Samstag, März 25, 2023

Gewerbegebiet: Klimaschutz ist Bestandteil der Planungen

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Wer­ne. Wenn der Aus­schuss für Stadt­ent­wick­lung, Pla­nung und Wirt­schafts­för­de­rung in sei­ner Sit­zung am Diens­tag, 9. März, über die Pla­nung des Gewer­be­ge­bie­tes Nord­lip­pe­stra­ße Nord ent­schei­det, geht es um nicht weni­ger als die wei­te­re wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung der Stadt Wer­ne. Dar­auf mach­te Bür­ger­meis­ter Lothar Christ auf­merk­sam, der am Mon­tag gemein­sam mit Pla­nungs­de­zer­nent Ralf Bül­te und Phil­ipp Cra­mer von der Wirt­schafts­för­de­rung das Ver­fah­ren erläuterte. 

„Man kann sich gegen ein wei­te­res Gewer­be­ge­biet ent­schei­den. Man kann aber auch ent­schei­den, ein  Gewer­be­ge­biet zu ent­wi­ckeln und dabei die Belan­ge des Kli­ma- und Umwelt­schut­zes zu berück­sich­ti­gen und bei der spä­te­ren Ver­mark­tung zur Auf­la­ge zu machen. Bis hin zu einem weit­ge­hend kli­ma­neu­tra­len Gebiet“, sag­te Christ. Die Ver­wal­tung schla­ge der Poli­tik vor, die­sen zwei­ten Weg zu gehen.

„Wir reden nicht über den Stie­gen­kamp, wir reden auch nicht über den Grü­nen Winkel.”

Bür­ger­meis­ter Lothar Christ zu den Planungen.
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Christ beton­te im Pres­se­ge­spräch aus­drück­lich, dass nicht die gesam­te in der Regio­nal­pla­nung ent­hal­te­ne Flä­che an der Nord­lip­pe­stra­ße Gegen­stand des wei­te­ren Ver­fah­rens ist. „Wir reden nicht über den Stie­gen­kamp, wir reden auch nicht über den Grü­nen Win­kel“, sag­te der Bür­ger­meis­ter. Die 28 Hekt­ar gro­ße süd­li­che Flä­che des Koope­ra­ti­ons­stand­or­tes sei nur ein grau­er Fleck auf der Kar­te des Regio­nal­ver­ban­des Ruhr, aber kein Bestand­teil städ­ti­scher Planungen.

Der vor­ge­se­he­ne Gewer­be­stand­ort auf der nörd­li­chen Sei­te soll aller­dings den Flä­chen­be­darf für wei­te­re Ansied­lun­gen von Unter­neh­men in den kom­men­den Jah­ren decken. Des­halb steht im Stadt­ent­wick­lungs­aus­schuss der Beschluss­vor­schlag auf der Tages­ord­nung, das Ver­fah­ren zur Ände­rung des Flä­chen­nut­zungs­plans und zur Auf­stel­lung des Bebau­ungs­plans ein­zu­lei­ten. „Dabei han­delt es sich aus­schließ­lich um eine städ­ti­sche Pla­nung und wir haben auch bei der spä­te­ren Ver­mark­tung der Flä­chen sel­ber den Hut auf“, sag­te Christ. Er wider­sprach damit der Annah­me der Kli­ma­schutz-Initia­ti­ve „Natürlich!Werne“, dass die neu­en Gewer­be­flä­chen der über­re­gio­na­len Bedarfs­de­ckung die­nen. Christ: „Wir ent­schei­den, wel­che Betrie­be sich dort nie­der­las­sen.“ Ein­zi­ge Auf­la­ge sei, dass die Unter­neh­men min­des­tens einen Flä­chen­be­darf von fünf Hekt­ar haben.

