Stockum. Seit 70 Jahren wurden die Ackerflächen der Firma Grunewald in Werne-Stockum als Baumschule genutzt. Nun wurden die Grünflächen dem studierten Ökolandwirt und Gemüsegärtner Laurin Berger zur Pacht übergeben. Mit einer solidarischen Landwirtschaft baut der passionierte Bio-Gärtner hier eine lokale, ökologische Gemüseversorgung in Werne auf
Laurin Berger geht seiner Herzensangelegenheit offenkundig mit viel Leidenschaft und ansteckender Begeisterung nach. Dabei steht das Konzept der solidarischen Landwirtschaft nicht nur für Ressourceneinsparung, ökologische und familiäre Anbaubedingungen. Es geht insbesondere um das gegenseitige Unterstützen, wenn die Kosten für den landwirtschaftlichen Betrieb von den teilnehmenden Haushalten übernommen werden, die im Gegenzug dafür die Ernte abholen können. Diese steht dann abholbereit für sie in Kisten zur Verfügung. Weil jede Kiste aus logistischen Gründen voll gefüllt wird, wird sie meistens wegen ihrer Menge, wenn Bedarf besteht, zwischen Haushalten aufgeteilt. Es ist mehr als Ernte. Es ist Gemeinschaft.
Nach einem Studium in Ökolandbau und zwei Jahren als leitender Gemüsegärtner, machte sich Berger nun selbstständig. Nachdem er Kontakt zu Jürgen und Dieter Grunewald, Vorstände der Grunewald GmbH, aufnahm, waren sie sich schnell einig darüber, wie die Fläche genutzt werden soll. Laurin Berger pachtete das Land, wo zuvor eine Baumschule war.
Aus einer abstrakten Idee entstehen so mit der Zeit immer mehr Ackerflächen für das nächste Frühjahr. Auf rund 1,2 Hektar reiner Anbaufläche soll es nicht nur aus dem Supermarkt bekannte Ernteprodukte geben. Über 60 verschiedene Gemüse-/ Kräuter- und Obstsorten sollen angebaut werden. Darunter Stielkohl und Palmkohl, Haferwurz und schwarzer Rettich und auch hier unbekannte Tomatensorten. Alles nach Saison, dafür qualitativ hochwertig, geschmackvoll und auch mal in seiner Erscheinung verformt.
Durch die große Vielfalt gäbe es nahezu das ganze Jahr über Ertrag, wobei die Zeitperiode von März bis Mai am schwierigsten sei, so Berger. Auch das Achten auf Umweltauflagen und niedrige Erzeugerpreise stellen die solidarische Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Aber dadurch, dass in einer Gemeinschaft zwischen Erzeugern und Verbrauchern gearbeitet werde, würden sich Krisen gemeinsam meistern lassen. Denn jene Herausforderungen können auf mehrere Schultern aufgeteilt, das Risiko und Differenzen minimiert werden.
Laurin Berger hält sein Projekt klar mit den Worten fest: „Hier geht es darum, Wirtschaft erlebbar zu machen.“ Und das merkt man auch. Denn ,,vom Saatkorn bis zum Teller“ ist alles transparent. Das bietet Verbrauchern Sicherheit und diese schätzen sie auch, denn der Öko-Landwirt verzeichnet bereits mehr als 80 Interessierte für den Erntezyklus von März bis Februar. Jedes Mitglied kann entscheiden, ob es das leckere Gemüse nur verzehren oder auch auf dem Acker mithelfen möchte. Jeder ist willkommen. Auch für Familien mit Kindern biete die solidarische Landwirtschaft tolle Möglichkeiten.
„Die Menschen werden sensibilisiert“, meint Uta Kurz aus dem Café Future-Team der Initiative Natürlich!Werne und lobt die Umsetzung des Projekts ausdrücklich. Auch die Grunewald-Brüder bekräftigen Laurin Berger in seinem Vorhaben. „Laurin hat diese Leidenschaft“, merkt Jürgen Grunewald an.
Unterstützt wird das Projekt unter anderem von Silke Höhne, die als Gründungsberaterin agiert, Wernes Wirtschaftsförderer Matthias Stiller sowie Uta Kurz und Clemens Brüse (Natürlich!Werne). Laurin Berger rechnet mit rund 100 Euro pro Mitglied pro Monat. Idealerweise kommt er am Ende auf 100 Mitglieder durch die alle Kosten gestemmt und Anna Kristina Brämswig als Mitarbeiterin eingestellt werden könnte. Er freut sich, das 70-jährige Betriebserbe verantwortungsvoll weiterführen zu dürfen. Und bei großer Resonanz einen noch größeren Ort der Begegnung schaffen zu können.
Wer der solidarischen Landwirtschaft beitreten möchte und damit Ernteteiler/in wird, kann einfach Kontakt zum Team über die Website, Instagram oder Facebook aufnehmen. Die Mitgliedschaft ist auf ein Jahr ausgerichtet. Je früher die Anmeldung, desto mehr Planungssicherheit für das Team. Am Samstag um 15 Uhr können Interessierte an einer Begehung bei Grunewald in Stockum teilnehmen.