Werne. Stoffwindeln statt Einwegwindeln, lautete jetzt im Ausschuss für Soziales, öffentliche Ordnung, Integration und Inklusion die Frage, die die Grünen per Antrag auf die Tagesordnung gerückt hatten.
Die Einwegwindeln verursachten wahre Müllberge und auch viele Dermatologen forderten einen Rückkehr zu Stoffwindel, argumentierte Barbara Börste für die Fraktion.
Mit viel Öffentlichkeitsarbeit und einem Einmal-Zuschuss von 150 Euro für die Grundausstattung solle die Stadt den Eltern die Verwendung der umweltschonende Windel-Variante empfehlen. Der Verwaltungsaufwand sei überschaubar, regte Börste deshalb an, 5.000 Euro in den Haushaltsentwurf 2023 einzustellen. Versuchen, das Angebot zweckzuentfremden, könne man verhindern, indem das Geld nur gegen Vorlage der Geburtsurkunde und einer Rechnung ausgezahlt werde.
Die heutigen Mehrwegwindeln seien viel ausgereifter, gut handelbar und enthielten keine Chemikalien, hieß es zu den Vorteilen. Trotz des Aufwands für die Anschaffung bringe die Verwendung der Mehrwegwindeln über die gesamte Wickelzeit gerechnet sogar eine Ersparnis von 1.500 Euro mit sich. Für die Stadt fielen aufgrund des geringeren Restmüllvolumens zudem auch die Entsorgungskosten niedriger aus.
Im Sinne der Abfallvermeidung stieß der Vorschlag in dem Gremium durchaus auf Gegenliebe. Dass man aber einen Zuschuss zahlen solle, wollte Benedikt Lange (FDP) nicht einleuchten: „Warum subventionieren, wenn doch eine Ersparnis von 1.500 Euro da ist?“, fand er und sah die Hürde eher in mangelnder Information. Die Wirtschaftlichkeit sei nicht der Hebel, den man ansetzen solle.
Testlauf für zwei Jahre kompromissfähig
Mit der finanziellen Unterstützung könne man auch Geringverdienern ermöglichen, die umwelt- und ressourcenschonende Mehrwegwindeln anzuschaffen, entgegnete Börste. Das sah Andreas Schütte (Linke) anders. Untere Einkommensschichten werde man so kaum erreichen, äußerte er Zweifel, die Anschaffungskosten von 500 Euro seien zu hoch. Der soziale Aspekt fehlt, meinte er.
Für die SPD rechnete Dirk Pohl die zusätzlichen Waschvorgänge in die Ökobilanz der Stoffwindeln ein, denn schließlich erhöhe das den Wasserverbrauch. Auch Jürgen Regener (CDU) riet anstelle des Zuschusses zu einer Unterstützung durch Öffentlichkeitsarbeit.
In ihrer Antragsbegründung hatten die Grünen bereits darauf hingewiesen, das andere Kommunen bereits positive Erfahrungen mit einem Stoffwindelzuschuss gemacht hätten. Wie die Recherche der Verwaltung ergab, werden hier allerdings Unterschiede sichtbar. In Rheda-Wiedenbrück etwa werden seit rund 20 Jahren 25–30 Anträge pro Jahr eingereicht, in Rietberg hingegen seit 2020 etwa 10 per anno.
„Zunächst für zwei Jahre probeweise anbieten und dann evaluieren“, lautete schließlich der Kompromissvorschlag von Rolf Weißner (CDU), dem alle zustimmten.