Dienstag, Mai 30, 2023

Gebärden in der Kita: Mit Händen sprechen und Brücken bauen

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Wer­ne. Schon bevor Klein­kin­der ihre ers­ten Wor­te spre­chen, tei­len sie ihre Bedürf­nis­se oder Beob­ach­tun­gen durch ein­fa­che Hand­zei­chen mit. Sie heben die Hän­de und win­ken, um „Hal­lo“ oder „Tschüss“ mitzuteilen.

Der Weg von Ges­ten zu Gebär­den ist kurz. Und so greift die evan­ge­li­sche Kita „Unter dem Regen­bo­gen” in Wer­ne das Kon­zept von „baby­Si­gnal“ auf, um die Kom­mu­ni­ka­ti­on und Ent­wick­lung von Mäd­chen und Jun­gen mit ver­zö­ger­ter Sprach­ent­wick­lung oder Hör­schwie­rig­kei­ten zu unter­stüt­zen. Aber auch für alle ande­ren ist Mit­ma­chen ange­sagt. Und das macht nicht nur den Klei­nen Spaß. Die Zei­chen stam­men alle aus der deut­schen Gebärdensprache.

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Die Vor­tei­le lie­gen auf der Hand: Kin­der kön­nen sich mit Gebär­den schon früh mit­tei­len, Eltern und Erzieher/innen ver­ste­hen Wün­sche und Bedürf­nis­se ihrer Kin­der noch bes­ser. „Gebär­den stel­len Brü­cken zwi­schen ver­schie­de­nen Spra­chen da. Mäd­chen und Jun­gen mit Sprech- und Lern­schwie­rig­kei­ten oder einer Behin­de­rung pro­fi­tie­ren von den Gebär­den“, ergänzt Tina de Boer. Die Diplom-Päd­ago­gin führ­te im ver­gan­ge­nen Sep­tem­ber einen wei­te­ren Team­t­ag in der Ein­rich­tung durch.

„Wir haben uns dazu ent­schie­den, die­sen wir­kungs­vol­len Schwer­punkt in unse­re Arbeit zu inte­grie­ren“, schil­dert Kita-Lei­te­rin Anja Raab. Es folg­ten Schu­lun­gen, Team­ta­ge und Kur­se mit den Kin­dern in den Grup­pen; alles spie­le­risch, mit Sin­gen und Spre­chen und vor allem viel Freude.

Im All­tag grei­fen Klein und Groß die Gebär­den immer wie­der auf, bei­spiels­wei­se beim Begrü­ßen oder Ver­ab­schie­den, bei Spie­len, Lie­dern, Gebe­ten, Bil­der­bü­chern oder bei täg­lich wie­der­keh­ren­den Ritua­len wie den Mahlzeiten.

Kita-Lei­te­rin Anja Raab (von links), Semi­nar­lei­te­rin Tina de Boer und Kurs­lei­te­rin Ste­fa­nie Bol­ler­mann freu­en sich über die „Tal­king Hands Flip­books“, ein Set mit 100 Gebär­den-Dau­men­ki­nos, die vom För­der­ver­ein um Son­ja Wen­ner (2. Vor­sit­zen­de) gespen­det wur­den. Fotos: Wagner

Aktio­nen, Beob­ach­tun­gen und Gedan­ken tei­len die Kin­der mit Hand­zei­chen dif­fe­ren­ziert mit. Wer jetzt aber denkt, in der Kita „Unter dem Regen­bo­gen“ ist es jetzt ganz still, weil sich die Kin­der nur noch in Gebär­den­spra­che unter­hal­ten, der irrt. „Das gespro­che­ne Wort wird visu­ell unter­stri­chen, das hilft vor allem bei schwie­ri­gen Wör­tern und sorgt für ein gutes Gefühl“, sagt Ste­fa­nie Bol­ler­mann, die Anfang 2022 Kita-Team und Kin­der die Gebär­den unter­stüt­zen­de Kom­mu­ni­ka­ti­on näher brach­te: „Ins­ge­samt för­dert das Kon­zept die Sprech­freu­de und sorgt dafür, dass die Klei­nen noch mehr reden.“

Vor weni­gen Tagen hat die Ein­rich­tung „Unter dem Regen­bo­gen“ die Zer­ti­fi­zie­rung als „babySignal“-Kita erhal­ten. „Wir haben die Eltern mit ins Boot geholt. Sie erhiel­ten die Gebär­den in digi­ta­ler Form“, berich­tet Anja Raab. Ein wei­te­rer Info-Nach­mit­tag und ein Krip­pen­kurs für Eltern und U3-Kin­der sind für Janu­ar 2023 geplant. Alle sind sich einig: Die Gebär­den unter­stüt­zen­de Kom­mu­ni­ka­ti­on stärkt die Eltern-Kind-Beziehung.

INFO

„baby­Si­gnal“ wur­de 2005 von der Diplom-Päd­ago­gin und Sprach­för­de­rin Wieb­ke Geri­cke in Ham­burg gegrün­det. Sie ent­wi­ckel­te auf Basis ihrer beruf­li­chen Erfah­run­gen – unter ande­rem in der Arbeit mit Kin­dern gehör­lo­ser Eltern – das Kurs­kon­zept. Seit 2008 bil­det sie bun­des­weit zer­ti­fi­zier­te Kursleiter/innen aus.

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