Donnerstag, März 30, 2023

Kriegszerstörungen in Ukraine: Trauermotette bekundet Solidarität

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Wer­ne. „Musik ist ein Geschenk Got­tes“ beti­tel­te der Kom­po­nist Orlan­do di Las­so eines sei­ner Wer­ke. Ein Geschenk, das auch ver­stö­ren und auf­rüt­teln kann. Bei­de Extre­me lote­te das Det­mol­der Vokal­ensem­ble am Sonn­tag (26. Febru­ar) aus. 

Auf Ein­la­dung der Stif­tung Musi­ca Sacra West­fa­li­ca gedach­te der A‑cap­pel­la-Chor mit geist­li­chen Lie­dern des rus­si­schen Angriffs auf die Ukrai­ne vor einem Jahr.

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Auf­wüh­lend erklang die Trau­er­mo­tet­te „Wie liegt die Stadt so wüst“. Rudolf Mau­ers­ber­ger, Kan­tor des Dresd­ner Kreuz­cho­res, kom­po­nier­te sie im März 1945 – den Anblick der zer­bomb­ten Stadt Dres­den vor Augen. „Ich glau­be, es ist völ­lig legi­tim, wenn wir dafür jetzt statt­des­sen jede belie­bi­ge Stadt in den ukrai­ni­schen Kriegs­ge­bie­ten ein­set­zen“, sag­te der Geschäfts­füh­rer der Stif­tung, Dr. Hans-Joa­chim Wen­sing, als er vor Beginn des Kon­zerts die etwa 100 Zuhö­rer in Wer­nes St. Chris­to­pho­rus-Kir­che begrüßte.

Mau­ers­ber­ger unter­leg­te sei­ner Motet­te bibli­sche Tex­te, in denen der Pro­phet Jere­mi­as die Zer­stö­rung Jeru­sa­lems beklagt. Ein Unbe­ha­gen schaf­fen­der Akkord des vier­stim­mi­gen Vokal­ensem­bles stimm­te auf die Sze­ne­rie ein. Unter der Lei­tung von Andrea Schwa­ger ent­fal­te­te sich die Musik, als wür­de ein Blick lang­sam über die Häu­ser schwei­fen und erst all­mäh­lich das Aus­maß der Ver­wüs­tung erfas­sen. Ein­wür­fe in ent­setz­tem For­te ris­sen aus die­ser Ver­sun­ken­heit. Momen­te eines Kla­ge­lie­des wur­den abge­löst von irri­tie­ren­den Dis­so­nan­zen – bis hin zu ein­dring­li­chen „Warum“-Rufen.

Über die fol­gen­den Tak­te schweb­ten Sopran- und Alt­stim­men, als sei­en sie den irdi­schen Din­gen ent­rückt – bis die Män­ner­stim­men sie zurück­hol­ten oder bes­ser gesagt, des­il­lu­sio­nier­ten. Mit dif­fe­ren­zier­ter Dyna­mik arbei­te­te das Det­mol­der Vokal­ensem­ble die abrup­ten Brü­che eben­so her­aus wie die modu­lie­ren Über­gän­ge. Zum Ende der Motet­te ließ es Töne im Nichts verschwinden.

Ein Stück, das eben­falls auf der irri­tie­ren­den Sei­te der Ska­la ange­sie­delt war, stammt aus der Feder des schwe­di­schen Gegen­warts­kom­po­nis­ten Tho­mas Jenne­felt: „War­ning to the rich“. Dras­ti­sche Wor­te über die Ver­gäng­lich­keit von Reich­tum wur­den laut­ma­le­risch umge­setzt. In ein selbst­ver­ges­se­nes Sum­men misch­te sich wie von Fer­ne ein aggres­si­ves Zischen, abge­löst von rhyth­mi­schen Sprech­chö­ren. Ein Cre­scen­do bau­te sich auf – wie eine Men­schen­men­ge, die dro­hend näher kommt. So ließ der Chor das Bild einer Erhe­bung gegen die Rei­chen ent­ste­hen. Kur­ze sang­li­che Augen­bli­cke wirk­ten umso pro­vo­zie­ren­der, als sie gleich dar­auf durch schril­le Ein­wür­fe unter­mi­niert wurden.

Wie ande­res klang dage­gen Orlan­do di Las­sos „Musi­ca Dei Donum“. Die Sän­ge­rin­nen und Sän­ger lie­ßen die Melo­die sacht auf­blü­hen und woben einen fein-durch­sich­ti­gen Klang­tep­pich. Eben­so lyrisch begann die Motet­te „Selig sind die Toten“ von Hein­rich Schütz. Die Zei­le „Sie ruhen von ihren Mühen“ into­nier­te das Ensem­ble so weich, als wol­le es eine Lie­ge­statt für die Besun­ge­nen berei­ten. Christ­li­che Hoff­nun­gen drück­ten sich in tri­um­phie­ren­de Pas­sa­gen aus. Berei­chert wur­de das Pro­gramm durch Orgel­stü­cke zwi­schen den voka­len Abschnit­ten des Pro­gramms. Hans-Joa­chim Wen­sing hat­te Wer­ke von schlich­ter Anmut aus­ge­wählt, die er nach­denk­lich, fast in sich gekehrt inter­pre­tier­te – dem Anlass ange­mes­sen. msw

Das nächs­te Kon­zert der Stif­tung Musi­ca Sacra West­fa­li­ca fin­det am 26. März statt. Chris­toph Schoe­ner aus Ham­burg spielt Orgel­wer­ke von Bach, Franck und Reger.

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