Werne. Anzügliche Blicke und sogenanntes Catcalling (wenn Männer Frauen hinterherpfeifen oder sie verbal belästigen) sind die Realität vieler junger Mädchen. Richtig und vor allem selbstbewusst zu reagieren, ist für sie oft eine Hürde, deren Überwindung Übung bedarf.
Anlässlich des Weltmädchentages veranstalten das Jugendamt und die Gleichstellungsstelle der Stadt Werne am Samstag, 12. Oktober, einen Selbstbehauptungsworkshop für Mädchen. Dieser stieß vor einem Jahr auf große Resonanz.
„Der Workshop soll ein Erlebnis sein und keine Reglementierung beinhalten. Teilnehmerinnen können gerne Freundinnen mitnehmen. Das Ziel ist es, dass die Mädchen ihr Selbstvertrauen finden, stark werden, nein sagen können. Dass klar wird, dass jede Frau, egal aus welchem Kulturkreis, groß sein darf“, stellt Trainerin Gundi Lauf ihren Workshop vor. Und weiter: „Mit fehlendem Selbstbewusstsein werden sie oft zum Opfer.“ Mit Übungen zu Körperausdruck und Stimme sollen die Teilnehmerinnen lernen, sich selbst zu erfahren.
„Aber wir wollen auch für Mädchen und Frauen einstehen und für sie sprechen“, ergänzt Monika Eichmanns, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Werne. „In Deutschland gibt es immer noch festgefahrene Stereotypen. Mädchen und Jungen werden anders erzogen. Mädchen haben ein anderes Verständnis ihres Daseins erlernt als Jungen“, hebt sie hervor. Neben dem offenen Termin am 11. Oktober werden Jugendpfleger Jens Viandante, Stephanie Kaltenborn, Gundi Lauf und Monika Eichmanns auch mit der Kardinal-von-Galen Schule, der Marga-Spiegel Schule und der Uhlandschule kooperieren. „Es ist ein Angebot der offenen Jugendarbeit. Es ist deshalb gut, weil es vor Ort ausgebildete Fachkräfte gibt. Da fallen auch die Kinder auf, die sich sonst nicht melden würden“, betont Viandante die Chancen der Zusammenarbeit mit den Schulen.
Auch die Ungerechtigkeiten bei Jungen seien nicht weniger wichtig: Zukünftig gibt es auch wieder Angebote für Jungen und gemeinsame Workshops mit Mädchen. Der Weltmädchentag ist nur ein aktueller Anlass. Außerdem sollen junge Menschen zukünftig die Möglichkeit bekommen, selbst Workshops zu leiten, indem sie sich ausprobieren und lehren dürfen.
Finanzielle Förderung erhält das Projekt noch durch den übrig gebliebenen Ertrag der Frauentage. Stephanie Kaltenborn, die die Efa („Erste-Frauen-Alternative“) in Werne mitbegründete und als ehemaliges Mitglied für Vernetzung sorgte und zahlreiche Vorträge hielt, hebt die bedeutende Rolle eines solchen Engagements nochmal hervor. „Unsere Arbeit stand nicht nur für die Gruppe, sondern für alle Frauen in Werne im Mittelpunkt“, sagt sie. Die Doppelbelastungen, denen Frauen strukturell noch immer unterworfen sind, seien eine große Herausforderung. „Gleichberechtigte Paare sind eine Seltenheit“, ergänzt Monika Eichmanns.
Kreative Umsetzung wichtiger Themen durch den Dialog bis zur Erstellung von gemeinsamen Podcasts und Filmen sorgen dafür, dass junge Menschen gesehen werden und selbst mitgestalten dürfen. Zum Weltmädchentag leistet das Angebot einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung und Prävention von Sexismus und Diskriminierung.
Es können sich interessierte Mädchen im Alter von zwölf bis 16 Jahren aus Werne anmelden. Der Termin findet am 12. Oktober von 14 bis 16 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum Werne unter der Leitung von Deeskalationstrainerin Gundi Lauf statt. Anmeldungen unter: 02389 71-222 oder via Mail an gleichstellung@werne.de.
Spiel- und Kaffeekränzchen
In Eigenregie veranstaltet Gundi Lauf am Dienstag, 26. November, von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr das Spiel- und Kaffeekränzchen mit den Pfarrern Carolyne Knoll und Alexander Meese im Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum, die den Raum kostenlos zur Verfügung stellen. Für Getränke ist gesorgt. Um das Mitbringen von Gebäck und Spielen wird gebeten. Anmeldungen unter 0178 1642925.