Montag, Mai 13, 2024

Viel Hitze in Sicht – Klimaanalyse zeigt Strategien auf

Anzeige

Werne. „Ein gutes Klima“ bescheinigte Dr. Monika Steinrücke vom Büro K-Plan aus Bochum im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung, als sie dort die Ergebnisse der gesamtstädtischen Klimaanalyse vorstellte. Im vergangenen Sommer 2021 hatte die Stadt die Analyse in Auftrag gegeben, um sie als wesentliche Grundlage für künftige städtische Planungen zu verwenden.

Doch eines machte die Expertin in ihrem kompakt-informativen Vortrag auch gleich klar. Die gute Note bezieht sich vor allem auf den Ist-Zustand. Grundlage dafür sind nicht nur große Freiflächen, Waldbereiche oder Parks, sondern insbesondere auch die Lippe und die Bachläufe. So fließe die Kaltluft von Norden nach Süden mit 2,5 Metern pro Sekunde zum Lippetal ab und erzeuge Belüftung, erläuterte sie. Die übergeordnete klimatischen Bedingungen wie zum Beispiel die häufig vorherrschenden südwestlichen Windströmungen blieben bei der Analyse demnach außen vor.

- Advertisement -

Werne-Klima profitiert vom Kaltluftstrom zur Lippe

Für die Analyse wurde das Stadtgebiet in sogenannte Klimatope unterteilt, die sich in stark Hitze geprägten Bereichen wie Stadt- oder Gewerbegebieten oder Freiflächen unterscheiden. Die Ergebnisse sind in einer Klimafunktionskarte abgebildet. Ihnen liegen die 2020 flächendeckend per Satellit erfassten Oberflächentemperaturen im Stadtgebiet zu Grunde. Auf dieser Datenbasis können die Stadtplaner bei künftigen Projekten Strategien ableiten.

Um das Stadtgebiet von Werne innen wie außen gegen kommende Klima-Erwärmungen wappnen, gilt es einiges zu tun oder auch zu unterlassen. „Unter den Bedingungen des Klimawandels ist es unverzichtbar, klimatische Ziele für die Stadtentwicklung zu formulieren. Die klimatisch wichtigen Ausgleichsräume zwischen den Siedlungs- und Gewerbeflächen und ihre Wechselbeziehungen mit den Lasträumen in den Städten und Gemeinden gewinnen in Zukunft einen noch größeren Stellenwert“, heißt es dazu in der Sitzungsvorlage.

Unterschieden wird in der Klimafunktionskarte nach Innenstadt-, Stadt- und Siedlungsklimatop sowie dem Klimatop der lockeren Bebauung im Lastraum. Dagegen stehen im bioklimatischen Ausgleichsraum die Park-, Wald-, Freiland- und Gewässerklimatope. Ferner nehmen Verkehrsflächen und die Filterfunktion des Waldes spezielle Klimafunktionen ein.

Während in Werne die Merkmale der Innenstadtklimatope entsprechend windarmen Hochdruckwetterlagen kaum vorkommen, gebe es gleichwohl im Südwesten bei in den stark verdichteten Gewerbegebieten hohe Temperaturen. Auch in bebauten Bereichen ist es abgestuft wärmer als in den Außenbereichen. Ausgleichend wirken da die Freiflächen. Diese und der Kaltluftstrom seien wichtig für die Stadt, betonte die Klima-Expertin. Besonders nachts seien hohe Temperaturen für die Menschen belastend.

Auf Nachfrage von Artur Reichert (FDP) bezifferte Steinrücke die möglichen Temperaturunterschiede zwischen Stadt- und Freiraumklimatopen mit 8 bis 10 Grad Celsius. Und die Zahl der heißen Tage werde zweifellos zunehmen, belegte sie mit einem Blicke auf die Temperaturentwicklung. So gab es um 1900 im Mittel zehn heiße Tage pro Jahr, heute seien es bereits 30. „Und diese Zahl wird sich verdoppeln, wenn nicht verdreifachen“, prognostizierte sie mehr und längere pausenlose Hitze-Phasen.

Ein Mittel der Wahl in der Planung wäre es beispielsweise, neue Baukörper längs zur Kaltluftstrom anzuordnen. Stellschrauben im Detail sind etwa der Verzicht auf Schottergärten oder Dachbegrünungen, die innerhalb der Gebäude für Temperaturminderungen sorge.

Sollte es nach dem Bürgerentscheid bei den Planungen für den Gewerbepark Nordlippestraße bleiben, werde man diese anhand der Klimaanalyse überprüfen, versicherte Stadtplaner Ralf Bülte.

Grundsätzlich müsste die Klimaanalyse Teil der Bauleitplanung werden, fand Adelheid Hauschopp-Francke, sachkundige Bürgerin der SPD.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

Kindertagespflege – gezielte Betreuung mit Familienanschluss

Stockum. Viel Spielfläche im Haus, dazu ein großer Garten – Kornelia „Conny“ Mangels hat beste Voraussetzungen für ihre Kindertagespflege in Stockum geschaffen. Derzeit betreut...

Leonie Vehring wird Fünfte bei den „WM“ in der Vielseitigkeit

Werne. Bereits am ersten Mai-Wochenende wurden in Münster die westfälischen Meisterschaften in der Vielseitigkeit ausgetragen. Leonie Vehring und ihre Stute Coraleen sind zum ersten...

Ina Scharrenbach erneut ins Präsidium der Bundes-CDU gewählt

Werne. Dreieinhalb Tage Bundesparteitag am Stück waren selbst für erfahrene Delegierte eine kleine Herausforderung. Zur turnusmäßigen Wahl des neuen CDU-Bundesvorstandes kamen in Berlin die...

„Hilfe für Senegal“ durch AFG-Sponsorenläufe kommt an

Von Werner Storksberger Werne/Thiés. Seit fast 15 Jahren laufen die Schülerinnen und Schüler des Anne-Frank-Gymnasiums für den guten Zweck. Und ebenso häufig fließt ein gehöriger...

1 Kommentar

  1. Zwei Meldungen des gestrigen Tages zu überregionalen und lokalen Planungsvorhaben ergänzen sich: „München: Expertin empfiehlt Kommunen stärkere Bürgerbeteiligung.“ und „Werne: Hotspots und Kaltluftströme. Expertin stellt Klimaanalyse vor.“ Da sind die Stadt und die Bürgerinitiative BIN ja auf dem richtigen, zukunftweisenden Wege. Am Sonntag findet die Bürgerbeteiligung zum Gewerbe-/Industriegebiet an der Nord-Lippestraße mit dem Bürgerentscheid ihren Höhepunkt. Pro und Contra wurden im Vorfeld weiterer Planung und Umsetzung des Vorhabens mit den Bürgern abgewogen. Expertenwissen aus der Bürgerschaft wurde nachträglich zur allzu eifrigen Ratsentscheidung und in Ergänzung des dortigen Sachverstands eingebracht. Darüber können die Bürger froh sein und dies in einer starken Beteiligung am Bürgerentscheid am Sonntag zum Ausdruck bringen. Dass die anstehende Entscheidung im Zusammenhang mit großen Herausforderungen des Klimawandels steht, die gut bedacht werden müssen ist wohl allen Bürgern auch dank Ihrer journalistischen Begleitung des Diskussionsprozesses bewusst geworden. Also: Global denken, lokal handeln ist hier mal wieder die angemessene Aufforderung.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein