Mittwoch, März 22, 2023

50 Jahre Tatort: Herzlichen Glückwunsch!

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Wer­ne. Deutsch­lands ältes­te, wich­tigs­te und erfolg­reichs­te Kri­mi-Rei­he wird 50! Die ARD fei­ert die­sen run­den Geburts­tag ab Sonn­tag, 29. Novem­ber, mit einer Dop­pel­fol­ge, in der die Kom­mis­sa­re des Dort­mun­der Teams gemein­sam mit ihren Kol­le­gen aus Mün­chen ermit­teln. Ein guter Zeit­punkt, ein paar Gedan­ken zum The­ma Tat­ort aufzuschreiben.

„Ich habe schon Tat­ort geguckt, da bist Du noch mit der Trom­mel um den Weih­nachts­baum gelau­fen.“ Mit die­sem Satz woll­te mir vor vie­len Jah­ren ein sehr guter Freund deut­lich machen, dass er ein grö­ße­rer Tat­ort-Anhän­ger sei, als ich. Doch er muss­te schnell fest­stel­len, dass er falsch lag. Denn wer bit­te­schön guckt pro Woche durch­schnitt­lich drei Fol­gen des Kult-Kri­mis? Also die Pre­mie­re am Sonn­tag und zwei Wie­der­ho­lun­gen? Na also! Es gibt sogar noch rudi­men­tä­re Erin­ne­run­gen an den ers­ten Mün­che­ner Tat­ort-Kom­mis­sar Veigl, dar­ge­stellt von Gustl Bay­r­ham­mer. Den kennt mein Kum­pel höchs­tens als Meis­ter Eder.

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Ruhr­pott-Rau­bein mit Herz am rech­ten Fleck

Deut­lich bes­ser in Erin­ne­run­gen geblie­ben sind aber die Ermitt­ler, die etwas spä­ter die Kri­mi­welt berei­cher­ten. Da waren bei­spiels­wei­se die Kom­mis­sa­re Stoe­ver und Brockm­öl­ler, dar­ge­stellt von Man­fred Krug und Charles Brau­er. Das auch pri­vat befreun­de­te Duo ermit­tel­te meist tie­fen­ent­spannt, ohne dabei zu lang­wei­len. Damit setz­ten die Ham­bur­ger Ermitt­ler einen Gegen­pol zum prü­geln­den und sau­fen­den Kom­mis­sar Schi­man­ski (Götz Geor­ge), der die rau­en Sei­ten des Ruhr­potts in Duis­burg durch­leb­te und dabei einen ech­ten Typen kre­ierte. Kei­nen päd­ago­gisch wert­vol­len, aber einen Typen von denen, die heu­te eher sel­ten im Fern­se­hen zu sehen sind. Dank diver­ser Wie­der­ho­lungs­rei­hen ergänz­te in die­ser Zeit der längst im TV-Ruhe­stand befind­li­che Heinz Hafer­kamp (Hans­jörg Fel­my) das per­sön­li­che Tat­ort-Port­fo­lio. Kom­mis­sar Hafer­kamp ermit­tel­te in 20 Tat­ort-Fol­gen für die Kri­po Essen. Irgend­wie ein sym­pa­thi­scher Typ, nicht nur wegen der Vor­lie­be für Frikadellen.

Vom „Rei­fe­zeug­nis” bis zum „Weg­werf­mäd­chen”

Dank der zahl­rei­chen Wie­der­ho­lun­gen ist zudem der 1977er Skan­dal-Tat­ort über die Lie­be eines Leh­rers zu sei­ner Schü­le­rin prä­sent. „Rei­fe­zeug­nis” mach­te die 16-jäh­ri­ge Nastas­s­ja Kin­ski über Nacht zum Star. Es soll­te nicht die ers­te Kar­rie­re sein, die durch den Tat­ort so rich­tig ins Rol­len kam. Die SWR-Pro­duk­ti­on „Hap­py Bir­th­day, Sarah” führ­te dazu, dass Schau­spie­le­rin Ruby O. Fee einem erwach­se­nen Publi­kum bekannt wur­de und Emi­lia Schü­le fei­er­te nach dem Tat­ort-Dop­pel mit den Titeln „Weg­werf­mäd­chen” und „Das gol­de­ne Band”  ihren wohl­ver­dien­ten Durchbruch.

