Werne. Da half auch mehrfaches Nachhaken nicht: Auf die Frage, was sie am meisten vermissen wird, blieb Dagmar Reuter eine konkrete Antwort schuldig. Sie erinnerte an ihre Zeit in den Jugendzentren, an viele gemeinsame Projekte, den internationalen Jugendaustausch mit den Werner Partnerstädten oder an das Kinderferienprogramm, das sie vor Jahrzehnten gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Taufe hob und bis heute begleitet hat.
Ende Juli hatte die Stadtjugendpflegerin ihren letzten Arbeitstag im Werner Jugendamt, am Dienstagnachmittag wurde die 65-Jährige offiziell von Bürgermeister Lothar Christ, Jugenddezernent Frank Gründken, der Personalratsvorsitzenden Martina Eden-Hetberg und ihrem langjährigen Wegbegleiter im Jugendamt, Norbert Lutterbeck, in den Ruhestand verabschiedet. 42 Jahre lang war die dienstälteste Mitarbeiterin bei der Stadt Werne beschäftigt.
Besonders vermissen, das gestand die Sozialpädagogin schließlich ein, wird sie ihren Kollegen Norbert Lutterbeck. Mit ihm war sie in ihren Anfängen in der offenen Jugendarbeit tätig, entwickelte viele Projekte, unternahm gemeinsame Jugendfreizeiten und teilte sich zuletzt mit ihm auch ein Büro im Alten Amtsgericht. Wenn der Computer mal nicht funktionierte, stand der Kollege gern zur Seite. Und er half am Dienstag auch im munteren Abschiedsgespräch, Erinnerungen an die Erlebnisse der vier Dienst-Jahrzehnte wachzurufen. Festgehalten sind sie zudem in einem kleinen Fotobuch, das das Jugendamt-Team für die scheidende Kollegin zusammenstellt hat.
Dagmar Reuters Tätigkeit begann 1980 im Rahmen ihres Anerkennungsjahres im damals noch neuen Stockumer Jugendzentrum. Noch heute ist sie gern gesehener Gast, wenn sich die Jugendlichen aus diesen Anfangsjahren regelmäßig treffen. Darüber freut sich die Sozialpädagogin, die im Laufe ihres Berufslebens stets einen guten Draht zu ihren „Kids“, wie sie selbst sagt, hatte.
Bürgermeister Lothar Christ lobte dieses besondere Engagement: „In einer Verwaltung gibt es Mitarbeiter, die ihre Arbeit am Schreibtisch verrichten. Und es gibt die kreativen Köpfe, die nah am Menschen sind. Zu denen gehört Dagmar Reuter.“ Sie habe Aktionen ins Leben gerufen und begleitet, die bis heute Bestand haben. So verfüge Werne nach wie vor über zwei funktionierende Jugendzentren, über einen Stadt-Schülersprecherrat und über die Kinderstadt „Wernutopia“, in der Kinder in den sechswöchigen Sommerferien viel erleben können. Leider etwas eingeschlafen seien die gemeinsamen Austauschprogramme mit den Partnerstädten. Hier gelte es, einen Neuanfang zu starten. Eine Aufgabe für Dagmar Reuters Nachfolger, der am 1. Oktober seinen Dienst antreten wird. Die Personalentscheidung sei getroffen, einen Namen wollte Jugenddezernent Frank Gründken aber noch nicht nennen.
Nach den Jahren in der offenen Jugendarbeit wechselte Reuter 2000 auf die Stelle der Stadtjugendpflegerin. Eine Aufgabe, die sie bis zum Schluss ausfüllte.
Auch auf die Frage, was sie mit ihrer neu gewonnenen Freizeit anfangen will, blieb die frisch gebackene Pensionärin unkonkret. Zunächst einmal stehe chillen im eigenen Garten in Pelkum auf dem Programm, doch dann gebe es viele Ideen: Etwas mehr Sport, Italienisch lernen, kreativ sein – auch im Ruhestand wird sie wohl nicht zur Ruhe kommen. Und das eine oder andere Projekt mit Kindern und Jugendlichen könne sie sich auch vorstellen, sagte sie. Ehrenamtlich, versteht sich.