Samstag, März 25, 2023

Berufskolleg: „Netzwerker“ Helmut Gravert geht in den Ruhestand

Anzeige

Wer­ne. Eine von Schü­lern und Leh­rern selbst gebau­te Gar­ten­bank, auf der er es sich in sei­ner frei­en Zeit mit sei­ner Frau Dag­mar gemüt­lich machen kann. Und ein Obst­baum, an dem sym­bo­lisch die Früch­te sei­ner lang­jäh­ri­gen Arbeit wach­sen. Das sind die Geschen­ke, mit denen sich die Mit­ar­bei­ter des Frei­herr-vom-Stein-Berufs­kol­legs und die Kol­le­gen der ande­ren Berufs­kol­legs des Krei­ses Unna von Schul­lei­ter Hel­mut Gra­vert verabschiedeten.

Der Ober­stu­di­en­di­rek­tor wur­de am Don­ners­tag in einer fei­er­li­chen Ver­an­stal­tung offi­zi­ell aus dem Schul­dienst ent­las­sen. Der 65-Jäh­ri­ge geht mit dem Ende des Schul­jah­res in den Ruhestand.

- Advertisement -

Vie­le Gäs­te waren gekom­men, um dem Päd­ago­gen nach 35 Jah­ren im Schul­dienst alles Gute für die Zukunft zu wün­schen. Umrahmt wur­de die Fei­er­stun­de von der Schul­band. Auf per­sön­li­che Geschen­ke hat­te der Schul­lei­ter im übri­gen ver­zich­tet, bei Gar­ten­bank und Obst­baum muss­te er aller­dings eine Aus­nah­me machen. Ansons­ten bat Hel­mut Gra­vert um eine Spen­de für den För­der­ver­ein des Kol­legs, das er 16 Jah­re lang gelei­tet und geprägt hat. Zum Teil unter sehr schwie­ri­gen Bedin­gun­gen, denn Flücht­lings­kri­se, Coro­na-Pan­de­mie und aktu­ell der Krieg in der Ukrai­ne waren und sind für Schul­lei­tung, Leh­rer und Schü­ler eine beson­de­re Herausforderung.

Hel­mut Gra­verts beruf­li­cher Weg begann 1980 mit der Erlan­gung des Ers­ten Staats­examens in Evan­ge­li­scher Theo­lo­gie, Phy­sik und Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten an der Uni Müns­ter. Das Zwei­te Staats­examen folg­te drei Jah­re spä­ter. 1986 leg­te Gra­vert die theo­re­ti­sche Meis­ter­prü­fung in Farb­tech­nik und Raum­ge­stal­tung im Rah­men einer Son­der­maß­nah­me zur Redu­zie­rung des Leh­rer­man­gels in Fach­klas­sen des Maler­hand­werks ab und im sel­ben Jahr trat er in den Schul­dienst als Stu­di­en­rat an den Gewerb­li­chen Schu­len Lüden­scheid ein. 

Auf der von Schü­lern und Leh­rern gebau­ten Gar­ten­bank nah­men Hel­mut Gra­vert und sei­ne Frau Dag­mar gern Platz. Dezer­nent Die­ter Frei­al­den­ho­ven, der stell­ver­tre­ten­de Land­rat Wil­helm Jas­pernei­te, Schü­ler­spre­cher Sascha Simon und Bür­ger­meis­ter Lothar Christ (v.li.) wünsch­ten für den (Un)ruhestand alles Gute. Foto: Klaus Brüggemann

Von 1988 bis 2000 war Gra­vert am Lan­des­in­sti­tut für Schu­le und Wei­ter­bil­dung beschäf­tigt, danach folg­ten zwei Jah­re als Stu­di­en­di­rek­tor am Hell­weg Berufs­kol­leg in Unna und als päd­ago­gi­scher Mit­ar­bei­ter der Bezirks­re­gie­rung Arns­berg. 2002 wech­sel­te Hel­mut Gra­vert schließ­lich als stell­ver­tre­ten­der Schul­lei­ter zum Wer­ner Berufs­kol­leg. Vier Jah­re spä­ter bezog er das Chef­bü­ro, wo er zunächst mit Micha­el Schul­ze-Kers­t­ing und anschlie­ßend mit Jür­gen Art­mann als Stell­ver­tre­ter die Schu­le auf Moder­ni­sie­rungs­kurs brach­te. Eine Auf­ga­be, für die er sein enga­gier­tes Kol­le­gi­um gewin­nen und zahl­rei­che Unter­stüt­zer fand.

Sei­ne Netz­werk­ar­beit mit zahl­rei­chen Koope­ra­ti­ons­part­nern und die Öff­nung des Berufs­kol­legs nach außen waren Merk­ma­le, die in den Fest­re­den immer wie­der lobend her­vor­ge­ho­ben wur­den. Hel­mut Gra­vert habe vie­le Jah­re gute Arbeit geleis­tet und dabei immer die Schü­ler und deren beruf­li­che Ent­wick­lung in den Mit­tel­punkt gestellt, lob­te der stell­ver­tre­ten­de Land­rat Wil­helm Jas­pernei­te im Namen des Schul­trä­gers Kreis Unna.

