, brach aus­ein­an­der, es gab viel Zuzug, die Wirt­schafts­kraft wuchs, eben­so das Unter­neh­mer­tum, skiz­zier­te die Muse­ums­lei­te­rin den Umbruch. Das Sole­bad, das sei­ne Natur­so­le aus dem Berg­werk bezog, wur­de zum Mar­ken­zei­chen. Zwei Spa­ten, einer vom Anstich der Zeche und einer vom Ama­zon-Spa­ten­stich sym­bo­li­sie­ren den Wandel.

Medi­zi­ni­sche Instru­men­te wie über­di­men­sio­na­le Sprit­zen oder ein Ampu­ta­ti­ons­be­steck aus der Pra­xis von Dr. Höve­ner klä­ren über den viel­schich­ti­gen Behand­lungs­all­tag des Medi­zi­ners auf und dürf­ten so man­chen Betrach­ter zum Stau­nen und viel­leicht auch ein wenig zum Gru­seln bringen.

Dank vie­ler gespen­de­ter Gegen­stän­de, Klei­dungs­stü­cke, zwei­er ori­gi­na­len Motiv-Fens­ter aus der Moor­mann-Fabrik sowie einem reich ver­zier­ter Kachel­ofen der Fami­lie Moor­mann zeu­gen eben­so aus der Ver­gan­gen­heit, wie vie­le All­tags­ge­gen­stän­de aus Haus­halt und Arbeits­le­ben. Das Modell des 1928 erbau­ten Bahn­hofs ist in Blick­fang eines wei­te­ren Rau­mes. Die fei­er­li­che Eröff­nung des Bahn­hofs, Stadt­an­sich­ten und Fest­ereig­nis­se der Ver­ei­ne sind in Film­auf­nah­men fest­ge­hal­ten, die zum Teil noch heu­te wie­der­erkenn­ba­re Sei­ten der Stadt zeigen.

Scha­ren von Wer­nern Kin­dern haben im Sole­bad mit den Pfei­fen der Bade­meis­ter Karl und Gün­ther Wag­ner zu hören bekommen.

Im Schau­de­pot fin­den sich Expo­na­te, die aus dem Muse­ums­fun­dus zurück in die Rega­le und Schau­käs­ten geholt wur­den. Die stei­ner­ne Ölmüh­le, Mar­zi­pan- und But­ter­mo­del, das Horn des Nacht­wäch­ters, ein bunt­be­mal­te Schau­kel­pferd und vie­les mehr.

An die bei­den Welt­krie­ge in der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts erin­nern beson­de­re Aus­stel­lungs­stü­cke, die dem Muse­um von Wer­ner Bürger/innen über­las­sen wur­den. Ein Schreib­se­kre­tär von Mar­ga Spie­gel und eine his­to­ri­sche Auf­nah­me des Geschäfts­hau­ses des jüdi­schen Hut­ma­chers Gum­pert sind zuse­hen und the­ma­ti­sie­ren Ver­fol­gung, Miss­hand­lung und Depor­ta­ti­on der jüdi­scher Bür­ger und die Ereig­nis­se der Pogrom­nacht 1938 vor Ort.

Mul­ti­me­di­al, modern und fle­xi­bel setzt das Kon­zept der Schau die 200 Jah­re Stadt­ge­schich­te in sechs Räu­men in Sze­ne. Foto: Gaby Brüggemann

Apro­pos Wan­del: An die Aus­stel­lung schließt sich – last not least – ein Raum an, in dem geprüft und bera­ten wer­den soll, wel­che Ent­wick­lun­gen, Umbrü­che und Expo­na­te aus der Gegen­wart für kom­men­den Gene­ra­tio­nen Ein­zug ins Muse­ums hal­ten sol­len. „Seit 2019 haben Coro­na-Pan­de­mie, Kli­ma­wan­del und Ukrai­ne-Krieg vie­le Ver­än­de­run­gen mit sich gebracht. Wie erle­ben die Men­schen heu­te den Wan­del und wie gestal­ten sie ihn?“, lau­tet die Fra­ge­stel­lung, so Döh­rer. Die Ant­wor­ten auf wer­den im Zukunfts­raum gefun­den und die dazu­ge­hö­ri­gen Objek­te irgend­wann in den Schau­käs­ten zu sehen sein…

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