Werne. Eine erstklassige Qualität haben sie zu bieten, die Ringelrübchen, die Laurin Liekenbrock aus der Erdmiete holte, wo das edle Gemüse überwinterte. Wer sie anschneidet, bekommt direkt die Antwort geliefert, woher sie ihren Namen hat. Knallrot in der Außenfarbe, durchziehen ebensolche Ringel das weiße Fruchtfleisch. Unlängst erhielt die „Gärtnerei Stadtgemüse“, die unweit der drei Kühltürme des Gersteiner Kraftwerks eine solidarische Landwirtschaft betreibt, Besuch von Dr. Anne Monika Spallek.
Die Grüne Bundestagabgeordnete zeigte sich begeistert von dem leidenschaftlichen Einsatz des Trios, das hier – federführend, unterstützt von freiwilligen Helfern – jede Menge gesundes Gemüse ans Tageslicht zaubert.
„Wir wollen Landwirtschaft mit Klimaschutz versöhnen und durch handwerkliche, klimaintelligente Methoden mehr Kalorien produzieren als wir einsetzen“, erklärte Inhaber und Ökolandbauer Laurin Liekenbrock beim Rundgang. Unter anderem gilt hier eine Devise: „Mit Gemüse gegen rechts!“, denn „wir stehen für Vielfalt, auf dem Acker wie unter den Menschen.“
42 Wochen konnte im ersten Anbaujahr schon geerntet werden, was auch hier angezüchtet wurde. Über das Jahr hindurch werden hier 120 Sorten in 80 Kulturen angebaut. Liekenbrock verriet, dass es 100.000 Euro Investitionskosten benötigte, um das ursprüngliche Baumschulgelände entsprechend aufzubereiten. Die spontane Bodenprobe in der sich putzmuntere dicke Regenwürmer und Knöllchenbakterien tummelten, zeichnete dem Ökolandbauer regelrecht die Freude ins Gesicht, sind sie doch das beste Zeichen für einen lockeren, fruchtbaren Boden und beste Qualität.

Drei Fachkräfte, verteilt auf zwei Vollzeitstellen, bewirtschaften hier 1,2 Hektar Ackerland. Erfolgreich, da von dieser Fläche schon im ersten Betriebsjahr 100 Haushalte fast durchgehend mit frischem Gemüse – unter anderem mit 300 verschiedenen Salaten und Küstenpflanzen wie Hirschhornwegerich – saisonal und ökologisch versorgt werden konnten. Daher ist das Trio mit Recht stolz darauf, dass dieses produktive System und das damit verbundene solidarische Prinzip funktionieren. Als Solawi arbeitet „Stadtgemüse“ nicht gewinnorientiert, sondern kostendeckend.
„Wir versuchen unseren Ernteteilenden immer zu vermitteln, dass sie sich mit der Gemüsekiste nicht nur eine gesunde Ernährung gönnen, sondern ebenso einen Beitrag für das Gemeinwohl und den Klimaschutz leisten“, betonte Laurin Liekenbrock.
Ackerclub startet in der Gärtnerei Stadtgemüse
Angedacht sei es auch, hier einen außerschulischen Lernort anzubieten. Im „Ackerclub“, der im April beginnt, sollen die Kinder die Produktion von gesunden Lebensmittel – vom Saatgut bis zum Teller – kennen und schätzen lernen.
Dr. Anne Monika Spallek: „Ich bin ein großer Fan von Solawis. Derzeit gibt es deutschlandweit etwa 400. Ziel wäre, dass es mindestens in jeder Kommune auch eine Solawi gibt, damit wir das Wissen darüber, wie Lebensmittel erzeugt werden können, auch wieder bei den Menschen verankern. Im ersten Schritt haben wir dazu bereits Gelder im Haushalt bereitgestellt, so dass Solawis beispielsweise auch in der Gründung unterstützt werden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) muss das jetzt noch umsetzen.“