Werne. Dass Hockey United seinen Namen zurecht trägt, hat der Verein in den vergangenen 90 Tagen unter Beweis gestellt. So lange war Prince Lartey Abbeyquaye aus Ghana in Werne zu Gast. Gestern ging es nach Ablauf des Visums zurück in die Heimat – nach dem „Abenteuer seines Lebens“.
Beim letzten Training am Freitag und beim Turnier der U12-Jungen waren der 34-Jährige und die United-Gemeinschaft in Abschiedsstimmung zwischen Dankbarkeit und Wehmut, sogar die eine oder andere Träne floss im Sportzentrum Dahl. Mit einem sehr persönlichen Fotobuch samt Unterschriften und besten Wünschen verabschiedeten sich die Vereinsmitglieder von ihrem Spieler und Trainer auf Zeit. Gerührt zeigte sich Prince Lartey Abbeyquaye auch von dem großen Banner, mit dem der Nachwuchs ihn überraschte.
Kontakt nach Ghana entsteht während der Pandemie über Social Media
Rückblende: Zu Beginn der Corona-Pandemie knüpfte United-Vorsitzender André Wagner über Facebook Kontakt zu dem Hockeyspieler aus Ghana, der in der Verwaltung einer Highschool in Akim Oda – rund 300 Kilometer von der Hauptstadt Accra entfernt – arbeitet. Dort bringt Prince den Schülerinnen und Schülern ehrenamtlich das Hockeyspielen bei. Mangels ausreichend Schläger schnitzte er einige Exemplare sogar selbst aus Holz, die allerdings sehr schnell auseinanderbrachen.
Spontan war die Idee geboren, dem Ghanaer bei seinem „Prince Grassroot Hockey-Project“ zu helfen. Mehrfach sendete Hockey United, auch mit Unterstützung von Michael Knox (Hockeyhof Dortmund) und dem Deutschen Hockey-Bund (DHB), Schläger, Zahnschutz und weiteres Material in das westafrikanische Land mit knapp über 30 Millionen Einwohnern.
Nach monatelangen Bemühungen um das sogenannte Schengen-Visum, das einen knapp dreimonatigen Besuch in Deutschland für Nicht-EU-Bürger möglich macht, war es Mitte März soweit. Der Gast landete sicher in Düsseldorf – und musste sich erst einmal an die kühlen Temperaturen in Deutschland gewöhnen. Ein vorübergehendes Zuhause fand er bei Familie Meese, die ihn sehr herzlich empfing und ihm die Trennung von den Hockeykindern, Freunden und Familie in Ghana erleichterte. Zahlreiche Ausflüge unternahmen sie gemeinsam. Er fühlte sich sehr wohl und genoss das große Vertrauen.
Die meiste Zeit stand Prince Lartey Abbeyquaye aber selbst auf dem Hockeyplatz, unterstützte das United-Team beim Training und auch bei den Jugendspielen. Bei einem inoffiziellen Kleinfeld-Turnier spielte er im United-Trikot und schoss seine Mannschaft fast im Alleingang von Sieg zu Sieg. Die Hockeykinder in Werne schlossen den Ghanaer schnell in ihre Herzen. Er feuerte sie an, jubelte mit ihnen und tröstete sie auch manchmal. Viele Ratschläge, um besser zu werden, gab er ihnen mit auf den Weg.
Auch mit der Familie von André Wagner erlebte der 34-Jährige auch abseits des Hockeyplatzes eine Menge. Höhepunkt war sicherlich der Besuch des Westfalenstadions mit der Bundesligapartie von Borussia Dortmund gegen Darmstadt 98.
Für sein Projekt in Ghana knüpfte Prince in Nordrhein-Westfalen viele Kontakte. „Er plant in seiner Heimat eine kleine Hockey-Akadamie, um möglichst vielen Kindern den Sport beizubringen, demnächst auch Mädchen und Jungen der Grundschulen in der Umgebung“, schildert Wagner die Pläne seines Freundes, der Ende Juni Vaterfreuden in seiner Heimat entgegenblickt. „Natürlich wird mein Sohn auch Hockey spielen“, ist Prince Lartey Abbeyquaye überzeugt. Heißen soll er übrigens nach Pfarrer Meese, nämlich Alexander, „auch wenn meine Freundin davon noch nichts weiß“, schmunzelt der sympathische Afrikaner.
Nicht nur seine sportlichen Fähigkeiten begeisterte, auch die vielen Gespräche über das Leben in seiner Heimat hinterließen Eindruck. „Obwohl einige Kinder nicht einmal Schuhe besitzen, lachen sie den ganzen Tag. Die Lebensfreude ist unbeschreiblich“, erzählte er. Sehr bescheiden, fröhlich, hilfsbereit und charakterstark – so werden ihn Hockey United und Familie Meese in Erinnerung behalten.
„Abenteuer seines Lebens“ dank Hockey United
Aylin Rutayijana, Trainerin der U10 von United und zugleich mit ghanaischen Wurzeln, wird Prince Lartey Abbeyquaye schon im Juli einen Gegenbesuch abstatten, die Fortsetzung der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den „Hockeyverrückten“ auf zwei Kontinenten soll auf jeden Fall weiterbestehen.
Mit einer sehr emotionalen Rede hatte er sich am Freitag bei einem internen Trainingsspiel von seinen Teamkollegen in Werne verabschiedet, bereits kommenden Samstag wird er wieder bei seiner Mannschaft, den Legonknights, im Aufgebot sein. Selbst auf dem Platz zu stehen, dafür sei er dann aber wahrscheinlich noch zu müde.
Er blickt mit Dankbarkeit zurück. Denn Reisen ist in dem westafrikanischen Land eigentlich nur der reichen Oberschicht vorbehalten. Ohne das Engagement von United Werne könnte er seinen Hockeykindern in Akim Oda, die ihn sehnlichst zurück erwarten bald nicht vom „Abenteuer seines Lebens“ berichten.
Mehr Informationen und Impressionen zu Prince Lartey Abbeyquaye und seinem Engagement für den Hockeysport gibt es bei Facebook unter „Prince_Grassroot Hockey Project 2020“