Vie­le Fest­gäs­te waren zur Ver­ab­schie­dung von Hel­mut Gra­vert ins Berufs­kol­leg gekom­men. Foto: Klaus Brüggemann

Bür­ger­meis­ter Lothar Christ blick­te auf die Ära Gra­vert zurück, in der sich das Berufs­kol­leg maß­geb­lich ver­än­dert habe. „Sie haben viel Neu­es begon­nen“, erin­ner­te Christ nicht zuletzt an die bau­li­che Erwei­te­rung und ener­ge­ti­sche Sanie­rung des Kol­legs. In den ver­gan­ge­nen 20 Jah­ren sei­en rund 20 Mil­lio­nen Euro in die Schu­le am Stand­ort Wer­ne geflos­sen. Gra­vert habe es aber vor allem ver­stan­den, in der Stadt ein Netz­werk auf­zu­bau­en, das nur eines zum Ziel habe: Schü­le­rin­nen und Schü­lern eine opti­ma­le beruf­li­che Per­spek­ti­ve mit auf den Weg zu geben. Der Bür­ger­meis­ter erin­ner­te an die Koope­ra­tio­nen mit den wei­ter­füh­ren­den Schu­len der Stadt, mit Wer­ner Betrie­ben und die enge Ver­bin­dung zur hei­mi­schen Wirt­schaft durch Gra­verts Enga­ge­ment im Vor­stand der Akti­ons­ge­mein­schaft „Wir für Wer­ne“. „Mit Hel­mut Gra­vert schei­det ein gesell­schaft­li­cher Netz­wer­ker aus, der viel Gutes bewirkt hat“, sag­te Christ.

Lob gab es auch vom Dezer­nen­ten der Bezirks­re­gie­rung, Die­ter Frei­al­den­ho­ven, der dem Pen­sio­när sei­ne Ent­las­sungs­ur­kun­de aus dem Schul­dienst über­reich­te. Gra­vert habe nicht nur in der Schu­le Außer­ge­wöhn­li­ches geleis­tet, son­dern sei auch ehren­amt­lich aktiv gewe­sen. „Sie haben alle Schwie­rig­kei­ten gemeis­tert“, sag­te der Dezer­nent auch mit Blick auf die erwähn­ten Pro­ble­me durch Flücht­lings­kri­se, Pan­de­mie und Ukraine-Krieg.

„Wir schät­zen die Zusam­men­ar­beit mit Dir, die stets auf Augen­hö­he statt­fand“, sag­te Gra­verts ehe­ma­li­ger Stell­ver­tre­ter Micha­el Schul­ze-Kers­t­ing in sei­ner Funk­ti­on als Ver­tre­ter der regio­na­len Berufs­kol­leg-Schul­lei­tun­gen. Kat­rin Stü­we, Vor­sit­zen­de des Leh­rer­rats, und Schü­ler­spre­cher Sascha Simon bedank­ten sich dafür, dass Gra­vert stets ein offe­nes Ohr für Anre­gun­gen, Kri­tik und neue Ideen gehabt habe. Und er habe bei Schul­ak­ti­vi­tä­ten kräf­tig mit ange­packt. „Wenn bei einer Ver­an­stal­tung ein Kuchen­buf­fet auf­ge­baut wur­de, waren Sie der Ers­te, der einen Kuchen hin­ge­stellt hat“, sag­te Stü­we. Sei­ner Ehe­frau Dag­mar über­reich­te sie als Dank für die Unter­stüt­zung einen Blumenstrauß.

Die Schul­band sorg­te für die musi­ka­li­sche Umrah­mung der Fei­er. Foto: Klaus Brüggemann

Wor­te, die der schei­den­de Schul­lei­ter gern hör­te. Denn sie wür­den zei­gen, dass sei­ne Art, sein Amt aus­zu­fül­len, offen­bar Reso­nanz gefun­den habe. „Es kommt auf die Zusam­men­ar­beit an“, mach­te Gra­vert deut­lich, dass die posi­ti­ve Ent­wick­lung des Frei­herr-vom-Stein-Berufs­kol­legs nicht allein sein Ver­dienst sei, son­dern vie­ler Betei­lig­ter. Gra­vert dank­te vor allem sei­ner Ehe­frau Dag­mar und sei­nen Kin­dern, die sei­ne Arbeit zuhau­se mit­ge­tra­gen hät­ten. Als Pen­sio­när wer­de er sich ver­stärkt ehren­amt­lich enga­gie­ren und mehr Zeit mit sei­ner Fami­lie verbringen.

Wer Nach­fol­ger des lang­jäh­ri­gen Schul­lei­ters wird, steht zur­zeit noch nicht fest. Das Ver­fah­ren sei kurz vor dem Abschluss, sag­te Dezer­nent Die­ter Frei­al­den­ho­ven auf Nach­fra­ge von WERNEplus.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

U16-Mädchen des TV Werne wollen „WM” einfach nur genießen

Werne. Die Westdeutschen Meisterschaften im Jugendvolleyball stehen kurz bevor. Für die U16-Mädchen des TV Werne bedeutet das ein ganzes Wochenende Volleyball in Aachen. Die...

Noch kein Grundstück für „Anschlusswohnen” in Werne

Werne. Im vergangenen Jahr stellte Britta Buschfeld vom Frauenforum im Kreis Unna e.V. das "Anschlusswohnen" im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) vor. Mit einem Antrag...

VHS-Popchor brilliert auf der Bühne zusammen mit Akkordeon-Orchester

Lünen/Werne. Wer zuletzt den bis auf den letzten Platz gefüllten Hansesaal in Lünen besuchte, durfte sich auf einen ganz besonderen Hörgenuss freuen. Das Akkordeon-Orchester...

Große Resonanz beim Wandertag – SPD Werne bittet zur Stadtführung

Werne. Am vergangenen Sonntag fand der durch den Stadtsportverband 1953 e.V. organisierte 38. Winterwandertag statt. Trotz des etwas unbeständigen Wetters fanden sich 80 Teilnehmende am...