Werne. Die Sakristei der Pfarrkirche St. Christophorus wird abgerissen – genauer gesagt der oberirdische Gebäudeteil. Das teilte der Kirchenvorstand der Pfarrei am Sonntag mit. In der Vorabendmesse am Samstag wurden die Gottesdienstbesucher informiert, wie Markus Klenner gegenüber WERNEplus schildert: „Die Entscheidung wurde nachvollziehbar begründet. Es war mucksmäuschenstill.“
Ursache der drastischen Maßnahme seien gravierende baukonstruktive Mängel, die eine wirtschaftliche Sanierung des Gebäudes ausschließen, berichtet der Kirchenvorstand in seinem Publikandum. So hatte die Undichtigkeit der Hülle bei Regen stets zu Pfützenbildung im Innern der Sakristei geführt. Im Auftrag des Kirchenvorstands hatte das Architekturbüro Hülsmann GmbH aus Münster zunächst die Schadensfeststellung, Ursächlichkeit und Kostenermittlung vorgenommen. Als bei der Prüfung mehr und mehr Schäden etwa an den Sandwich-Elementen der Fassade, den Acrylglas-Streifen sowie am Sockel zutage traten, wurde in enger Abstimmung mit dem Bistum Münster das Fachbüro g+w ingenieurplanung GmbH mit einem Gutachten beauftragt.
„Das Ergebnis war (…) niederschmetternd“, kommentiert der Kirchenvorstand die Erkenntnisse des 50-seitigen Werks: „Aufgrund der vielfältigen grundlegenden baukonstruktiven Mängel ist eine nachhaltige Sanierung des Bauwerks technisch und wirtschaftlich nicht sinnvoll“, urteilten die Gutachter schließlich und empfahlen den Abriss.
Zum Hintergrund: Vor knapp 30 Jahren wurde die Sakristei errichtet, um an ihrem ursprünglichen Platz neben dem Chor der St.-Christophorus-Kirche Raum für eine Kapelle für kleinere Gottesdienste und Andachten schaffen zu können. Von Beginn an schieden sich an dem modernen Bau eines Kölner Architekturbüros jedoch die Geister. Die einen schätzten das Wechselspiel von Historie und Moderne zwischen der altehrwürdigen Pfarrkirche und der zeitgenössischen Sakristei, die anderen konnten sich mit dem im Volksmund „Ufo“ genannten Oktogon (Achteck) dagegen nicht anfreunden. Doch jenseits aller ästhetischen Bewertungen wiegen für Kirchenvorstand und Bistum nun die Mängel und die zu erwartenden Sanierungskosten zu schwer.
Das sagt der Kirchenvorstand: „Seit einigen Wochen und gar Monaten bewegt das Thema der Sakristei die Gemeinde, die Öffentlichkeit und die Presse. Da es sich um ein außergewöhnliches Bauwerk eines namhaften Architekten handelt, war und ist die Sakristei kontrovers und oft emotional in der öffentlichen Diskussion. Die Historie sowie die aktuelle Diskussion wurden vom Kirchenvorstand in allen Überlegungen berücksichtigt. Letztendlich war und ist die Entscheidung nach rein objektiven und vor allem wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu treffen.“
Empfehlung des Gutachtens: „Aus baulich technischer Sicht ist zu empfehlen, den oberirdischen Gebäudeteil bis zur Oberkante der Kellergeschosswände zurückzubauen und eine neue Konstruktion auf diesem Fundament zu errichten.“
„Diesem Ergebnis wird sich der Kirchenvorstand in enger Abstimmung mit dem Bistum anschließen. Ein Konsens mit dem Architekten der Sakristei konnte nicht erzielt werden, da dieser keines der Gesprächsangebote über das vorliegende und ihm nicht bekannte Gutachten angenommen hat. Der Kirchenvorstand hofft, mit dieser Stellungnahme Transparenz zum Thema Sakristei geschaffen zu haben und aufgrund der Darlegung der objektiven Fakten zu einer Befriedung beigetragen zu haben“, heißt es abschließend in dem Publikandum.