Und bei der Ver­mark­tung wer­de man hohe Maß­stä­be an den Kli­ma- und Umwelt­schutz anle­gen, die in einer Rah­men­pla­nung fest­ge­legt wer­den. Dabei gehe es unter ande­rem um ein ener­ge­ti­sches Kon­zept, um eine Ein­grü­nung des Gewer­be­ge­bie­tes, um die Schaf­fung von durch­ge­hen­den Grün­ach­sen oder auch um Vor­ga­ben für die maxi­ma­le Ver­sie­ge­lung von Flä­chen, lis­te­te Stadt­pla­ner Ralf Bül­te nur eini­ge der Anfor­de­run­gen auf.  In der Sit­zung des Stadt­ent­wick­lungs­aus­schus­ses wer­den sie im Detail vorgestellt.

Die Ein­lei­tung der Pla­nung ist mög­lich, weil man im Vor­feld mit den zwei Grund­stücks­ei­gen­tü­mern in Gesprä­chen sei. „Es macht kei­nen Sinn, eine Pla­nung zu machen, wenn die Eigen­tü­mer nicht bereit sind, die Flä­chen zur Ver­fü­gung zu stel­len“, sag­te Christ. Rund ein­ein­halb bis zwei Jah­re wer­de das Plan­ver­fah­ren in Anspruch neh­men, wie üblich wer­de es beglei­tet von einer umfas­sen­den Betei­li­gung von Fach­be­hör­den, Umwelt­ver­bän­den und Bürgern.

Dass die Schaf­fung neu­er Arbeits­plät­ze eng mit dem Ver­brauch von Frei­flä­chen ver­knüpft ist, zeigt laut Christ der Blick in die Sta­tis­tik der ver­gan­ge­nen Jah­re. Denn seit 2012 habe die Stadt 42 Hekt­ar Gewer­be­flä­che ver­mark­tet, davon 25 Hekt­ar an Ama­zon.  Die Zahl der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten sei seit 2009 von 7500 auf inzwi­schen knapp 11200 gewach­sen. „Wir haben 3500 neue Arbeits­plät­ze, davon 2000 allein bei Ama­zon“, sag­te Christ. Die Arbeits­lo­sen­quo­te sei von 7,4 Pro­zent im Jahr 2008 auf 4,7 Ende 2019 gesun­ken, durch Coro­na habe es im ver­gan­ge­nen Jahr eine leich­te Auf­wärts­be­we­gung auf 5,3 Pro­zent gege­ben.  Das Gewer­be­steu­er­ein­kom­men sei von zwölf Mil­lio­nen Euro in 2011 auf knapp 28 Mil­lio­nen Euro angewachsen.

Jetzt sei aber kein Platz mehr vor­han­den, um neue Unter­neh­men in Wer­ne anzu­sie­deln oder bestehen­den Betrie­ben Expan­si­ons­mög­lich­kei­ten zu geben, sag­te Christ. Im Wahr­brink West sei­en noch 13 000 Qua­drat­me­ter nicht ver­mark­tet, im Nord­lip­pe­park 21 800 Qua­drat­me­ter. „Aber die­se Grund­stü­cke sind reser­viert, sodass uns nur noch eine Flä­che unter 1000 Qua­drat­me­tern bleibt“, so der Bür­ger­meis­ter.  Dem gegen­über ste­hen laut Phil­ipp Cra­mer von der Wirt­schafts­för­de­rung allein im ver­gan­ge­nen Jahr 41 Anfra­gen nach Gewer­be­grund­stü­cken. „Wir muss­ten vie­le inter­es­san­te Bewer­ber ableh­nen“, so Cramer.

Dem Bür­ger­meis­ter ist bewusst, dass die Poli­tik kei­ne leich­te Ent­schei­dung zu tref­fen hat, wenn sie grü­nes Licht für das neue Gewer­be­ge­biet gibt. „Wir pla­nen kei­nen Frei­zeit­park. Es bleibt ein Gewer­be­ge­biet, auch wenn wir hohe Anfor­de­run­gen an den Kli­ma- und Umwelt­schutz legen“, sag­te Christ.

Die Sit­zung des Stadt­ent­wick­lungs­aus­schus­ses fin­det am Diens­tag, 9. März, um 17.30 Uhr im Kol­ping­saal statt. Wegen der Coro­na-Auf­la­gen müs­sen sich inter­es­sier­te Zuhö­rer vor­her anmelden.

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