Werne. Werne soll eine stillfreundliche Kommune werden. Diesen Antrag stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familien am Donnerstag (14. November 2024).
„Werne ist und will familienfreundlich sein“, begründete Ratsmitglied Rainer Hotz das Anliegen seiner Fraktion. „Stillen ist die natürlichste Sache der Welt, daher sollte es in öffentlichen Gebäuden einen geschützten Raum dafür geben.“
Konkret legten die Grünen folgende Maßnahmen zur Beschlussfassung vor: In öffentlichen Gebäuden mit Publikumsverkehr soll ein geschützter Bereich zum Stillen, vorzugsweise ein abschließbarer Raum, bereitgestellt werden. In diesem Bereich oder Raum gibt es einen bequemen Stuhl und eine Möglichkeit zum Wickeln. Außerdem werden den Stillenden ein kostenloses Getränk, beispielsweise Leitungswasser, angeboten. Zum Stillbereich führen gut sichtbare Wegweiser.
Vorbild für den Antrag ist der Kreis Unna, der bereits vor mehr als zwei Jahren als „stillfreundliche Kommune“ zertifiziert wurde. „Das Land NRW benötigt mehr stillfreundliche Gebäude, in denen Mütter ungestört ihre Kinder stillen können“, begründeten die Grünen ihren Antrag. Um das Zertifikat zu erhalten, müsse die Stadt Werne die oben genannten Punkte erfüllen. Mit einfachen Mitteln könne auf diese Weise die „Akzeptanz des Stillens im öffentlichen Raum“ erhöht werden. Jugendamtsleiter Maik Rolefs teilte dem Ausschuss mit, dass Vorbereitungen zur Umsetzung des Antrags laufen. „Wir können da zeitnah reagieren, die Hürden sind nicht sehr hoch.“ Gespräche mit Hebammen würden bereits geführt.
Seitens der SPD regte Dörte Hübchen-Oesterschulze an, im Familiennetz einen eigenen Stillbereich einzurichten. „Dort ist bereits eine entsprechende Infrastruktur vorhanden, außerdem ist die Hemmschwelle, dorthin zu gehen, niedriger als beispielsweise im Stadthaus.“ Ein Problem könnten allerdings die Öffnungszeiten sein. Ein Punkt, den auch Annika Brauksiepe zu bedenken gab. „Kinder richten sich da in der Regel nicht nach Öffnungszeiten“, das kenne sie aus eigener Erfahrung. Die CDU-Politikerin wies außerdem darauf hin, dass es ihres Wissens nach in der Familienbildungsstätte einen Still- und Wickelraum gegeben habe. Ihre Frage, ob es den noch gebe, konnte niemand beantworten.
Allerdings wusste Carolin Siegeroth von der FDP, dass ihre Fraktion bereits 2015 einen Antrag für ein Stillzimmer gestellt habe. Auch der schien in Zwischenzeit in Vergessenheit geraten zu sein. „Mir ist davon nichts bekannt“, räumte Dezernent Frank Gründken ein. Er sei damals noch nicht in seinem jetzigen Amt gewesen. „Ich kann mir allerdings vorstellen, dass der fragliche Fabi-Raum mit diesem Antrag in Verbindung gestanden hat.“ Das müsse geprüft werden – ebenso wie die Tauglichkeit des Familiennetzes.
Nach den Wortmeldungen schlug der Ausschussvorsitzende Benedikt Striepens (Bündnis 90/Die Grünen) vor, einen Beschluss über den Antrag zu vertagen. „Nach meiner Vorstellung ist es sinnvoll, dass die Verwaltung zunächst prüft, welche Standorte geeignet sind, und das in einer der nächsten Sitzungen konkret vorstellt.“ Dem Einwurf von Cornelia Oßwald-Blaschke (SPD), angesichts knapper Kassen eine finanzierungsfreundliche Lösung zu finden, begegnete Striepens skeptisch. „Als Jugendhilfeausschuss da jetzt schon diese Schere im Kopf zu haben, finde ich schwierig.“