Freitag, März 31, 2023

Großbäckerei will ins neu geplante Industriegebiet Nordlippestraße

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Wer­ne. Die Groß­bä­cke­rei Büsch mit Sitz in Kamp-Lint­fort am Nie­der­rhein möch­te im geplan­ten Gewer­be­ge­biet an der Nord­lip­pe­stra­ße expan­die­ren. Auf einem 50 000 Qua­drat­me­ter gro­ßen Grund­stück soll ein Pro­duk­ti­ons­be­trieb ent­ste­hen, der ein neu­es Fili­al­netz im Müns­ter­land, in Ost­west­fa­len und im öst­li­chen Ruhr­ge­biet ermöglicht. 

270 Fach­kräf­te sol­len hier in der zwei­ten Aus­bau­stu­fe einen Arbeits­platz fin­den. Bau­be­ginn soll nach dem Wunsch des Unter­neh­mens Ende 2023 sein, Anfang 2025 soll die „Back­stu­be 2“, wie die Nie­der­las­sung fir­men­in­tern genannt wird, in Betrieb gehen. 40 Mil­lio­nen Euro will die Bäcke­rei Büsch in den neu­en Stand­ort investieren.

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Das sind kurz zusam­men­ge­fasst die Fak­ten, die Geschäfts­füh­rer Dirk Jonack am Frei­tag in einem Pres­se­ge­spräch im Stadt­haus prä­sen­tier­te. Bür­ger­meis­ter Lothar Christ, der neue Wirt­schafts­för­de­rer Mat­thi­as Stil­ler und die Vor­sit­zen­de des Stadt­ent­wick­lungs- und Wirt­schafts­för­de­rungs­aus­schus­ses, Uta Lei­sen­tritt, hat­ten Jonack und sei­ne Pres­se­spre­che­rin Sig­rid Baum zu die­sem Gespräch eingeladen. 

Bau­be­ginn soll nach dem Wunsch des Unter­neh­mens Ende 2023 sein. Hier ist ein ers­ter Archi­tek­ten­ent­wurf zu sehen.

Ein unge­wöhn­li­cher Schritt, wie Lothar Christ beton­te: „Noma­ler­wei­se stel­len wir Unter­neh­men erst vor, wenn die Tin­te unter dem Ansied­lungs­ver­trag tro­cken ist.“ In Anbe­tracht der Bür­ger­pro­tes­te und der seit Mona­ten schwe­len­den Dis­kus­si­on über den Koope­ra­ti­ons­stand­ort des Regio­nal­ver­ban­des Ruhr­ge­biet am nörd­li­chen Orts­ein­gang habe man sich aber dazu ent­schie­den, früh­zei­tig zu infor­mie­ren. Christ geht dabei vor allem auf die Behaup­tung der Geg­ner ein, mit der Ent­schei­dung für die Ent­wick­lung der 30 Hekt­ar gro­ßen Flä­che nörd­lich der Nord­lip­pe­stra­ße öff­ne die Stadt die Türen für umwelt­schäd­li­che Indus­trie­be­trie­be. „Eine Schwer­indus­trie mit hohen, rau­chen­den Schorn­stei­nen wol­len wir auch in Zukunft nicht haben“, sag­te Christ. Der Hand­werks­be­trieb Büsch sei ein gutes Bei­spiel dafür, wel­che Unter­neh­men für das neue Gewer­be­ge­biet infra­ge kommen.

Die Gesprä­che mit der Bäcke­rei Büsch lau­fen laut Christ schon seit Mona­ten und bei einem Orts­ter­min in Kamp Lint­fort habe Gele­gen­heit bestan­den, sich selbst ein Bild von der Phi­lo­so­phie und von der Nach­hal­tig­keit des Unter­neh­mens zu machen. „Man kann sagen, die Che­mie zwi­schen der Stadt Wer­ne und der Bäcke­rei Büsch stimmt“, sag­te Christ. Man wer­de alles dafür tun, um das Unter­neh­men nach Wer­ne zu holen. Auch die Frak­tio­nen im Stadt­rat hät­ten uni­so­no betont, dass es sich bei der Bäcke­rei Büsch um eine hoch­wer­ti­ge Ansied­lung han­delt, ergänz­te Uta Lei­sen­tritt. „Das Unter­neh­men passt zu Wer­ne“, so die Vor­sit­zen­de des Stadtentwicklungsausschusses.

Der 1987 von Bäcker­meis­ter Nor­bert Büsch gegrün­de­te Hand­werks­be­trieb betreibt in Kamp-Lint­fort eine Bäcke­rei, in der 500 über­wie­gend aus­ge­bil­de­te Mit­ar­bei­ter beschäf­tigt sind, die der­zeit 200 eige­ne Filia­len in der wei­te­ren Regi­on mit fri­schen Back­wa­ren belie­fern. Ins­ge­samt beschäf­ti­ge das Unter­neh­men in der Pro­duk­ti­on und den Geschäf­ten 2750 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter und lege gro­ßen Wert auf die Aus­bil­dung eige­ner Nach­wuchs­kräf­te, sag­te Dirk Jonack bei der Prä­sen­ta­ti­on. „Wir ver­ste­hen uns als Hand­werks­bä­cke­rei mit einem hohen Qua­li­täts­an­spruch“. Künst­li­che Back­zu­ta­ten sei­en tabu, im Betrieb sei­en gut aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te im Ein­satz, die nach alter Tra­di­ti­on die Pro­duk­te her­stel­len. Das Unter­neh­men set­ze auf sei­ne bewähr­ten Erfolgs­fak­to­ren: höchs­te hand­werk­li­che Qua­li­tät, gut aus­ge­bil­de­tes Per­so­nal und Indi­vi­dua­li­tät beim Ladenbau.

