Werne. Seit mehr als zehn Jahren können frischgebackene Eltern von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Allgemeinen Sozialen Dienstes besucht werden. Ziel dieser Hausbesuche ist es, frühzeitig über Angebote von Jugendamt und Jugendhilfe in Werne zu informieren. Außerdem können bei dieser Gelegenheit erste Anliegen besprochen und Fragen beantwortet werden.
Bei den Besuchen erhalten die Eltern eine KID-BAG, eine Tasche mit Informationsmaterial und Präsenten für junge Familien. Wie Jugendamtsleiter Maik Rolefs dem Ausschuss für Kinder, Jugend und Familien am Donnerstag (14. November 2024) mitteilte, sei es in letzter Zeit allerdings zu „Verzögerungen“ bei den Besuchen und damit auch bei der Verteilung der KID-BAGs gekommen. Daher möchte die Verwaltung das bisherige Verfahren „anpassen“.
Dafür gebe es, so Rolefs, unterschiedliche Gründe. „Der Allgemeine Soziale Dienst hat das so nicht mehr gestemmt bekommen“, erklärte er. Auf Nachfragen des CDU-Ratsmitglieds Christian Lang wurde er konkreter: „Die Familien wurden nicht mehr zeitnah nach der Geburt angeschrieben, das liegt an uns.“ Grund sei die „Arbeitsverdichtung“ – sprich: mehr Arbeit für die gleiche oder eine geringere Anzahl an Mitarbeitenden. Der zweite Punk sei, „dass wir die jungen Familien noch enger und früher ans Familiennetz binden möchten“. Bislang sei es so gewesen, dass seitens des Jugendamts „Beziehungsangebote“ gemacht worden seien – sprich: Familien mit Neugeborenen seien, der Geburtenliste folgend, angeschrieben worden. Entweder hätten sie sich dann auf die Terminvorschläge hin zurückgemeldet oder nicht. „Wir hatten mal eine Quote von 80 Prozent bei den Rückmeldungen“, sagte der Jugendamtsleiter. „Seit der Coronapandemie haben wir nicht mal mehr die Hälfte.“
Daher stelle sich auch die Frage, ob Familien, die einen besonderen Bedarf an Beratung und Informationsangeboten haben, auf diesem Wege noch zu erreichen seien. „Wir glauben, dass wir uns ihnen besser und frühzeitiger nähern können, wenn wir sie ins Familiennetz einladen.“ Der neue Plan: Zukünftig sollen alle Eltern angeschrieben und zu einem Baby-Begrüßungs-Café ins Familiennetz eingeladen werden. Dort werden alle Informationen vermittelt und die KID-BAGs an die Eltern verteilt. Dieses Treffen böte Eltern zudem die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und sich vor Ort mit Angeboten des Familiennetzes vertraut zu machen. Das Café soll alle vier Wochen stattfinden. Koordiniert wird es durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Familiennetzes, der Frühen Hilfen und des Allgemeinen Sozialen Dienstes. Die Möglichkeit, weiterhin einen Termin für Hausbesuche zu vereinbaren, bestehe darüber hinaus nach wie vor.
Nach einigem Hin und Her sowie Rückfragen akzeptierte der Jugendhilfeausschuss den Vorschlag – unter der Bedingung, dass das Jugendamt nach einem Jahr zurückmeldet, wie sich die Quote der erreichten Familien nach dem neuen Verfahren entwickelt hat.