Sonntag, Juni 4, 2023

Politik gibt „grünes Licht” für neues Gewerbegebiet in Werne

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Wer­ne. Der Stadt­ent­wick­lungs­aus­schuss hat in sei­ner öffent­li­chen Sit­zung am Diens­tag grü­nes Licht für die Pla­nung des Gewer­be­ge­bie­tes Nord­lip­pe­stra­ße Nord gegeben. 

Beglei­tet von einer Demons­tra­ti­on vor der Tür des Kol­ping­saals ent­schie­den die Poli­ti­ker, die Ver­wal­tung mit der Durch­füh­rung des Ver­fah­rens für die Ände­rung des Flä­chen­nut­zungs­plans und Erstel­lung eines Bebau­ungs­plans zu beauf­tra­gen. Zusätz­lich soll eine Rah­men­pla­nung für ein mög­lichst umwelt­ver­träg­li­ches und nach­hal­ti­ges Gewer­be­ge­biet auf der 32 Hekt­ar gro­ßen Flä­che nörd­lich der Nord­lip­pe­stra­ße erfolgen.

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Die vier Ver­tre­ter der Fak­ti­on Bünd­nis 90/Die Grü­nen stimm­ten gegen das Vor­ha­ben, Mar­tin Pausch (Die Lin­ke) ent­hielt sich der Stim­me. 14 Aus­schuss­mit­glie­der von CDU, SPD, FDP und UWW hoben die Hand für die Pla­nung. Sie hat­ten bereits in der Sit­zung im Dezem­ber den Grund­stein für die Ent­schei­dung gelegt, als sie dem Regio­na­len Koope­ra­ti­ons­stand­ort Nord­lip­pe­stra­ße Nord zustimm­ten und die Ver­wal­tung mit der Vor­be­rei­tung des wei­te­ren Ver­fah­rens beauftragten.

Im Vor­feld der Sit­zung  hat­te die Kli­ma­initia­ti­ve „Natürlich!Werne“ eine öffent­li­che Dis­kus­si­on zum The­ma ent­facht, die zum Teil geprägt sei von „Fake-News“, wie es die Aus­schuss­vor­sit­zen­de Uta Lei­sen­tritt for­mu­lier­te. In der Debat­te war stets die Rede davon, dass auch eine in der Regio­nal­pla­nung ent­hal­te­ne Flä­che süd­lich der Nord­lip­pe­stra­ße Bestand­teil des neu­en Gewer­be­ge­bie­tes sei. Tat­säch­lich geht es aber um das Gelän­de öst­lich der B 54 und nörd­lich der Nord­lip­pe­stra­ße in Nach­bar­schaft zum Hof Schul­ze Twenhöven.

„Wir haben (…) die Öko­no­mie vor die Öko­lo­gie gestellt. Mit den bekann­ten Fol­gen. Nun gilt es einen Weg zu suchen, wie wir das ins Gleich­ge­wicht brin­gen können.”

Adel­heid Haus­chopp-Fran­cke, sach­kun­di­ge Bür­ge­rin der SPD

Wie schwer sich die Poli­ti­ker in Anbe­tracht der Auf­ga­ben des Kli­ma­schut­zes mit ihrer Ent­schei­dung taten, mach­te schon die Län­ge und Inten­si­tät der Wort­bei­trä­ge deut­lich. Vor allem Adel­heid Haus­chopp-Fran­cke (SPD) und Klaus Schlü­ter (Grü­ne) nah­men sich viel Zeit, um ihre Hal­tung für bzw. gegen das Pro­jekt zu äußern. In den Bei­trä­gen aller Befür­wor­ter kam zum Aus­druck, dass für die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung der Stadt Wer­ne der Ver­brauch wei­te­rer Frei­flä­chen ein not­wen­di­ges Übel sei. Um Arbeits­plät­ze zu schaf­fen bzw. zu sichern, müs­se man Grund­stü­cke für Gewer­be­an­sied­lun­gen zur Ver­fü­gung stel­len, da die bis­he­ri­gen Gebie­te voll­ge­lau­fen sei­en. Alle Befür­wor­ter beton­ten aus­drück­lich, dass hohe Anfor­de­run­gen an den Kli­ma- und Umwelt­schutz zu stel­len sind. „Wir haben in den ver­gan­ge­nen 150 Jah­ren die Öko­no­mie vor die Öko­lo­gie gestellt. Mit den bekann­ten Fol­gen. Nun gilt es einen Weg zu suchen, wie wir das ins Gleich­ge­wicht brin­gen kön­nen“, sag­te Adel­heid Haus­chopp-Fran­cke. Sie beton­te, dass die Gewer­be­ge­bie­te in Wer­ne gera­de ein­mal vier Pro­zent der ver­sie­gel­ten Flä­che ein­neh­men.  70 Pro­zent der Ein­nah­men in der Stadt und 60 Pro­zent des Steu­er­an­teils sei­en aber an die dort ansäs­si­gen Betrie­be gekoppelt.

