Werne. „Der Löwe von Münster“ heißt der Escape Room, der vom 10. bis 21. Januar in der Familienbildungsstätte (FBS) zu einer spannende Zeitreise ins Jahr 1941 einlädt. Dr. Anke Schwarze und André Wagner von WERNEplus haben den Spielspaß mit ernstem Hintergrund getestet.
Alles dreht sich um die historische Predigt des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen vom 3. August 1941. Darin prangerte er öffentlich die systematische Tötung behinderter Menschen durch die Nationalsozialisten an. In der Rolle von fiktiven Pfadfindern erfahren wir, dass unser Leiter Karl verhaftet wurde, weil dieser die Predigt nachgedruckt hat.
Jetzt müssen wir die Flugblätter finden, bevor die Geheime Staatspolizei Karls Wohnung durchsucht. Dafür haben wir nur eine Stunde Zeit. Das knifflige Rätsel beginnt …
Historiker Winfried Hachmann und Ingenieur Matthias Hecking haben den Escape Room „Der Löwe von Münster“ entwickelt, bieten die Zeitreise vor allem Jugend- und Schülergruppen an. Hecking fungiert bei unserem Test als Spielleiter und schlüpft dazu in die Rolle des Nachbarn von Pfadfinderleiter Karl. So wird er uns in den folgenden 52 Minuten mehrfach „auf die Sprünge helfen“, weil die Rätsellösung zu zweit sehr anspruchsvoll sei.
„Die Gruppe muss sich ständig austauschen, Aufgaben verteilen und im Gespräch bleiben. Der Escape Room ist etwas für Teamplayer, nichts für Individualisten“, gibt Matthias Hecking uns mit auf den Weg in Karls Räumlichkeiten, die einen tatsächlich ins Jahr 1941 zurück versetzen. In der einen Ecke steht ein Volksempfänger, in der anderen ein uraltes Telefon, das wir noch kennen, viele Jugendliche aber verwundern dürfte.

Anke, promovierte Historikerin, und ich beginnen damit – so wie es uns Matthias Hecking geraten hat –, sämtliche (versteckte) Hinweise in dem Zimmer zu sichten und auf dem Tisch auszubreiten. Da sind Postkarten, Bücher und natürlich kleine Kisten mit Schlössern, deren Zahlenkombination wir herausfinden müssen. Zunächst bringen wir das Telefon in Gang und erhalten im Gespräch mit Karls Bruder weitere Details. Wir folgen der Fährte und kommen der Lösung immer näher, auch wenn es einmal stockt und wir nicht weiter wissen. Eine gewisse Zeit nötigte es uns dann auch ab, den antiken Diaprojektor in Gang zu bringen. Aber schließlich finden wir den Schlüssel zum Tresor mit den gesuchten Flugblättern.
Fazit: Der Escape Room gleicht einem großen Puzzle, jedes passende Teil muss gefunden werden, sonst stockt das Spiel oder man kommt irgendwann gar nicht mehr weiter. Dass das aber nicht passiert, dafür sorgt schon Spielleiter Matthias Heckmann mit seinen Tipps. Würden Sie Ihr Leben für Ihre freie Meinung aufs Spiel setzen? Dieser Frage begegnet man während der knappen Stunde im Escape Room. Denn das Rätselraten macht nicht nur Spaß, sondern regt auch zum Nachdenken darüber an, was eine Diktatur aus einem Menschen macht.
„Die jüngeren Generationen rücken immer weiter weg von der Zeit des Nationalsozialismus. Sie können zum Glück nur die Demokratie. Es ist wichtig, sie darauf aufmerksam zu machen, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben“, sagt FBS-Leiterin Monika Wesberg.
Für Jugendliche, Schüler und Studierende ist das Angebot kostenfrei. Auch wegen Corona seien noch reichlich Termine im Escape Room frei, Schulen könnten sich noch kurzfristig melden. Dazu wartet ein Parallelprogramm mit einer Dokumentation über den späteren Kardinal-von-Galen. Für Familien, die ihr gemeinsames Spielen auch mal außerhalb der eigenen vier Wände stattfinden lassen wollen, ist „Der Löwe von Münster“ eine Alternative. Hier geht es zu den Anmeldungen.
Bei dem Escape Room handele es sich um eine 2G-Veranstaltung, in dem Raum gelte die Maskenpflicht, die bei 2Gplus gelockert werden könne, so Monika Wesberg abschließend.