Werne. Eine von Schülern und Lehrern selbst gebaute Gartenbank, auf der er es sich in seiner freien Zeit mit seiner Frau Dagmar gemütlich machen kann. Und ein Obstbaum, an dem symbolisch die Früchte seiner langjährigen Arbeit wachsen. Das sind die Geschenke, mit denen sich die Mitarbeiter des Freiherr-vom-Stein-Berufskollegs und die Kollegen der anderen Berufskollegs des Kreises Unna von Schulleiter Helmut Gravert verabschiedeten.
Der Oberstudiendirektor wurde am Donnerstag in einer feierlichen Veranstaltung offiziell aus dem Schuldienst entlassen. Der 65-Jährige geht mit dem Ende des Schuljahres in den Ruhestand.
Viele Gäste waren gekommen, um dem Pädagogen nach 35 Jahren im Schuldienst alles Gute für die Zukunft zu wünschen. Umrahmt wurde die Feierstunde von der Schulband. Auf persönliche Geschenke hatte der Schulleiter im übrigen verzichtet, bei Gartenbank und Obstbaum musste er allerdings eine Ausnahme machen. Ansonsten bat Helmut Gravert um eine Spende für den Förderverein des Kollegs, das er 16 Jahre lang geleitet und geprägt hat. Zum Teil unter sehr schwierigen Bedingungen, denn Flüchtlingskrise, Corona-Pandemie und aktuell der Krieg in der Ukraine waren und sind für Schulleitung, Lehrer und Schüler eine besondere Herausforderung.
Helmut Graverts beruflicher Weg begann 1980 mit der Erlangung des Ersten Staatsexamens in Evangelischer Theologie, Physik und Erziehungswissenschaften an der Uni Münster. Das Zweite Staatsexamen folgte drei Jahre später. 1986 legte Gravert die theoretische Meisterprüfung in Farbtechnik und Raumgestaltung im Rahmen einer Sondermaßnahme zur Reduzierung des Lehrermangels in Fachklassen des Malerhandwerks ab und im selben Jahr trat er in den Schuldienst als Studienrat an den Gewerblichen Schulen Lüdenscheid ein.
Von 1988 bis 2000 war Gravert am Landesinstitut für Schule und Weiterbildung beschäftigt, danach folgten zwei Jahre als Studiendirektor am Hellweg Berufskolleg in Unna und als pädagogischer Mitarbeiter der Bezirksregierung Arnsberg. 2002 wechselte Helmut Gravert schließlich als stellvertretender Schulleiter zum Werner Berufskolleg. Vier Jahre später bezog er das Chefbüro, wo er zunächst mit Michael Schulze-Kersting und anschließend mit Jürgen Artmann als Stellvertreter die Schule auf Modernisierungskurs brachte. Eine Aufgabe, für die er sein engagiertes Kollegium gewinnen und zahlreiche Unterstützer fand.
Seine Netzwerkarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern und die Öffnung des Berufskollegs nach außen waren Merkmale, die in den Festreden immer wieder lobend hervorgehoben wurden. Helmut Gravert habe viele Jahre gute Arbeit geleistet und dabei immer die Schüler und deren berufliche Entwicklung in den Mittelpunkt gestellt, lobte der stellvertretende Landrat Wilhelm Jasperneite im Namen des Schulträgers Kreis Unna.
Bürgermeister Lothar Christ blickte auf die Ära Gravert zurück, in der sich das Berufskolleg maßgeblich verändert habe. „Sie haben viel Neues begonnen“, erinnerte Christ nicht zuletzt an die bauliche Erweiterung und energetische Sanierung des Kollegs. In den vergangenen 20 Jahren seien rund 20 Millionen Euro in die Schule am Standort Werne geflossen. Gravert habe es aber vor allem verstanden, in der Stadt ein Netzwerk aufzubauen, das nur eines zum Ziel habe: Schülerinnen und Schülern eine optimale berufliche Perspektive mit auf den Weg zu geben. Der Bürgermeister erinnerte an die Kooperationen mit den weiterführenden Schulen der Stadt, mit Werner Betrieben und die enge Verbindung zur heimischen Wirtschaft durch Graverts Engagement im Vorstand der Aktionsgemeinschaft „Wir für Werne“. „Mit Helmut Gravert scheidet ein gesellschaftlicher Netzwerker aus, der viel Gutes bewirkt hat“, sagte Christ.
Lob gab es auch vom Dezernenten der Bezirksregierung, Dieter Freialdenhoven, der dem Pensionär seine Entlassungsurkunde aus dem Schuldienst überreichte. Gravert habe nicht nur in der Schule Außergewöhnliches geleistet, sondern sei auch ehrenamtlich aktiv gewesen. „Sie haben alle Schwierigkeiten gemeistert“, sagte der Dezernent auch mit Blick auf die erwähnten Probleme durch Flüchtlingskrise, Pandemie und Ukraine-Krieg.
„Wir schätzen die Zusammenarbeit mit Dir, die stets auf Augenhöhe stattfand“, sagte Graverts ehemaliger Stellvertreter Michael Schulze-Kersting in seiner Funktion als Vertreter der regionalen Berufskolleg-Schulleitungen. Katrin Stüwe, Vorsitzende des Lehrerrats, und Schülersprecher Sascha Simon bedankten sich dafür, dass Gravert stets ein offenes Ohr für Anregungen, Kritik und neue Ideen gehabt habe. Und er habe bei Schulaktivitäten kräftig mit angepackt. „Wenn bei einer Veranstaltung ein Kuchenbuffet aufgebaut wurde, waren Sie der Erste, der einen Kuchen hingestellt hat“, sagte Stüwe. Seiner Ehefrau Dagmar überreichte sie als Dank für die Unterstützung einen Blumenstrauß.
Worte, die der scheidende Schulleiter gern hörte. Denn sie würden zeigen, dass seine Art, sein Amt auszufüllen, offenbar Resonanz gefunden habe. „Es kommt auf die Zusammenarbeit an“, machte Gravert deutlich, dass die positive Entwicklung des Freiherr-vom-Stein-Berufskollegs nicht allein sein Verdienst sei, sondern vieler Beteiligter. Gravert dankte vor allem seiner Ehefrau Dagmar und seinen Kindern, die seine Arbeit zuhause mitgetragen hätten. Als Pensionär werde er sich verstärkt ehrenamtlich engagieren und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.
Wer Nachfolger des langjährigen Schulleiters wird, steht zurzeit noch nicht fest. Das Verfahren sei kurz vor dem Abschluss, sagte Dezernent Dieter Freialdenhoven auf Nachfrage von WERNEplus.