Freitag, November 22, 2024

Experte bestätigt Sanierungsbedarf am Alten Amtshaus

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Werne. Der erste Blick lässt schon Schlimmes erahnen: Beim Alten Amthaus gibt es einen größeren Sanierungsbedarf, der einiges kosten wird. Wie teuer die Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes unterm Strich wird, konnte der mit einer Untersuchung beauftragte Experte im Stadtentwicklungsausschuss am Dienstag, 5. Oktober, noch nicht einschätzen. Wohl aber, dass Handlungsbedarf besteht, um das Gebäude, das seit rund vier Jahrzehnten Heimat des Stadtmuseums ist, auf Dauer zu erhalten.

Der mit der Sanierung von Denkmälern erfahrene Architekt Wolfgang Ubbenhorst aus Münster hatte die Erstbegutachtung durchgeführt. „Dabei handelte es sich um eine reine Inaugenscheinnahme des Bestandes, ohne Bauteile zu öffnen“, sagte der Gutachter im Ausschuss, wo er die Ergebnisse seiner Untersuchung vorstellte. Damit stehe man erst am Anfang eines Prozesses, der zu einem Maßnahmenkatalog für die Sanierung des Hauses führe.

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Das Problem liegt wie so oft im Verborgenen. Im Fall des Stadtmuseums laut Aussage des Gutachters hinter dem Putz beziehungsweise im wegen der höher gelegenen Tiefgarage ins Erdreich verschwundenen Sockelbereich. Im Laufe der Jahrzehnte sei an der Kirchplatz-Seite Feuchtigkeit in das Holzständerwerk des Fachwerkhauses eingedrungen, die wegen der Tiefgarage nicht abtrocknen könne. Weiteres Problem: Das in den 1980er Jahren für den Putz verwendete Material entspreche nicht den heutigen Anforderungen, Feuchtigkeit sei wegen fehlender Dampfsperren auch von Innen in die Wände gelangt. Der Putz lasse die Nässe nicht nach außen dringen. „Der Putz ist zu hart und die damals verwendete Farbe ist nicht dampfdurchlässig“, berichtete der Denkmalexperte. Es sei deshalb erforderlich, den Putz herunterzunehmen und defekte Balken auszutauschen. In welchem Umfang, könne man erst nach näherer Untersuchung sagen.

Wer die Ausstellung im Obergeschoss des Museums besichtigt, kennt das zweite Problem. Denn das knarzende Geräusch des Fußbodens gehört schon seit der Eröffnung des Museums in den 1980er Jahren zum Haus. Wolfgang Ubbenhorst hat die Ursache erkannt und rät auch hier zu einer Sanierung: Beim damaligen Umbau sei die Schallisolierung nicht auseichend berücksichtigt worden. Sein Vorschlag: Die Dielenbretter entfernen, eine Trittschallisolierung einbringen und den Boden dann fachgerecht wieder aufbringen. Auch eine Isolierung des Dachgeschosses und einen Austausch der Holzverkleidung hält der Experte für erforderlich.

Gebäude genügt nicht mehr den heutigen Brandschutzvorschriften

Der Zahn der Zeit hat auch an der Elektroinstallation genagt, sodass auch hier dringender Sanierungsbedarf besteht. Zumal das Gebäude nicht mehr den heutigen Brandschutzvorschriften genügt. Ubbenhorst: „Die Installation ist im Laufe der Jahre, wie das bei alten Gebäuden üblich ist, organisch gewachsen.“ Der Architekt rät zu einer Erneuerung, ebenso wie zum Austausch der Nachtspeicheröfen durch eine moderne Heizungsanlage.

Handlungsbedarf gibt es auch bei den Fenstern, bei denen es mit einem neuen Anstrich nicht getan sei. Sie müssten zum Teil ausgetauscht und den heutigen Wärmeschutz-Standards angepasst werden, rät der Architekt.

Mit dem Erstgutachten wurde der Startschuss für die nächsten Verfahrensschritte gegeben, die im Stadthaus von einem eigens eingerichteten Arbeitskreis begleitet werden, wie die Leiterin des Bauordnungsamtes, Petra Göbel, den Ausschussmitgliedern berichtete. Für die weitere Untersuchung stehe eine finanzielle Unterstützung aus dem Städtebauförderungsprogramm zur Verfügung, ergänzte Planungsdezernent Ralf Bülte.

Wolfgang Ubbenhorst und sein Team werden nun ins Verborgene schauen und Bauteile öffnen, um sich ein genaueres Bild von der Situation zu machen. Der Maßnahmenkatalog mit einer Kostenschätzung soll bis zum Sommer nächsten Jahres vorliegen. Dann könne man auch eine Aussage darüber treffen, wie dringend die Renovierung tatsächlich ist und ob sie möglichst schnell vollzogen werden muss, um weitere Schäden zu vermeiden, sagte Ubbenhorst. Die komplette Bestandsaufnahme diene auch als Grundlage für die Beantragung von Fördermitteln, sagte Ralf Bülte. In das Verfahren sei auch die obere Denkmalbehörde eingebunden.

„Wir werden wohl einige Millionen in die Hand nehmen müssen.“

Ausschussvorsitzende Uta Leisentritt zum Sanierungsbedarf.

Für die Politiker im Stadtentwicklungsausschuss kam die Einschätzung des Gutachters nicht überraschend, denn der Sanierungsbedarf ist seit längerem bekannt. „Wir werden wohl einige Millionen in die Hand nehmen müssen“, sagte Ausschussvorsitzende Uta Leisentritt (CDU). Benedikt Striepens (Grüne) gab zu bedenken, dass es sich bei dem Gebäude nicht nur um das Alte Amtshaus handelt, sondern um das Werner Stadtmuseum, das gerade durch eine Neukonzeption modernisiert werde. Bei der Erneuerung des Innenbereichs sei deshalb darauf zu achten, dass optimale Bedingungen für die ausgestellten Exponate geschaffen werden, damit diese keinen Schaden nehmen.

Sorgen bereitete den Ausschussmitgliedern, dass das Museum möglicherweise für die anstehende Sanierung erneut geschlossen werden muss, nachdem der Betrieb nach dem Corona-Lockdown gerade erst wieder angelaufen ist. Grundsätzlich seien die Bauarbeiten auch während des laufenden Betriebs abschnittsweise möglich. Allerdings koste diese Vorgehensweise mehr Zeit und sei auch teurer. „Für uns ist es immer besser, in einem leeren Gebäude zu arbeiten“, so Ubbenhorst. 

Ulrich Höltmann (SPD) appellierte an den Denkmalexperten, bei der weiteren Planung die Anforderungen des Klimaschutzes zu berücksichtigen. Die Stadt müsse bei ihren eigenen Gebäuden mit gutem Beispiel vorangehen. Für den Planungsdezernenten Ralf Bülte eine Selbstverständlichkeit. „Denkmalschutz ist Klimaschutz“, sagte er und verwies darauf, dass zum Beispiel für die Sanierung der historischen Gebäude nur natürliche Materialien verwendet werden.

In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses stand auch die Umgestaltung der Münsterstraße im Zuge des Landesprojektes Regionale 2016 auf der Tagesordnung. Die Ergebnisse des Workshops vom 29. Juni sollten vorgestellt werden. Der Bericht wurde aber in die nächste Sitzung verschoben.

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