Samstag, März 25, 2023

Sonderfahrten der Kleinbahn: Großer Zuspruch für Maikirmes 1923

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Wer­ne. Die Mai­kir­mes in Wer­ne läuft seit ges­tern wie­der nach zwei Jah­ren Coro­na-Zwangs­pau­se. Wer­nes Kir­mes-Exper­te Rai­ner Schulz erin­nert im zwei­ten Teil an Unter­hal­tungs­pro­gram­me und wei­te­re Karus­sell-High­lights rund um den Rummel.

Beim Stö­bern in alten Zei­tungs­aus­ga­ben stie­ßen wir zufäl­lig auf Bele­ge zur Mai­kir­mes von vor 97 Jah­ren. Im Jah­re 1925 wur­de die Kir­mes, im Gegen­satz zu heu­te, wo eine Ver­an­stal­tung die ande­re jagt, noch als eines der ganz gro­ßen Fes­te im Jah­res­ver­lauf gefei­ert. Dem­entspre­chend stark war auch die Zahl der Schau­stel­ler­be­trie­be und aus den Nach­bar­städ­ten kamen viel mehr Men­schen als heute. 

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Wie damals üblich, wur­de in den Wer­ner Loka­len mit ent­spre­chen­den Räum­lich­kei­ten der typi­schen Kir­mes-Ball gebo­ten sowie „Tin­gel-Tan­gel“ aller Art, wie man die kir­mes­ty­pi­schen Unter­hal­tungs­pro­gram­me in den Knei­pen und Gast­stät­ten nann­te. Wäh­rend auf dem Markt­platz und der dama­li­gen Hagen­wie­se jede Men­ge Schau­stel­ler­be­trie­be für die Unter­hal­tung der Gäs­te von fern und nah sorgten.

In den Gas­tro­no­mien war wäh­rend der Mai­kir­mes immer eine Men­ge los, wie Gast­stät­ten­an­zei­gen aus den 1930er-Jah­ren bele­gen. Quel­le: Sim-Jü-Ver­la­g/Rai­ner Schulz

So waren 1923 unter ande­ren die in Wer­ne stets auch zu Sim-Jü gas­tie­ren­de Schneider’sche Auto­bahn, die von einer Dampf­ma­schi­ne ange­trie­ben wur­de, die gro­ße Schiff­schau­kel von Rumpf & Gre­vel, Tril­lings Schwa­nen­flie­ger und eine Zoo­lo­gi­sche Aus­stel­lung ver­tre­ten. Natür­lich fehl­te auch die belieb­te Kuchen­bu­de von Ewers aus Müns­ter nicht im Auf­ge­bot. Sie stand jahr­zehn­te­lang immer vis a vis dem Kauf­haus Kroes am Markt. Der Zuspruch zur Mai­kir­mes war sei­ner­zeit so stark, dass die Klein­bahn Unna-Kamen-Wer­ne am Sonn­tag und am Kir­mes­diens­tag jeweils Bus-Son­der­fahr­ten zwi­schen Wer­ne und Lünen anbot. Tra­di­tio­nell kamen näm­lich aus der Nach­bar­stadt immer vie­le Kir­mes­be­su­cher, wie dies auch heu­te noch – ins­be­son­de­re zu Sim-Jü – der Fall ist.

Über den Ver­lauf des ers­ten Kir­me­s­ta­ges 1923 berich­tet die Wer­ner Zei­tung damals wie folgt: „Auf der Hagen­wie­se und auf dem Markt­platz herrscht aus Anlaß der gest­ri­gen Mai­kir­mes ein Leben und Trei­ben, das hin­ter der weit und breit bekann­ten Simon- und Juda­kir­mes nicht zurück­steht. Besit­zer von Pan­ora­men, Schiff­schau­keln, Flie­ger­ka­rus­sells, Ver­kaufs- und Schau­bu­den waren erschie­nen. Auch der bil­li­ge Jakob fehl­te nicht. In den Kaf­fees und Wirt­schaf­ten wur­de durch Künst­ler­kon­zer­te, Tin­gel-Tan­gel und sons­ti­ge Dar­bie­tun­gen für die Unter­hal­tung der zahl­rei­chen Gäs­te gesorgt. Hof­fent­lich ist mor­gen wie­der gutes Wet­ter, damit der zwei­te Kir­me­s­tag sich dem ers­ten in allen Tei­len wür­dig anschließt.“ 

Im Gegen­satz zu heu­te ging die Feie­rei in frü­he­ren Jah­ren aller­dings weit weni­ger glimpf­lich ab und so kam es immer wie­der zu Strei­te­rei­en, bei denen die Poli­zei gefragt war. Das las sich 1925 dann wie folgt: „Gegen 9 Uhr muss­te die Poli­zei gegen den Berg­mann H.R. aus Even­kamp ein­schrei­ten, weil er dem Karus­sell­be­sit­zer G. aus Kamen mit einem Mes­ser eine Stich­wun­de über dem lin­ken Auge bei­gebracht hat.“ 

Heu­te ist die Mai­kir­mes eine eher gemüt­lich Ver­an­stal­tung für das brei­te Spek­trum des Fami­li­en­pu­bli­kums. Mai-Tanz steht nur noch in den wenigs­ten Fäl­len auf dem Pro­gramm und Tin­gel-Tan­gel gibt es im Zeit­al­ter der Matt­schei­ben schon lan­ge nicht mehr. Den­noch hat unse­re klei­ne aber fei­ne Kir­mes nichts von ihrer Anzie­hungs­kraft ein­ge­büßt – auch wenn sie mit der gro­ßen Schwes­ter Sim-Jü im Okto­ber schon lan­ge nicht mehr kon­kur­rie­ren kann. - von Rai­ner Schulz –                                                                                                                             

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