Zu den zuver­läs­sigs­ten Lie­fe­ran­ten span­nen­der Unter­hal­tung der letz­ten Jahr­zehn­te gehört unter ande­rem der Kie­ler Haupt­kom­mis­sar Borow­ski, gespielt von Axel Mil­berg. Oder das Duo Lan­nert (Richy Mül­ler) und Bootz (Felix Kla­re), die für die Sen­de­rei­he in Stutt­gart ermit­teln und Paul Brix (Wolf­ram Koch) und Anna Jan­ne­ke (Mar­ga­ri­ta Broich) in Frank­furt. Deren Vor­gän­ger Frank Stei­er (Jochim Król) und Con­ny Mey (Nina Kun­zen­dorf) haben eben­falls Ein­druck hin­ter­las­sen, nicht nur wegen der teils spek­ta­ku­lä­ren Fäl­le, son­dern weil in der Rol­le des Kom­mis­sars Stei­er bei­na­he mehr Abgrün­de als in den Fäl­len offen­bar wurden.

Meist sozi­al­kri­tisch ange­legt sind die Ein­sät­ze von Ballauf (Klaus J. Beh­rendt) und Schenk (Diet­mar Bär). Das Duo ist bereits seit 1997 im Ein­satz und schafft es immer wie­der, das Publi­kum zu über­ra­schen. Das Dresd­ner Tat­ort-Team um den kon­ser­va­ti­ven Kom­mis­sa­ri­ats­lei­ter Schna­bel (Mar­tin Bram­bach) hat eben­falls schon so man­chen Knal­ler gelie­fert, den man gern noch ein­mal in der Wie­der­ho­lung anschaut. Der Blick in die Nach­bar­län­der lohnt sich eben­falls, spä­tes­tens seit­dem Chef­inspek­tor Eis­ner (Harald Krass­nit­zer) und Kol­le­gin Fell­ner (Ade­le Neu­hau­ser) zusam­men arbeiten.

Come­dy-Kri­mis und ech­te Kon­ti­nui­tät aus München

Seit 2002 bewei­sen Kri­mal­haupt­kom­mis­sar Thiel (Axel Prahl) und Gerichts­me­di­zi­ner Pro­fes­sor Dr. Boer­ne (Jan Josef Lie­fers), dass Tat­ort auch Come­dy (sein) kann. So erfolg­reich, dass es gut zehn Jah­re spä­ter mit dem Paar Dorn (Nora Tschirner) und Les­sing (Chris­ti­an Ulmen) ein Tat­ort-Team in Wei­mar an den Start geschickt wur­de, wel­ches die meist etwas ver­rück­ten Sto­rys mit einem humor­vol­len Umgangs­ton berei­chert. Das bes­te Ermitt­ler­team zu küren, ist nicht die Auf­ga­be des Ver­fas­sers. Fakt ist aber, dass das Duo Batic und Leit­mayr (Miros­lav Nemec und Udo Wacht­veitl) mit 84 Ein­sät­zen bis­her die meis­ten Fäl­le abge­dreht hat – und das ist wohl kein Zufall.

Über den Tat­ort wird gern gesagt, er sei das letz­te gro­ße Lager­feu­er unse­rer Gesell­schaft. Da ist was dran. Der Tat­ort ist nach 50 Jah­ren eine Kon­stan­te im Leben vie­ler Men­schen und weit mehr als nur Fern­seh­kul­tur. Letzt­lich ist die Kri­mi­rei­he ein guter Grund, das öffent­lich-recht­li­che Rund­funk­sys­tem zu unter­stüt­zen. Denn ein Sonn­tag ohne Tat­ort ist, wie ein Wochen­en­de ohne Sonntag.

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