Ein Kommentar.
Werne. Friedlich, aber sehr entschieden folgten am Samstag (10.2.2024) rund 2.000 Menschen dem Aufruf des Werner Bündnisses gegen Rechts und demonstrierten für Demokratie und Menschenrechte und stellten sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.
Die erfreulich hohe Beteiligung an der Demonstration in einer überschaubaren Stadt wie Werne ist, so denke ich, kein Zufall und deshalb auch nicht „nur“ eine Momentaufnahme. Denn es gibt eine demokratische und solidarische Basis, die im Alltag vielleicht unspektakulär daherkommt, dafür aber auf sicheren Füßen steht.
Die Gründe sind vielschichtig. In Politik und Verwaltung wird um die richtigen Lösungen gerungen, wenn es um jene Entscheidungen geht, die die zukünftige Entwicklung der Stadt bestimmen. Das geschieht oft kontrovers und das muss es auch, denn nur so entstehen trag- und mehrheitsfähige Kompromisse, wenn es um wichtige Stadtprojekte geht.
In den Kirchengemeinden – und nicht nur dort – sind Menschen mit Einwanderungsgeschichte teils seit Jahrzehnten und in zweiter und dritter Generation verwurzelt. „Eine riesengroßer Reichtum“, so Dechant Jürgen Schäfer von St. Christophorus und sein evangelischer Amtskollege Alexander Meese sprach einer Gesellschaft, die auch Schwächere mitträgt und Menschen Zuflucht gewährt, das Wort.
Selbstverständliches Miteinander gibt es in der Arbeitswelt, sei es in der Pflege oder anderen sozialen Berufen, in Behörden, Schulen, Kitas sowie in Betrieben, Handel und Gewerbe und ist für Unternehmen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Viel ehrenamtliches Engagement für kulturelle, internationale Vielfalt gibt es außerdem. Der Internationale Club Werne, der seit vielen Jahren die Städtepartnerschaften mitträgt. Werner Schule pflegen den regelmäßigen Austausch ihrer Schüler/innen mit Jugendlichen aus Partnerschulen in Europa und darüber hinaus. Und dann sind da die Mitglieder der AG Flüchtlinge oder das Team von Hockey United, in dem Kinder von Geflüchteten zusammen mit Werner Kindern – wie in anderen Vereinen auch – über den Sport Integration schaffen. Die WEREmber AG des Anne-Frank-Gymnasiums hat den ehemaligen Russischen Friedhofes mit einer Neugestaltung in die Gedenkstätte Zwangsarbeit am Südring verwandelt und zu einem würdigen Ort der Erinnerungskultur gemacht.
Dennoch und gerade deshalb: Sehr bewusst nahm man bei der Kundgebung das Erstarken des Rechtsextremismus als Gefahr für die Demokratie wahr. Angesichts der bekannt gewordenen Pläne zur Remigration, also der massenhaften Ausweisung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte, warnte David Storksberger vom WbgR, man müsse damit rechnen, dass sie die Pläne wahr machten.
„Die AfD ist keine Alternative“, war auf vielen Demo-Schildern zu lesen. „Wählen gehen“, riet zum Schluss der Veranstaltung Philipp Müller (WbgR). „Es liegt wirklich an uns.“