Werne. Am Wochenende traf sich die Deutsche Mehrkampfelite wie schon im Vorjahr in Hannover um in allen Altersklassen die Deutschen Meister 2024 zu ermitteln. Die 15-jährige Charlotte Görz ging als einzige qualifizierte Athletin des TV Werne im Siebenkampf an den Start – und sprang am Ende nicht nur auf das Treppchen. Es gab noch eine weitere positive Nachricht für sie.
In Ihrer Altersklasse W15 hatte sich Charlotte im Juni in Ahlen mit der fünfthöchsten Punktzahl in Deutschland qualifiziert und durfte sich zurecht Hoffnungen auf eine vordere Platzierung machen.
In diesem Jahr zeichnete sich das WU16-Teilnehmerfeld durch eine sehr hohe Leistungsdichte und ein enorm hohes Leistungsniveau aus. Im Rahmen der Qualifikationswettkämpfe hatte Svea Funck vom TV Walsrode sogar den bestehenden Deutschen Rekord in dieser Altersklasse nur um wenige Zähler verpasst.
Los ging es am Freitagvormittag mit dem 80-m-Hürdenlauf. Für Charlotte Görz war es nach einer überstandenen Muskelverletzung im linken Oberschenkel der erste Hürdenwettkampf und gleichzeitig eine Standortbestimmung, wie sich das notwendige Alternativtraining der vorangegangenen Wochen auf die Form ausgewirkt hatte. Sie erwischte einen fast fehlerfreien Hürdenlauf und durfte sich über die zweitschnellste Zeit im Feld und eine neue persönliche Bestleistung von 11,57 Sekunden freuen.
Dieser blendende Einstieg war der Grundstein für einen unglaublichen Mehrkampf mit insgesamt fünf neuen persönlichen Bestleistungen. Dem Hürdenlauf folgten 1,61m im Hochsprung und 9,94m im Kugelstoßen, was jeweils neue persönliche Bestleistung bedeutete.
Zum Abschluss des ersten Tages stand der 100m-Sprint statt. In Ihrer Paradedisziplin schaffte die TVlerin laut späteren Presseberichten das sportliche Highlight des gesamten Wettkampftages. Mit 12,01 Sekunden bei einem Gegenwind von 0,6m/s distanzierte sie die zweitschnellste Athletin des Wettkampfs um fast eine halbe Sekunde und setze sich gleichzeitig auf Position zwei der diesjährigen Deutschen Bestenliste der Sprint-Spezialistinnen. Sogar die Europameisterin Gina Lückenkemper war 2011 im gleichen Alter nicht so schnell über die 100m Strecke gewesen.
Insgesamt bedeutete dies am Ende des ersten Tages Platz eins in der Gesamtwertung. Nach einer kurzen Nacht startete Charlotte erneut sehr gut in den zweiten Tag. Mit 5,40 m im Weitsprung war sie wieder nicht weit von Ihrem Hausrekord entfernt und sie konnte Ihre Führungsposition behaupten. Eine schwierige Disziplin war in der Vergangenheit immer die sechste Übung, das Speerwerfen. Während andere Athletinnen bereits Bestleistungen von über 40 Metern aufwiesen, konnte Charlotte bis dato erst einmal die 25m-Marke übertreffen. Allen Befürchtungen zum Trotz zeigte sie sich auch hier nervenstark und warf im dritten Versuch mit 28,49 Metern über drei Meter weiter als je zuvor.
In der Zwischenbilanz vor dem abschließenden 800 Meter Lauf fand sich Charlotte Görz mittlerweile auf Platz drei wieder. Die Hochrechnung zeigte einen Rückstand von umgerechnet 4,5 Sekunden zur zweitplatzierten Athletin auf, für die starke 800m Läuferin durchaus eine machbare Sache. Aber diesmal wuchs Wanda Schmidt vom Turnklub Grevenbroich über sich hinaus, blieb bis zur Zielgeraden an der stark laufenden Wernerin dran und konnte sich mit letzter Krafft, einer Verbesserung ihrer Bestzeit um mehr fünf Sekunden und einem Restpuffer von nicht mal einer Sekunde ins Ziel retten.
Am Ende lagen sich die drei Medalliengewinnerinnen in den Armen und freuten sich allesamt über einen wahnsinnig spannenden und erfolgreichen Siebenklampf. 2:28,05 Minuten im 800 m-Lauf bedeuteten am Ende Platz drei und 3.924 Punkte für Charlotte Görz.
Meisterin wurde erwartungsgemäß Svea Funck mit 4.019 Punkten vor Wanda Schmidt mit 3.931 Punkten. Am Rande der Meisterschaften konnte sich Görz zudem sehr über ein Gespräch mit dem derzeitigen Nachwuchs-Bundestrainer Kai Dockhorn freuen, der sie über Ihre Nominierung für den Nachwuchs-Nationalkader in der kommenden Saison informierte.