Werne/Stockum. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) begrüßt jetzt in einer Medienmitteilung den Plan, ein neues Wasserkraftwerk an der Lippe bei Werne zu bauen.
Der Investor erwarte eine jährliche Erzeugung von zwei Millionen Kilowattstunden Ökostrom. Außerdem werde der Fluss in diesem Abschnitt für Fische wieder durchgängig.
Dr. Michael Detering, Projektentwickler der SCNCWAVE/SURFWRLD auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Werne, hatte angekündigt, ein neues Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 400 Kilowatt an der Lippe in Werne-Stockum zu bauen (WERNEplus berichtete). Das Projekt „Wehr Stockum“, so der Arbeitstitel, könne jährlich an die zwei Millionen Kilowattstunden dringend benötigten erneuerbaren Stroms erzeugen.
Wie es ferner heißt, wolle Detering parallel zu der neuen Wasserkraftanlage mit fischfreundlicher Turbine auch einen modernen Fischaufstieg errichten, sodass Fische erstmals seit rund 200 Jahren hier in der Lippe wieder stromaufwärts wandern können. Wenn es nach dem Investor gehe, solle der Bau bereits 2023 beginnen. Die ersten Kilowattstunden sollen dann Ende 2024 erzeugt werden.
„Dieser Neubau ist ein wichtiges Signal, dass es mit der kleinen Wasserkraft in Nordrhein-Westfalen weitergeht“, freut sich Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), „Für uns ist dieses Projekt eine Bestätigung, dass wir uns in den vergangenen Wochen konsequent gegen eine Streichung der Einspeisevergütung für die kleineren Wasserkraftwerke eingesetzt haben.“
Die ursprünglichen Pläne der Bundesregierung für die Anfang Juli beschlossene Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hätten das ersatzlose Aus der EEG-Förderung für Wasserkraftwerke mit einer Leistung von weniger als 500 Kilowatt vorgesehen, informiert LEE NRW. Diese Kappung sollte auch für kleine Anlagen gelten, bei denen eine technische Modernisierung anstehe. Fachleute sprechen von „Repowering“. Für Nordrhein-Westfalen hätte gerade diese Repowering-Regelung bittere Folgen gehabt: Rund 85 Prozent der 450 bestehenden Wasserkraftwerke haben eine Leistung von weniger als 500 Kilowatt.
Der LEE NRW gehe davon aus, dass „Werne der Auftakt für die konsequente Hebung der noch vorhandenen Potenziale kleinerer Wasserkraftanlagen“ sein werde. Verbandschef Priggen setze dabei auf die Unterstützung der neuen Landesregierung. Die schwarz-grünen Regierungsparteien hatten sich im Koalitionsvertrag für den Ausbau der Wasserkraft auf folgenden Passus verständigt: „Wir werden Wasserkraftstandorte unter ökologischen Aspekten weiterentwickeln, sodass die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt werden können.“
Dass das neue Wasserkraftwerk in Werne-Stockum „ein ökologisches Vorzeigeprojekt“ wird, steht für Investor Michael Detering außer Frage: „Wir werden dort Umweltschutz, die Durchgängigkeit der Lippe für Fische sowie die Erzeugung von regenerativer Energie in Einklang bringen.“ Detering ist froh, dass auch dank des Engagements des LEE NRW die Streichung der EEG-Förderung für kleinere Wasserkraftwerke verhindert werden konnte: „So kann ich jetzt das Projekt wie ursprünglich angedacht mit einer Leistung von 400 Kilowatt planen, was sich auch wirtschaftlich rechnet.“
Deterings neue Wasserkraftanlage soll in Werne-Stockum eine ältere 45-kW-Anlage ohne modernen Fischaufstieg ersetzen. „Mit dem Neubauprojekt besteht die Chance, sowohl kurzfristig eine erhebliche ökologische Verbesserung der Lippe zu erreichen als auch gleichzeitig angesichts der derzeit angespannten Energiesituation dringend benötigten Ökostrom zu erzeugen.“ Bestärkt in seinen Plänen sieht sich Investor Detering durch die Stadt Werne: Das neue Wasserkraftwerk ist ein Baustein ihres Klimaschutzkonzeptes.