Die Grü­nen spra­chen sich gegen den wei­te­ren Flä­chen­fraß aus. „Jedes klei­ne Wer­ne ergibt ein gro­ßes Gan­zes“, sag­te Andre­as Droh­mann. Klaus Schlü­ter heg­te  Zwei­fel, dass die hohen Anfor­de­run­gen an den Kli­ma­schutz bei der Rea­li­sie­rung des Gebie­tes auch tat­säch­lich erfüllt wer­den und dass die Stadt bei der Ansied­lung von Unter­neh­men den Hut auf hat, wie es Bür­ger­meis­ter Lothar Christ ver­si­chert hat­te. „Ich glau­be nicht, dass wir Herr des Ver­fah­rens sind“, sag­te Schlü­ter. Clau­dia Lan­ge (FDP) sprach von einer klu­gen Ent­schei­dung: „Wir wün­schen uns, dass Wer­ne wei­ter wächst. Wenn wir selbst die Rich­tung bestim­men, haben wir auch in der Hand, was geschieht“. Die FDP begrü­ße aus­drück­lich, dass die süd­li­che Flä­che nicht Bestand­teil der Pla­nung sei. Das wäre eine zu gro­ße Beein­träch­ti­gung für die Wer­ner Bür­ger gewesen.

Für CDU-Frak­ti­ons­chef Wil­helm Jas­pernei­te  ist die Ent­schei­dung für eine wei­te­re Pla­nung nur fol­ge­rich­tig.  „Wir haben über den Teil­plan Regio­na­le Koope­ra­ti­ons­stand­or­te mit gro­ßer Mehr­heit abge­stimmt“, sag­te er. Nun müs­se man bei der Umset­zung hohe Maß­stä­be an den Kli­ma­schutz anle­gen: „Wir wer­den genau dar­auf ach­ten, was dort pas­siert“. Sein Frak­ti­ons­kol­le­ge Mar­kus Rusche hat­te die Ent­schei­dung für das Gewer­be­ge­biet zuvor als rich­tungs­wei­send bezeich­net. „Wir ent­schei­den heu­te, wo Wer­ne in Zukunft steht.“

„Als akti­ver Bau­er bin ich gegen den Flä­chen­ver­brauch, als Poli­ti­ker sehe ich aber die Not­wen­dig­keit, ein Gewer­be­ge­biet zu schaffen.”

Fer­di­nand Schul­ze Fro­ning, Rats­herr der CDU und Wer­ner Landwirt

Zwei Mit­glie­dern des CDU-Frak­ti­on fiel die Abstim­mung beson­ders schwer: Die bei­den Land­wir­te Egbert Ort­mann und Fer­di­nand Schul­ze Fro­ning hat­ten gro­ße Bauch­schmer­zen damit, dass land­wirt­schaft­li­che Nutz­flä­che in Anspruch genom­men wird. „Die Bau­ern zah­len einen hohen Preis, denn für jede Flä­che, die ver­braucht wird, muss an ande­rer Stel­le ein öko­lo­gi­scher Aus­gleich erfol­gen. Und auch dafür wer­den land­wirt­schaft­li­che Flä­chen genutzt“, sag­te Ort­mann. „Als akti­ver Bau­er bin ich gegen den Flä­chen­ver­brauch, als Poli­ti­ker sehe ich aber die Not­wen­dig­keit, ein Gewer­be­ge­biet zu schaf­fen. Das hat mir schon schlaf­lo­se Näch­te berei­tet“, so Fer­di­nand Schul­ze Froning.

Bür­ger­meis­ter Lothar Christ hat­te zu Beginn der Bera­tung auf die Bedeu­tung der Ent­schei­dung hin­ge­wie­sen. Es gebe vie­le Argu­men­te für und gegen das Gewer­be­ge­biet und er habe gro­ßes Ver­ständ­nis für den Pro­test der Bür­ger. Letzt­end­lich müs­se die Poli­tik ent­schei­den, wie es wei­ter­geht. „Sie haben es in der Hand. Dafür wur­den Sie gewählt“, gab Christ den Poli­ti­kern mit auf den Weg.

Die Grund­la­ge für die Ent­schei­dung bil­de­te ein aus­führ­li­cher Vor­trag, den Pla­nungs­de­zer­nent Ralf Bül­te und Wirt­schafts­för­de­rin Caro­lin Brautlecht hiel­ten.  Dar­in wur­de auch vor­ge­stellt, mit wel­chen pla­ne­ri­schen und bau­li­chen Maß­nah­men der Kli­ma­schutz im neu­en Gewer­be­ge­biet Berück­sich­ti­gung fin­den kann. „Wir kön­nen im Rah­men­plan hohe Anfor­de­run­gen fest­le­gen“, sag­te Ralf Bül­te. Und Caro­lin Brautlecht erklär­te, dass es aus­schließ­lich in der Hand der Stadt Wer­ne lie­ge, wel­che Unter­neh­men sich im Gewer­be­ge­biet ansie­deln. „Wir kön­nen wäh­le­risch sein“, so die Wirt­schafts­för­de­rin. Zum neu­en Stand­ort gebe es kei­ne Alter­na­ti­ve, weil in Wer­ne kei­ne Brach­flä­chen zur Ver­fü­gung ste­hen. Auch das Gelän­de des Ger­stein­werks, das Bestand­teil der Regio­nal­pla­nung sei, ste­he auf abseh­ba­re Zeit nicht zur Ver­fü­gung, weil die RWE dort noch Strom pro­du­zie­re. Brautlecht: „Es fin­det noch Gas­ver­stro­mung statt und das Werk dient der Kapazitätsvorsorge.“

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