Sonntag, Juni 4, 2023

E‑Jugend-Fußballer verabschieden ihre ukrainischen Freunde

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Wer­ne. Flut­licht ist am Lin­dert-Sport­platz eigent­lich nichts Beson­de­res. Den­noch erschien es denen, die sich am Frei­tag­abend (5. Mai 2023) spon­tan auf den Weg zur Heim­stät­te des Wer­ner SC gemacht hat­ten, als ob das Licht an die­sem Abend noch­mal etwas hel­ler strah­len wür­de als sonst. Denn der Moment, den Spie­ler, Betreu­er und Eltern der Wer­ner E‑Jugend dort erleb­ten, war zwei­fels­oh­ne ein Besonderer.

Dabei war es kein Fuß­ball­spiel, das die Betei­lig­ten wie sonst üblich am Lin­dert zusam­men­ge­führt hat­te. Viel­mehr zeig­te sich an die­sem Abend, was den Sport im All­ge­mei­nen und den Fuß­ball im Spe­zi­el­len aus­macht. Ein Ball, zwei Tore – mehr braucht es nicht, damit Men­schen sich ver­stän­di­gen kön­nen. Unab­hän­gig von ihrer Her­kunft, ihrer Spra­che, ihrer Kultur. 

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So war es auch über­haupt kei­ne Fra­ge, dass sich im ver­gan­ge­nen Jahr Daniil und Kiril Trofy­men­ko den Wer­ner E‑Junioren anschlos­sen. Die bei­den elf­jäh­ri­gen Brü­der waren mit ihrer Fami­lie vor dem rus­si­schen Angriffs­krieg aus der Ukrai­ne geflo­hen und hat­ten in Wer­ne Schutz gefun­den. Und weil bei­de fuß­ball­be­geis­tert sind, fan­den sie schnell den Weg zum Wer­ner SC. Der Ver­ein unter­stütz­te die Neu­an­kömm­lin­ge und orga­ni­sier­te Aus­rüs­tung wie Fuß­ball­schu­he oder Schienbeinschoner.

Die Kicker und ihre Trai­ner David Stamm­er und His­ham Saa­do nah­men die Neu­en direkt in ihre Mit­te auf. Daniil und Kiril wur­den ein Teil der Mann­schaft, stu­dier­ten zwei­mal pro Woche im Trai­ning Spiel­zü­ge ein, streif­ten sich am Wochen­en­de das blau-rote Tri­kot über, fuh­ren mit dem Team zu den Hal­len­tur­nie­ren der Win­ter­spiel­run­de in Müns­ter. Und das alles, ohne zu Beginn ein Wort Deutsch zu spre­chen. Die ver­meint­li­che Sprach­bar­rie­re exis­tier­te schlicht­weg nicht – schließ­lich ist das Spiel ist ein­fach, die Regeln sind bekannt, alles ist selbst­ver­ständ­lich. Und auch neben dem Platz konn­te sich die Mann­schaft pro­blem­los dar­auf ver­stän­di­gen, dass Was­ser­eis, Waf­feln und Limo­na­de zur Grund­aus­stat­tung für einen Spiel­tag gehören.

Und hät­te es noch eines wei­te­ren Bewei­ses bedurft, wie fest und stark das Mann­schafts­ge­fü­ge der E‑Junioren gewach­sen ist, dann wäre es wohl jener Moment am Frei­tag­abend gewe­sen. Denn auch wenn Daniil und Kiril sich mit ihren Fami­li­en in Wer­ne wohl­füh­len – ihre Hei­mat ist die Ukrai­ne. Und dort­hin keh­ren sie nun zurück, was David Stamm­er und His­ham Saa­do am Frei­tag­abend erfuhren.

Am Frei­tag­abend kamen Spie­ler, Trai­ner und Eltern spon­tan zum Sport­platz am Lin­dert, um die ukrai­ni­schen Brü­der Daniil und Kiril Trofy­men­ko zu ver­ab­schie­den. Foto: Wer­ner SC

„Es war uns eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit, die bei­den Jungs zu ver­ab­schie­den“, begrün­det His­ham Saa­do den Auf­ruf, den er nach die­ser Infor­ma­ti­on in der Whats­App-Grup­pe der Mann­schaft star­te­te: „Kommt um 21.15 Uhr zum Lin­dert. Es ist wich­tig und dringend!“

Und so stan­den 17 Kicker, zwei Trai­ner und vie­le Eltern Arm in Arm mit Daniil und Kiril im hel­len Schein des Flut­lichts, um ihren Freun­den alles Gute für die Heim­rei­se und die Zukunft zu wün­schen. „Mir feh­len heu­te die rich­ti­gen Wor­te, um mei­ne Gefüh­le zu beschrei­ben“, war nicht nur David Stamm­er sicht­lich gerührt von dem, was sich da auf dem Platz abspiel­te. Julia Trofy­men­ko, Mut­ter von Daniil und Kirill, dank­te der Mann­schaft für die Zeit, die ihre Jungs beim WSC erle­ben durf­ten: „Sie wer­den den Kin­dern in der Ukrai­ne stolz erzäh­len, wie es war, mit euch zu spie­len.“ Und sie äußer­te eine Hoff­nung, die wohl alle nicht nur an die­sem Abend hegen: „Viel­leicht tref­fen wir uns irgend­wann auf dem Spiel­feld wieder.“

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