Mittwoch, März 29, 2023

Herberner in Ghana: Es fehlt an allem, aber Unmut gibt es nicht

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Her­bern. Für uns ist es eine Selbst­ver­ständ­lich­keit: Wenn man den Hahn auf­dreht, kommt Was­ser. Für Bene­dikt Sten­trup war die­ses Anfang des Jah­res der rei­ne Luxus. Zwei Wochen arbei­te­te der Her­ber­ner ehren­amt­lich über die Vol­un­teer Pro­jects Abroad in Gha­na. Dort wird dort gera­de eine neue Schu­le gebaut und Hil­fe ist jeder­zeit willkommen.

Flie­ßen­des Was­ser und eine regel­mä­ßi­ge Strom­ver­sor­gung gab es dort nicht häu­fig. Dafür aber eine unglaub­li­che Lebens­freu­de auch unter den Ärms­ten der Armen, Hilfs­be­reit­schaft und Gast­freund­schaft. Bene­dikt Sten­trup, der in Bockum Hövel als Geschäfts­füh­rer der Fir­ma Dom­mel über 90 Ange­stell­te beschäf­tigt, denkt mit Freu­de an sei­ne Zeit in dem west­afri­ka­ni­schen Land zurück.

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Sei­ne chro­ni­sche Unzu­frie­den­heit in Coro­na-Zei­ten hat ihn zu die­sem Schritt bewo­gen, wie er erzählt. „Der Wohl­stand kommt uns aus den Ohren her­aus. Ich woll­te ger­ne etwas Sinn­vol­les machen. Mei­ne Wahl fiel auf ein Schul­bau-Pro­jekt, dass ich zwei Wochen mit mei­nen hand­werk­li­chen Fähig­kei­ten unter­stützt habe“, so der 40-Jäh­ri­ge. Den Kon­ti­nent fand er schon immer fas­zi­nie­rend, erzählt Sten­trup. Dabei woll­te er nach Gha­na, weil das Land zwar ein Ent­wick­lungs­land ist, aber gleich­zei­tig poli­tisch sta­bil ist.

Anfangs erleb­te Bene­dikt Sten­trup in Gha­na einen Kul­tur­schock. Foto: Stentrup

„Anfangs habe ich schon einen Kul­tur­schock erlebt. Der Müll über­all auf den Stra­ßen, eine Abwas­ser­ent­sor­gung gibt es nicht, Trink­was­ser kann man nur kau­fen und ein Gesund­heits­sys­tem ist dort auch ein Fremd­wort, dazu kommt noch die stän­di­ge Hit­ze dazu.“

Sechs Stun­den täg­lich wur­de auf der Bau­stel­le gear­bei­tet. Dabei war der Arbeits­platz schon sehr aben­teu­er­lich. In Deutsch­land wür­de so eine Bau­stel­le sofort still­ge­legt. „Es gab 50 Kilo Zement-Säcke, die sind bei uns gar nicht mehr zuläs­sig. Sicher­heits­be­auf­tra­ge wür­den die Hän­de über den Kopf zusam­men­schla­gen. Das Gerüst bestand aus zusam­men­ge­na­gel­ten Holz­lat­ten und gear­bei­tet wur­de bar­fuß.“ Kost und Logis bekam Sten­trup über die Orga­ni­sa­ti­on bei einer ein­hei­mi­schen Familie.

Teil­wei­se kata­stro­pha­le Ver­hält­nis­se fand der Her­ber­ner in einer Schu­le vor. Foto: Stentrup

Erschro­cken war Sten­trup beim Besuch einer Schu­le. Am ers­ten Schul­tag nach den Feri­en fehl­ten Bücher für die Schü­ler und Schü­le­rin­nen, da muss­ten die Kin­der den Schul­hof fegen, um die Zeit rum zu krie­gen. Auch der Com­pu­ter Unter­richt konn­te nicht statt­fin­den, wie wir ihn ken­nen. „Da gab es einen Com­pu­ter für 300 Kin­der.“ Genau­so ist es beim Sport-Unter­richt. Die Kin­der wol­len Fuß­ball spie­len und es gibt kei­ne oder weni­ge Bäl­le. Kurz­fris­tig besorg­te Sten­trup mit einem ande­ren Vol­un­teer, der an der Schu­le arbei­te­te, kurz­fris­tig zehn neue Fuß­bäl­le. Es fehlt an allem, aber Unmut geäu­ßert wird dort nicht. „Auch wenn die Men­schen dort nicht viel haben, sind sie zufrie­de­ner und vor allem dank­ba­rer, das kann ich auf jeden Fall unterstreichen.“

Zurück in Deutsch­land denkt Sten­trup noch viel über die­se zwei Wochen in Gha­na nach. „Ich wür­de es wie­der machen“, sagt der 40-Jäh­ri­ge. In Sachen Umwelt­schutz hat sich sein Den­ken stark ver­än­dert. „In Afri­ka fah­ren unse­re aus­ran­gier­ten Autos, der Müll wird von Deutsch­land nach Afri­ka gebracht und ver­rot­tet da auf den ver­schie­dens­ten Müll­kip­pen. Da bekommt das Wort Umwelt­schutz und Kli­ma­neu­tra­li­tät in Deutsch­land einen faden Bei­geschmack“, meint er.

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