Werne. Die Riesenpropeller in den Windvorrangzonen der Stadt Werne produzieren – Stand jetzt – rund 15.000 Kilowatt-Peak, informierte Klimaschutzmanager Dr. Tobias Gehrke im Ausschuss für Umwelt, Mobilität und Klimaschutz (UMK), als es um den Sachstand zu den Erneuerbaren Energien ging.
Voraussichtlich Ende März werden die beiden neuen Windräder des Anlagenbauers Alterric Deutschland GmbH in Werne-Horst rechts und links der Hellstraße in Betrieb gehen, kündigte Sprecherin Cosima Ottmann gegenüber WERNEplus an. Die beiden Anlagen haben Nabenhöhen von 119 und 112 Metern, ihre Leistung liegt bei 4,4 und 3,45 Megawatt (MW).
Mit dem Bau der beiden Windräder an der A1 sind die ausgewiesenen Konzentrationszonen für Windkraft in Werne fast vollständig ausgeschöpft. Einzige Ausnahme ist eine städtische Fläche in Wessel.
Um weitere Flächen zu schaffen, müssten die Konzentrationszonen aufgehoben werden. Gegen diesen Schritt spreche aber die dann notwendige Übertragung der Planungspflicht an den Regionalverband Ruhr (RVR) sowie die Restriktionen der Netzkapazität. Ende 2027 fielen die Konzentrationszonen weg, danach werde nach Einzelfall entschieden, erläuterte Dezernent Ralf Bülte. Mit der Ausweisung der Konzentrationszonen habe man seinerzeit die Windkraft steuern und so eine Verspargelung der Landschaft vermeiden wollen.
Für eine Aufhebung der Konzentrationszonen setzte sich dagegen Adelheid Hauschopp-Francke ein. Weil die Windkraftzonen voll seien, blockierten sie einen weiteren Ausbau. So gebe es auch keine Planungssicherheit, wir sollten nicht bis 2027 warten, argumentierte sie. Vor zehn Jahren habe man „Windkraft-Verhinderungsplanung“ gemacht, heute habe man eine ganz andere Situation, sagte sie mit Blick auf den künftig steigenden Strombedarf allein durch die Energiewende.
Man benötige mehr Netzkapazitäten und mehr dezentrale Kraftwerke, dass sei die Hauptaufgabe für den Standort. „Ich warne davor zu schieben“, sagte sie eindringlich. Ohnehin werde man schon drei bis fünf Jahre ausgebremst, bis die geplante Umspannanlage fertig sei.
Energiegewinn: Oben Windrad, unten Flächen-Photovoltaik
In Nachbarschaft zum Windrad-Standort rechts der Hellstraße ist ein Antrag für eine elf Hektar große Flächen-PV-Anlage an der A1 bei der Verwaltung eingegangen, informierte Bülte nach den Mitgliedern des UMK auch die des Planungsausschusses (12. März).
Eine Besonderheit gibt es hier beim Genehmigungsverfahren, erläuterte dazu Klimaschutzmanager Dr. Tobias Gehrke auf Nachfrage von WERNEplus. Denn während es laut Baugesetzbuch für 200 Meter breite Streifen rechts und links von Autobahnen eine Privilegierung für den Bau von Windenergieanlagen gebe, seien dort nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz auch Förderungen für Windräder in einem 500 Meter breiten Streifen möglich.
Das führe zu der kuriosen Situation, dass für Flächen jenseits des 200-Meter-Streifens nicht das schnellere privilegierte Verfahren gelte, sondern das übliche Baugenehmigungsverfahren. Letzteres sei mit größerem Aufwand (Beschluss durch die Politik/ Offenlage etc.) verbunden und dauere schlicht länger, hieß es sinngemäß. Im Falle der beantragten Flächen-PV-Anlage befinden sich acht Hektar innerhalb des 200-Meter-Streifens. Für die übrigen drei Hektar gilt der langwierigere Weg durch das Baugenehmigungsverfahren.