Werne. Viele Kinder besuchten in den vergangenen vier Jahren die „Löwenburg“. Sie kamen aus allen Herren Ländern, kannten Kultur und Leben in Deutschland nicht. Das Vorreiterprojekt in Werne mit seinem tollen Team bereitete die Kleinen auf den Regelkindergarten vor. „Die meisten Mädchen und Jungen waren mindestens ein Jahr alt, aber wir betreuten auch Jüngere“, erinnert sich Christina Schmidt, ehemalige Leiterin der Einrichtung.
„Kinder und Eltern waren uns gegenüber anfangs sehr verschlossen. Doch nach kurzer Zeit wussten wir fast alles über sie“, berichtet Erika Schmidt. Ein „Kind der ersten Stunde“ war der Junge aus Syrien, der auf der Flucht viel durchgemacht haben musste. Er kam mit seiner Mutter alleine über das Mittelmeer. „Die große Angst muss sie auf ihren Sprössling direkt übertragen haben. Die Mama hatte während der Überfahrt die ganze Zeit geweint“, erzählt Christina Schmidt.
Der Kleine redete nicht, ließ sich nicht anfassen und reagierte auch auf Zuspruch nicht. Die meiste Zeit versteckte er sich unter einem Tisch. Dorthin flüchteten auch die meisten „Löwenkinder“, als einmal der Rauchmelder auslöste. „Das Geräusch ähnelt vielleicht einem Bombenalarm“, vermutet Christina Schmidt: „Wir haben von Schicksalen erfahren, die uns sehr berührt haben.“
Die Abnabelung von den Eltern fiel fast allen Mädchen und Jungen schwer. Zwei, drei Eingewöhnungsphasen wie in einer „normalen“ Kita gab es in der „Löwenburg“ nicht. Es wurde individuell geschaut. So auch beim besagten Jungen, der auch schon mal mit Stühlen geworfen hat, wenn er befürchtete, nicht wieder abgeholt zu werden. „Irgendwann haben wir ihm nicht mehr soviel Beachtung geschenkt. Das fand‘ er dann auch doof. Wenig später machten wir die ersten Fortschritte“, weiß Schmidt noch ganz genau. „Er hat zwar erst spät deutsch gesprochen, dann aber sehr gut. Heute fordert der Kleine seine Eltern auf, deutsch mit ihm zu sprechen.“

Wenn die „Löwenkinder“ bereit für den Kindergarten waren, begleiteten die Erzieherinnen sie zunächst in die neue Kita. „Das war ihnen sehr wichtig, weil sie Vertrauen zu uns gefasst hatten. Viele wollten auch gerne wieder zurück zu uns“, berichtet Leonie Schmidt.
Der kleine Junge aus Syrien kommt nach diesem Sommer in die erste Schulklasse, bestens integriert und mit guten Deutschkenntnissen – eine von vielen Erfolgsgeschichten, die die „Löwenburg“ in vier Jahren geschrieben hat.