Sonntag, März 26, 2023

Ausstellung zeigt jüdisches Leben: divers, vielfältig, lebendig

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Wer­ne. Die Wan­der­aus­stel­lung „1700 Jah­re jüdi­sches Leben in Deutsch­land“ macht vom heu­ti­gen Mon­tag (31. Janu­ar 2022) an für sechs Wochen Sta­ti­on in der VHS Werne.

Im Foy­er des Alten Amts­ge­richts, Bahn­hof­stra­ße 8, wird auf 20 Schau­ta­feln Wis­sens­wer­tes zu His­to­rie, Holo­caust und jüdi­schem All­tags­le­ben anschau­lich prä­sen­tiert. Mit dem im Jubi­lä­ums­jahr 2021 gestar­te­ten bun­des­wei­ten Bil­dungs­pro­jekt macht die Zeit­bild-Stif­tung deut­lich, was jüdi­sches Leben in Deutsch­land ist: viel­fäl­tig, divers und lebendig.

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VHS-Lei­ter Micha­el Hahn und Fach­be­reichs­lei­te­rin Dr. Andre­as Mar­tin eröff­ne­ten die Aus­stel­lung, gemein­sam mit Hei­de­lo­re Fer­tig-Möl­ler und in Koope­ra­ti­on mit dem Hei­mat­ver­ein Wer­ne. Anhand indi­vi­du­el­ler Bio­gra­phien wer­de die Viel­schich­tig­keit jüdi­schen Lebens abge­bil­det, ange­fan­gen von Kai­ser Kon­stan­tin bis zur Gegen­wart, mach­te Andrea Mar­tin neu­gie­rig auf den Aus­stel­lungs­be­such. Ob auf his­to­ri­scher, kul­tu­rel­ler, reli­giö­ser oder poli­ti­scher Ebe­ne, die gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen wur­den von jüdi­schen Men­schen in Deutsch­land mit­ge­prägt, ergänz­te sie.

„Der Schwer­punkt liegt auf dem All­tags­le­ben“, beton­te Dr. Mar­tin mit Blick auf die Inten­ti­on der Wan­der­aus­stel­lung, jüdi­sche Per­spek­ti­ven auf moder­ne und nach­voll­zieh­ba­re Art und Wei­se zu zei­gen. Das sei wich­tig für die jun­ge Gene­ra­ti­on und für eine fried­li­che und plu­ra­lis­ti­sche Gesell­schaft. Hier wer­den Aus­gren­zung und Mit­ein­an­der glei­cher­ma­ßen the­ma­ti­siert, auf indi­vi­du­el­ler Ebe­ne und nicht pau­schal, hieß es sinn­ge­mäß. „Die Leben­dig­keit der jüdi­schen Erfah­rung soll Ver­ständ­nis und Sen­si­bi­li­tät för­dern und dazu bei­tra­gen, Anfein­dun­gen, Aus­gren­zun­gen und Anti­se­mi­tis­mus zu bekämp­fen“, lau­tet der Auf­trag des Bildungsprojektes.

Hei­de­lo­re Fer­tig-Möl­ler gab einen kur­zen Ein­blick in jüdi­sche Geschich­te in Wer­ne. Foto: Gaby Brüggemann

Einen kur­zen Ein­blick in die Geschich­te jüdi­schen Lebens in Wer­ne gab die ehe­ma­li­ge Lei­te­rin des Stadt­mu­se­ums, Hei­de­lo­re Fer­tig-Möl­ler. In den 1980er Jah­ren hat­te sie zur Geschich­te der „Juden in Wer­ne“ recher­chiert und in einem Band ver­öf­fent­licht. Dar­in fin­det sich unter Fotos und Skiz­zen an der Schau­ta­fel des Hei­mat­ver­eins auch die Kopie eines Geleit­briefs, der 1566 erst­mals für eine jüdi­sche Fami­lie aus­ge­stellt wur­de und einer Auf­ent­halts­ge­neh­mi­gung – aller­dings nur für zehn Jah­re – ent­sprach. Ab 1600 sie­del­ten sich wei­te­re jüdi­sche Fami­li­en in Wer­ne an. In einem Ver­zeich­nis von 1816 waren neun Fami­li­en inklu­si­ve ihrer Knech­te und Mäg­de auf­ge­lis­tet. Die Ent­ste­hung der Syn­ago­ge in der Markt­pas­sa­ge ist in den Quel­len um 1860 datiert.

Fotos auf der Schau­ta­fel erin­nern an die jüdi­sche Fami­lie Heimann aus Wer­ne, deren Mit­glie­dern 1939 und 1940 die Flucht in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten gelang. Mut­ter und vier Kin­dern ent­ka­men 1940 buch­stäb­lich auf dem letz­ten Schiff von Ams­ter­dam der Ver­fol­gung durch die Natio­nal­so­zia­lis­ten, berich­te­te Fer­tig-Möl­ler, die mit Toch­ter Han­na Heimann korrespondierte.

Der denk­mal­ge­schütz­te jüdi­sche Fried­hof an der Süd­mau­er zeugt bis heu­te vom jüdi­schen Leben in Wer­ne. 1690 hat­te die jüdi­sche Gemein­de das Gelän­de direkt an der Stadt­mau­er erwor­ben. Die­se Tat­sa­che, das der dazu gehö­ri­ge Teil der Mau­er eben­falls gekauft wer­den muss­te, ver­dan­ke die Stadt Wer­ne den ein­zi­gen, heu­te noch exis­tie­ren­den Abschnitt ihre Grenz­mau­er, schil­der­te Fer­tig-Möl­ler. Der ältes­te Grab­stein stam­me aus dem Jahr 1702. Sons­ti­ge Zeug­nis­se wie Fotos und Doku­men­te über 400 Jah­re jüdi­scher Geschich­te in Wer­ne sei­en kaum vor­han­den, bedau­er­te sie.

Sechs Wochen lang macht die Aus­stel­lung Sta­ti­on im Alten Amts­ge­richt in Wer­ne. Foto: Gaby Brüggemann

Die Aus­stel­lung im Foy­er des Alten Amts­ge­richt ist zu den übli­chen Öff­nungs­zei­ten ohne Anmel­dung unter Vor­la­ge der Coro­na-Nach­wei­se zu besich­ti­gen. Ansprech­part­ne­rin für Füh­run­gen ist Dr. Andrea Mar­tin (02389/71558).

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