Donnerstag, März 30, 2023

Experte bestätigt Sanierungsbedarf am Alten Amtshaus

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Wer­ne. Der ers­te Blick lässt schon Schlim­mes erah­nen: Beim Alten Amt­haus gibt es einen grö­ße­ren Sanie­rungs­be­darf, der eini­ges kos­ten wird. Wie teu­er die Reno­vie­rung des denk­mal­ge­schütz­ten Gebäu­des unterm Strich wird, konn­te der mit einer Unter­su­chung beauf­trag­te Exper­te im Stadt­ent­wick­lungs­aus­schuss am Diens­tag, 5. Okto­ber, noch nicht ein­schät­zen. Wohl aber, dass Hand­lungs­be­darf besteht, um das Gebäu­de, das seit rund vier Jahr­zehn­ten Hei­mat des Stadt­mu­se­ums ist, auf Dau­er zu erhalten.

Der mit der Sanie­rung von Denk­mä­lern erfah­re­ne Archi­tekt Wolf­gang Ubben­horst aus Müns­ter hat­te die Erst­be­gut­ach­tung durch­ge­führt. „Dabei han­del­te es sich um eine rei­ne Inau­gen­schein­nah­me des Bestan­des, ohne Bau­tei­le zu öff­nen“, sag­te der Gut­ach­ter im Aus­schuss, wo er die Ergeb­nis­se sei­ner Unter­su­chung vor­stell­te. Damit ste­he man erst am Anfang eines Pro­zes­ses, der zu einem Maß­nah­men­ka­ta­log für die Sanie­rung des Hau­ses führe.

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Das Pro­blem liegt wie so oft im Ver­bor­ge­nen. Im Fall des Stadt­mu­se­ums laut Aus­sa­ge des Gut­ach­ters hin­ter dem Putz bezie­hungs­wei­se im wegen der höher gele­ge­nen Tief­ga­ra­ge ins Erd­reich ver­schwun­de­nen Sockel­be­reich. Im Lau­fe der Jahr­zehn­te sei an der Kirch­platz-Sei­te Feuch­tig­keit in das Holz­stän­der­werk des Fach­werk­hau­ses ein­ge­drun­gen, die wegen der Tief­ga­ra­ge nicht abtrock­nen kön­ne. Wei­te­res Pro­blem: Das in den 1980er Jah­ren für den Putz ver­wen­de­te Mate­ri­al ent­spre­che nicht den heu­ti­gen Anfor­de­run­gen, Feuch­tig­keit sei wegen feh­len­der Dampf­sper­ren auch von Innen in die Wän­de gelangt. Der Putz las­se die Näs­se nicht nach außen drin­gen. „Der Putz ist zu hart und die damals ver­wen­de­te Far­be ist nicht dampf­durch­läs­sig“, berich­te­te der Denk­mal­ex­per­te. Es sei des­halb erfor­der­lich, den Putz her­un­ter­zu­neh­men und defek­te Bal­ken aus­zu­tau­schen. In wel­chem Umfang, kön­ne man erst nach nähe­rer Unter­su­chung sagen.

Wer die Aus­stel­lung im Ober­ge­schoss des Muse­ums besich­tigt, kennt das zwei­te Pro­blem. Denn das knar­zen­de Geräusch des Fuß­bo­dens gehört schon seit der Eröff­nung des Muse­ums in den 1980er Jah­ren zum Haus. Wolf­gang Ubben­horst hat die Ursa­che erkannt und rät auch hier zu einer Sanie­rung: Beim dama­li­gen Umbau sei die Schall­iso­lie­rung nicht aus­ei­chend berück­sich­tigt wor­den. Sein Vor­schlag: Die Die­len­bret­ter ent­fer­nen, eine Tritt­schall­iso­lie­rung ein­brin­gen und den Boden dann fach­ge­recht wie­der auf­brin­gen. Auch eine Iso­lie­rung des Dach­ge­schos­ses und einen Aus­tausch der Holz­ver­klei­dung hält der Exper­te für erforderlich.

Gebäu­de genügt nicht mehr den heu­ti­gen Brandschutzvorschriften

Der Zahn der Zeit hat auch an der Elek­tro­in­stal­la­ti­on genagt, sodass auch hier drin­gen­der Sanie­rungs­be­darf besteht. Zumal das Gebäu­de nicht mehr den heu­ti­gen Brand­schutz­vor­schrif­ten genügt. Ubben­horst: „Die Instal­la­ti­on ist im Lau­fe der Jah­re, wie das bei alten Gebäu­den üblich ist, orga­nisch gewach­sen.“ Der Archi­tekt rät zu einer Erneue­rung, eben­so wie zum Aus­tausch der Nacht­spei­cher­öfen durch eine moder­ne Heizungsanlage.

Hand­lungs­be­darf gibt es auch bei den Fens­tern, bei denen es mit einem neu­en Anstrich nicht getan sei. Sie müss­ten zum Teil aus­ge­tauscht und den heu­ti­gen Wär­me­schutz-Stan­dards ange­passt wer­den, rät der Architekt.

