Donnerstag, März 30, 2023

Spielplätze in Werne: Erster Bericht fällt ernüchternd aus

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Wer­ne. „Unser Ein­druck ist: Die Jugend hat in Wer­ne kei­ne Lob­by“, sag­te Chris­toph von Win­ter­feld am Don­ners­tag (9. Sep­tem­ber) im Jugend­hil­fe-Aus­schuss mit Blick auf die Spiel­plät­ze in der Stadt. Sein Ham­bur­ger Büro „neue.schule“ war mit einer Bestands­auf­nah­me beauf­tragt wor­den. Die Ergeb­nis­se mit der klar for­mu­lier­ten Kri­tik muss­ten Poli­tik und Ver­wal­tung erst ein­mal sacken lassen.

Im ers­ten Schritt habe man die recht­li­chen Grund­la­gen über­prüft und gemein­sam die Pla­nung sowie die anschlie­ßen­de Ana­ly­se defi­niert, heißt es in der Ver­wal­tungs­vor­la­ge. Gesprä­che mit Jugend­li­chen, Anwoh­nern, Behin­der­ten­bei­rat und der katho­li­schen Kir­chen­ge­mein­de hät­ten eben­falls stattgefunden. 

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Chris­toph von Win­ter­feld unter­such­te nun, inwie­fern die Stadt Wer­ne den Erlass des Innen­mi­nis­te­ri­ums von 1974 umsetzt, Kin­der und Jugend­li­che aus­rei­chend mit öffent­li­chem Spiel­raum zu ver­sor­gen. Dabei teil­te sein Büro das Stadt­ge­biet in ver­schie­de­ne Bezir­ke ein und unter­such­te dort im Ver­hält­nis zur Ein­woh­ner­zahl die Ver­sor­gung mit Spiel­plät­zen, von denen es drei Typen gibt:

Typ A: alle Alters­stu­fen, Net­to­spiel­flä­che min­des­tens 1.500 Qua­drat­me­ter, sol­len 40 bis 60 Pro­zent der Spiel­flä­che der Kom­mu­ne ausmachen.

Typ B: schul­pflich­ti­ge Kin­der, Net­to­spiel­plät­ze min­des­tens 400 Qua­drat­me­ter, sol­len 20 bis 50 Pro­zent der Spiel­flä­che der Kom­mu­ne ausmachen.

Typ C: Klein­kin­der, Net­to­spiel­flä­che min­des­tens 60 Qua­drat­me­ter, sol­len ca. 20 Pro­zent der Spiel­flä­che der Kom­mu­nen ausmachen. 

„Sie haben sicher kei­nen Flä­chen­über­hang“, beton­te von Win­ter­feld gleich in sei­nem ers­ten Satz und ver­wies auf das Minus von knapp 9.000 Qua­drat­me­tern. Vor allem vom Typ C (4 Pro­zent) habe die Stadt Wer­ne zuwe­nig Spiel­flä­chen, Typ A machen 41 Pro­zent und Typ B 55 Pro­zent aus. „Um das Minus aus­zu­glei­chen, müs­sen Sie nicht unbe­dingt neu bau­en. Sie kön­nen an ver­schie­de­nen Stell­schrau­ben dre­hen. Denn ein Kind spielt immer da, wo es gera­de ist“, ver­wies der Gut­ach­ter auf Mög­lich­kei­ten von Schul­hö­fen, Sport­an­la­gen sowie Spiel­stra­ßen als Räume.

Gut­ach­ter Chris­toph von Win­ter­feld leg­te beim Zwi­schen­be­richt für die Spiel­platz­ent­wick­lungs­pla­nung in Wer­ne den Fin­ger in die Wun­de. Foto: Wagner

Die vor­läu­fi­gen Emp­feh­lun­gen des Büros „neue.schule“ an die Stadt Wer­ne lau­ten, Flä­chen nicht vor­schnell zu ver­äu­ßern, son­dern für die Gestal­tung vor­zu­hal­ten, Betei­li­gun­gen von Nut­zern und Anwoh­nern durch­zu­füh­ren und über Paten­schaf­ten und Betei­li­gungs­ver­trä­gen (mit Pflich­ten wie Rasen­schnitt oder Müll­be­sei­ti­gung) nachzudenken.

Abschlie­ßend stell­te Chris­toph von Win­ter­feld in Wer­ne eine „über­al­tern­de Gesell­schaft“ fest, die gar nicht an Jugend­li­che inter­es­siert sei. Da muss­te auch Aus­schuss­vor­sit­zen­der Bene­dikt Strie­pens (Bünd­nis 90 / Die Grü­nen) schlu­cken: „Wir hat­ten einen ande­ren Bericht erwar­tet. Jetzt wird es Zeit für einen Paradigmenwechsel.“

Bür­ger­meis­ter Lothar Christ, der die Sit­zung ver­folg­te – Jugend­amts­lei­ter Maik Rolefs befin­det sich aktu­ell in Eltern­zeit –, sag­te: „Wir sind dank­bar für die neu­en Erkennt­nis­se, die wir erst ein­mal ver­ar­bei­ten müs­sen. Wir müs­sen eine Qua­li­täts­de­bat­te füh­ren und sind uns bewusst, dass wir kei­nes­wegs Spiel­plät­ze abrüs­ten dürfen.“

Rolf Weiß­ner (CDU) ergänz­te: „Das war ein Schlag ins Kon­tor. Ich dach­te immer, die­ser Aus­schuss sei die Lob­by für die Jugend. Aber uns ist klar, dass für Jugend­li­che ab 14 Jah­re auf­wärts Räu­me feh­len.“ Wieb­ke Kra­mer aus dem Jugend­amt fass­te die Dis­kus­si­on zusam­men: „Jetzt steht ein gro­ßer Schritt bevor, näm­lich die Befra­gung und Betei­li­gung von Nut­zern. Die­se räum­li­che Ana­ly­se wird in den Pro­zess einfließen.“ 

Der von der CDU ein­ge­brach­te Antrag, dass die Ver­wal­tung ein Paten­kon­zept für Spiel­plät­ze erar­bei­ten sol­le, wur­de nach dem Exper­ten­vor­trag ein­stim­mig angenommen.

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