Dienstag, März 21, 2023

„Der Aufstieg ist nicht das Ziel“: Lars Müller (WSC) im Interview

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Wer­ne. Mit der ers­ten Pflicht­auf­ga­be im Kreis­po­kal am 22. August gegen den B‑Ligisten Bira­ti Club in Müns­ter wird es ernst für den Fuß­ball-Lan­des­li­gis­ten Wer­ner SC. Eine Woche spä­ter, am 29. August, star­tet die Meis­ter­schafts­run­de mit dem Heim­spiel gegen Vor­wärts Wett­rin­gen. Seit dem 1. Juli 2017 trai­niert der 45 Jah­re alte Ex-Bun­des­li­ga-Pro­fi Lars Mül­ler (u.a. 116 Spie­le für Borus­sia Dort­mund und 1. FC Nürn­berg) die Mann­schaft. Viel­ver­spre­chend ver­lief die ver­gan­ge­ne Sai­son, die aller­dings wegen der Pan­de­mie abge­bro­chen wur­de. Da war der WSC Spit­zen­rei­ter. Was ist in der Spiel­zeit 2021/22 drin für den Wer­ner Club? Ist die West­fa­len­li­ga ein rea­lis­ti­sches Ziel?

Der WSC spiel­te eine star­ke Sai­son 2019/20 und lag nach sechs Spiel­ta­gen an der Tabel­len­spit­ze. Dann wur­den die Spie­le auf­grund der Coro­na-Bestim­mun­gen ein­ge­stellt, die Meis­ter­schaft ohne Ergeb­nis annul­liert. War das ein Rück­schlag für den WSC?

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Die letz­ten bei­den Spiel­zei­ten waren scha­de. Als vor ein­ein­halb Jah­ren wegen Coro­na abge­bro­chen und hoch­ge­rech­net wur­de, fehl­te uns ein Punkt zum Auf­stieg. Ob das gut für den Ver­ein gewe­sen wäre, bleibt dahin­ge­stellt. Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­de die Sai­son nach sechs Spiel­ta­gen kom­plett abge­bro­chen. Wir haben es zwei­mal eigent­lich ganz ordent­lich gemacht, und nicht die Chan­ce gehabt, es zu been­den. Ich möch­te ein­fach mal eine Sai­son wie­der zu Ende spielen. 

Die Leis­tun­gen in den ver­gan­ge­nen bei­den Jah­ren las­sen auf ähn­lich gutes Abschnei­den in der kom­men­den Sai­son hof­fen. Sind Sie zufrie­den mit der Vorbereitung? 

Nein! Wir haben in den Test­spie­len noch nicht so viel gut gemacht. Trotz­dem gehe ich zuver­sicht­lich in die Sai­son, weil ich die Jungs ken­ne. Und auch die Neu­zu­gän­ge kann ich inzwi­schen ein­schät­zen. Mei­ne Zuver­sicht basiert aller­dings nicht auf den Vorbereitungsspielen. 

Für wel­che Art von Fuß­ball ste­hen Sie?

Grund­sätz­lich wol­len wir natür­lich offen­siv spie­len. Das fängt ja mit einer sta­bi­len Defen­si­ve an. In Sum­me steht nach den Vor­be­rei­tungs­spie­len das Ergeb­nis, dass wir zu vie­le Gegen­to­re kas­sie­ren. Doch ent­schei­dend ist die aktu­el­le Form am 29. August. 

Wie hat sich der Spie­ler­ka­der ver­än­dert? Wer kam, wer ging?

Ersatz suchen muss­ten wir für Jawad Foroghi. Neu gekom­men sind Rama­zan Korkut im Sturm, Tim Neu­ge­bau­er fürs Mit­tel­feld oder als Sech­ser sowie Camil­le Dadal und Deniz Sön­mez aus der Jugend. Unterm Strich haben wir eine sehr jun­ge Mann­schaft mit gro­ßem Potenzial.

Was ist drin in die­ser Spiel­zeit für den WSC? 

Schon in den ver­gan­ge­nen Mona­ten hat­ten wir die Qua­li­tät in Kader, um jeden schla­gen zu kön­nen. Was uns ein biss­chen fehl­te, war die Kon­stanz in der Leis­tung. Der Kader ist mitt­ler­wei­le brei­ter gewor­den. Das Poten­zi­al ist da, um oben mit­spie­len zu kön­nen, aller­dings gibt es in der Liga Mann­schaf­ten, die ande­re Ambi­tio­nen haben und viel mehr inves­tie­ren. Der Auf­stieg ist für uns nicht das Ziel und auch nicht realistisch. 

Lars Mül­ler, Trai­ner des Lan­des­li­gis­ten Wer­ner SC 2000. Foto: Jörg Stengl

Der WSC fris­tet ein jäm­mer­li­ches Dasein am Bahn­damm. Schon für die Lan­des­li­ga-Ver­hält­nis­se ist die Sport­an­la­ge im Lin­dert unzu­rei­chend. Was muss sich ändern, um wei­ter erfolg­reich zu sein?

Ich fin­de es ein­fach scha­de, dass wir kei­ne Mög­lich­keit haben, auf einem für Fuß­bal­ler geeig­ne­ten Kunst­ra­sen zu spie­len. Es ste­hen nur zwei Kabi­nen zur Ver­fü­gung, wir haben kei­ne Zuschau­er­tri­bü­ne. Vie­le sagen scherz­haft: Es gibt kein pas­sen­des Wet­ter, um beim Wer­ner SC ein Fuß­ball­spiel gucken zu kön­nen. Ent­we­der stehst du im Wind, im Regen oder in der pral­len Son­ne. Das ist ein­fach zu wenig für eine Stadt wie Werne. 

Ich bin jetzt im fünf­ten Jahr hier und weiß, dass Pro­zes­se Zeit brau­chen. Doch einer muss anfan­gen. Der Haupt­ver­ein muss eine Ent­schei­dung tref­fen, die Stadt ihre Unter­stüt­zung zusa­gen und Spon­so­ren sagen, wir machen das jetzt. Ich wür­de ger­ne ein Foto sehen mit dem Bür­ger­meis­ter und dem Vor­stand beim ers­ten Spa­ten­stich für irgendetwas. 

Sie haben ein­mal in einem Gespräch mit einem bekann­ten Wer­ner Fuß­ball­ex­per­ten gesagt, Trai­ner einer unter­klas­si­gen Mann­schaft sei­en vor zu vie­le Pro­ble­me gestellt, weil vie­les fehlt, was im Pro­fi­be­reich selbst­ver­ständ­lich ist. Den­noch sind Sie Trai­ner beim WSC. Haben Sie Ihre Mei­nung geändert?

Ich sehe das immer noch so. Es gibt im Ama­teur­be­reich ein­fach Din­ge, die es im Pro­fi­be­reich nicht gibt. Bereit­schaft, Tech­nik, Talent, Spiel­über­sicht sind nicht ver­gleich­bar. Das weiß ich und akzep­tie­re ich. Bei den Ama­teu­ren darf schließ­lich auch der Spaß nicht zu kurz kommen. 

222 Mil­lio­nen Ablö­se­sum­me für Ney­mar, der Ver­such zur Ein­rich­tung einer Super League für eine noch bes­se­re Ver­mark­tung der Spit­zen­clubs, die von Bestechung und Kor­rup­ti­on beglei­te­te Ver­ga­be der Fuß­ball-WM nach Katar – der Fuß­ball ist zum rück­sichts­lo­sen Geschäft gewor­den. Wie schät­zen Sie die­se Ent­wick­lung ein?

Die Kom­mer­zia­li­sie­rung des Fuß­balls hat Dimen­sio­nen ange­nom­men, die kei­ner mehr nach­voll­zie­hen kann. Den­noch glau­be ich, dass die Sta­di­en immer noch voll sein wer­den. Das grö­ße­re Pro­blem ist aller­dings die Coro­na-Pan­de­mie. Fuß­ball ohne Fans und Stim­mung im Sta­di­on will kei­ner. Sind Zuschau­er wie­der erlaubt, gehen auch die Fans wie­der zu den Spie­len in die Sta­di­en. Da wird der HSV-Fan auch wei­ter­hin von Hamm nach Ham­burg ins Sta­di­on fah­ren, eine Brat­wurst essen und sich ein Tri­kot sei­nes Ver­eins kaufen. 

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