Für die Pro­duk­ti­on wer­den 270 Fach­kräf­te benötigt

Weil die Bäcke­rei seit Jah­ren über­durch­schnitt­lich wächst, sei­en am Stamm­sitz Kamp-Lint­fort die Kapa­zi­tä­ten aus­ge­schöpft. Eine Erwei­te­rung am Ort sei nicht mög­lich, des­halb habe man sich für einen zwei­ten Stand­ort ent­schie­den. Wer­ne sei auf­grund sei­ner Lage ide­al, weil wei­te­re Filia­len im Müns­ter­land, in Ost­west­fa­len und im öst­li­chen Ruhr­ge­biet geplant sei­en. 40 neue Geschäf­te könn­ten im ers­ten Bau­ab­schnitt von Wer­ne aus belie­fert wer­den, dafür wür­den zunächst rund 90 Mit­ar­bei­ter benö­tigt. In der zwei­ten Aus­bau­stu­fe, die für 2030 ter­mi­niert sei, sei­en 125 Filia­len das Ziel. Für die Pro­duk­ti­on wür­den dann ins­ge­samt 270 Fach­kräf­te benö­tigt. Geplant sei ein 24-Stun­den-Betrieb an sie­ben Tagen in der Woche, um tages­fri­sche Pro­duk­te herzustellen.

40 Mil­lio­nen Euro will die Bäcke­rei Büsch in den neu­en Stand­ort inves­tie­ren. Foto: Büsch

Die hohen Anfor­de­run­gen an den Kli­ma- und Umwelt­schutz am Stand­ort in Wer­ne ent­spre­chen laut Jonack der Unter­neh­mens­phi­lo­so­phie. Die­se wür­den schon beim Bau der Gebäu­de berück­sich­tigt. Jonack stell­te einen Archi­tek­ten­ent­wurf für den ers­ten Bau­ab­schnitt vor, der ein rund 14 000 Qua­drat­me­ter gro­ßes, weiß ver­klin­ker­tes Gebäu­de zeigt, das eine Höhe von ca. zehn Meter hat. Bestand­teil sei eine glä­ser­ne Back­stu­be. Besu­cher könn­ten in einem Café die Back­wa­ren genie­ßen und auf einer Gale­rie einen Ein­blick in die Pro­duk­ti­on neh­men 12 000 Qua­drat­me­ter befes­tig­te Flä­che sei­en geplant, 6000 Qua­drat­me­ter Flä­che sei­en für eine Begrü­nung vor­ge­se­hen. Wei­te­re 18 000 Qua­drat­me­ter ste­hen laut Jonack für die spä­te­re Erwei­te­rung zur Verfügung.

„Wir wer­den unse­rer Ver­ant­wor­tung als zukunfts­ori­en­tier­tes und umwelt­be­wuss­tes Unter­neh­men gerecht wer­den“, ver­sprach der Geschäfts­füh­rer. Für die­ses Ziel sei Büsch unter ande­rem seit zwei Jah­ren mit der Effi­zi­enz-Agen­tur NRW und wei­te­ren Bera­tungs­stel­len des Lan­des in Gesprä­chen. Schließ­lich pla­ne Büsch nicht weni­ger als die moderns­te und nach­hal­tigs­te Back­stu­be Deutsch­lands. Selbst­ver­ständ­lich wer­de in Wer­ne auch aus­ge­bil­det. Begin­nen wer­de man zunächst mit vier Azu­bis, 2030 sol­len dann schon 14 jun­ge Leu­te in den Berei­chen Bäcker/in, Konditor/in, Berufskraftfahrer/in, Mechatroniker/in und Fachverkäufer/in aus­ge­bil­det werden.

Allein durch die Logis­tik kön­ne ein erheb­li­cher Bei­trag zum Umwelt­schutz bei­getra­gen wer­den, sag­te Jonack. Denn durch den neu­en Betrieb in Wer­ne könn­ten jähr­lich rund eine Mil­li­on Lkw-Kilo­me­ter ein­ge­spart und ca. 18 000 Rhein-Über­que­run­gen ver­mie­den werden.

Bäcke­rei Büsch hat kei­nen Plan B in der Tasche

Der neue Wirt­schafts­för­de­rer Mat­thi­as Stil­ler, der die Gesprä­che mit dem Unter­neh­men fort­füh­ren wird, zeig­te sich beein­druckt. „Das Unter­neh­men setzt hohe Maß­stä­be bei Aus­bil­dung und Per­so­nal­ent­wick­lung. Auf einer rund fünf Hekt­ar gro­ßen Flä­che sol­len mit­tel­fris­tig 270 neue sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Arbeits­plät­ze ent­ste­hen, das sind 60 Arbeits­plät­ze pro Hekt­ar und damit dop­pelt so vie­le, wie für eine Ansied­lung sei­tens der Stadt gefordert.“

Wäh­rend die Stadt­ver­wal­tung und die Bäcke­rei Büsch ihre Plä­ne vor­an­trei­ben, läuft der Pro­test der Bür­ger­initia­ti­ve gegen den neu­en Gewer­be­stand­ort wei­ter. Der­zeit wer­den Unter­schrif­ten für ein Bür­ger­be­geh­ren gegen die Ent­wick­lung der Flä­che an der Nord­lip­pe­stra­ße als Gewer­be- und Indus­trie­ge­biet gesam­melt. Soll­te das Gewer­be­ge­biet im wei­te­ren Ver­fah­ren schei­tern, hat die Bäcke­rei Büsch zunächst kei­nen Plan B in der Tasche. Denn ein geeig­ne­tes Grund­stück zu fin­den, sei schwie­rig. „Dann müs­sen wir auf die Expan­si­on ver­zich­ten“, sag­te Geschäfts­füh­rer Dirk Jonack.

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