Mit dem Erst­gut­ach­ten wur­de der Start­schuss für die nächs­ten Ver­fah­rens­schrit­te gege­ben, die im Stadt­haus von einem eigens ein­ge­rich­te­ten Arbeits­kreis beglei­tet wer­den, wie die Lei­te­rin des Bau­ord­nungs­am­tes, Petra Göbel, den Aus­schuss­mit­glie­dern berich­te­te. Für die wei­te­re Unter­su­chung ste­he eine finan­zi­el­le Unter­stüt­zung aus dem Städ­te­bau­för­de­rungs­pro­gramm zur Ver­fü­gung, ergänz­te Pla­nungs­de­zer­nent Ralf Bülte.

Wolf­gang Ubben­horst und sein Team wer­den nun ins Ver­bor­ge­ne schau­en und Bau­tei­le öff­nen, um sich ein genaue­res Bild von der Situa­ti­on zu machen. Der Maß­nah­men­ka­ta­log mit einer Kos­ten­schät­zung soll bis zum Som­mer nächs­ten Jah­res vor­lie­gen. Dann kön­ne man auch eine Aus­sa­ge dar­über tref­fen, wie drin­gend die Reno­vie­rung tat­säch­lich ist und ob sie mög­lichst schnell voll­zo­gen wer­den muss, um wei­te­re Schä­den zu ver­mei­den, sag­te Ubben­horst. Die kom­plet­te Bestands­auf­nah­me die­ne auch als Grund­la­ge für die Bean­tra­gung von För­der­mit­teln, sag­te Ralf Bül­te. In das Ver­fah­ren sei auch die obe­re Denk­mal­be­hör­de eingebunden.

„Wir wer­den wohl eini­ge Mil­lio­nen in die Hand neh­men müssen.”

Aus­schuss­vor­sit­zen­de Uta Lei­sen­tritt zum Sanierungsbedarf.

Für die Poli­ti­ker im Stadt­ent­wick­lungs­aus­schuss kam die Ein­schät­zung des Gut­ach­ters nicht über­ra­schend, denn der Sanie­rungs­be­darf ist seit län­ge­rem bekannt. „Wir wer­den wohl eini­ge Mil­lio­nen in die Hand neh­men müs­sen“, sag­te Aus­schuss­vor­sit­zen­de Uta Lei­sen­tritt (CDU). Bene­dikt Strie­pens (Grü­ne) gab zu beden­ken, dass es sich bei dem Gebäu­de nicht nur um das Alte Amts­haus han­delt, son­dern um das Wer­ner Stadt­mu­se­um, das gera­de durch eine Neu­kon­zep­ti­on moder­ni­siert wer­de. Bei der Erneue­rung des Innen­be­reichs sei des­halb dar­auf zu ach­ten, dass opti­ma­le Bedin­gun­gen für die aus­ge­stell­ten Expo­na­te geschaf­fen wer­den, damit die­se kei­nen Scha­den nehmen.

Sor­gen berei­te­te den Aus­schuss­mit­glie­dern, dass das Muse­um mög­li­cher­wei­se für die anste­hen­de Sanie­rung erneut geschlos­sen wer­den muss, nach­dem der Betrieb nach dem Coro­na-Lock­down gera­de erst wie­der ange­lau­fen ist. Grund­sätz­lich sei­en die Bau­ar­bei­ten auch wäh­rend des lau­fen­den Betriebs abschnitts­wei­se mög­lich. Aller­dings kos­te die­se Vor­ge­hens­wei­se mehr Zeit und sei auch teu­rer. „Für uns ist es immer bes­ser, in einem lee­ren Gebäu­de zu arbei­ten“, so Ubbenhorst. 

Ulrich Hölt­mann (SPD) appel­lier­te an den Denk­mal­ex­per­ten, bei der wei­te­ren Pla­nung die Anfor­de­run­gen des Kli­ma­schut­zes zu berück­sich­ti­gen. Die Stadt müs­se bei ihren eige­nen Gebäu­den mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen. Für den Pla­nungs­de­zer­nen­ten Ralf Bül­te eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. „Denk­mal­schutz ist Kli­ma­schutz“, sag­te er und ver­wies dar­auf, dass zum Bei­spiel für die Sanie­rung der his­to­ri­schen Gebäu­de nur natür­li­che Mate­ria­li­en ver­wen­det werden.

In der Sit­zung des Stadt­ent­wick­lungs­aus­schus­ses stand auch die Umge­stal­tung der Müns­ter­stra­ße im Zuge des Lan­des­pro­jek­tes Regio­na­le 2016 auf der Tages­ord­nung. Die Ergeb­nis­se des Work­shops vom 29. Juni soll­ten vor­ge­stellt wer­den. Der Bericht wur­de aber in die nächs­te Sit­zung verschoben.

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