Werne. Am 16. März 2020 kam es aufgrund der Corona-Pandemie zu vollständigen Schulschließungen auch in Nordrhein-Westfalen, es folgte Mitte Mai die Einführung von Präsenztagen. So kam jeder Jahrgang der Grundschulen einmal pro Woche in den Genuss von „normalem“ Unterricht. Letzten Freitag nun teilte die NRW-Landesregierung mit, man halte „die Wiederaufmahme eines verantwortungsvollen Normalbetriebs an den Grundschulen bzw. an den Schulen der Primarstufe ab dem 15. Juni 2020 für geboten“. Das Schulamt und die Schulleitungen stellt das in einer kurzen Woche vor großen Herausforderungen.
„Die Gänze der Entscheidung hat mich schon überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet“, sagt Wernes Schulamtsleiterin Liane Jäger. Aufgrund des Feiertages Fronleichnam und dem folgenden beweglichen Ferientag bleibe den Verantwortlichen nicht viel Zeit, um auf die neue Situation zu reagieren.
948 Mädchen und Jungen besuchen die drei Grundschulen in Werne. Davon kommen 169 Kinder mit dem Bus zu den Einrichtungen. Da geplant sei, die Jahrgangsstufen zeitversetzt beginnen zu lassen, müssten nun Gespräche mit der VKU geführt werden. „Einen Fünf- oder Zehn-Minuten-Takt für die Busse kriegen wir sicherlich nicht hin“, erklärt die Schulamtsleiterin: „In Werne haben wir mehr Fahrschüler als in anderen Städten. Wir müssen schauen, wie wir das jetzt gebacken kriegen“, so Jäger weiter.
Die größte Herausforderung sei die Wiederaufnahme des OGS-Bereichs und der weiteren Betreuungsangebote. Denn dort werden die Klassenverbände, die zuvor – ohne Abstandsregelung und Maskenpflicht – in ihrer Gruppe fest zusammen bleiben, gemischt. „Wir sind auch noch gespannt, wie die Eltern das Angebot annehmen. Wir fragen das ab. Sind sie zögerlich oder haben wir wieder ‚volles Haus'“, berichtet Liane Jäger. „Einschränkungen wird es ggf. durch die Notwendigkeit der Bildung konstanter Gruppen und die zur Verfügung stehenden personellen Kapazitäten geben müssen. Schulleitung und OGS-Leitung entscheiden gemeinsam, welche Regelungen für die Teilnahme getroffen werden. Inwieweit eine Verpflegung sichergestellt werden kann, ist vor Ort zu entscheiden“, heißt es im Schreiben des Schulministeriums.
Die Schulleitungen in Werne standen am Montag in Kontakt mit der Schulaufsicht in Unna. „Es gibt jetzt natürlich keinen Plan aus der Schublade für diesen Fall, aber wir sehen uns der Herausforderung gewachsen“, meint Nicola Buschkotte, Leiterin der Wiehagenschule. Kollegin Eleonore Neumann, Rektorin der Uhlandschule, sieht die Entscheidung zur Schulöffnung kritisch. „Die Ministerin (Yvonne Gebauer, Anm. d. Red.) hat sehr die Kinder im Blick, aber nicht die Erwachsenen, die mit ihnen arbeiten. Wir haben ja gegenüber allen eine Fürsorgepflicht. Wir versuchen, die Pläne umzusetzen und hoffen, gesund in die Sommerferien zu kommen“, sagt sie.
Liane Jäger hat festgestellt, dass die meisten Eltern ein Stück weit erleichtert seien und durchatmen, weil der Präsenztag nicht geholfen habe. „Sie begrüßen den Schritt Richtung Normalität“, so die Schulamtsleiterin. „Die Infektionszahlen in Werne sind überschaubar. Aber natürlich wissen wir nicht, was da noch schlummert.“