Seit Anfang Februar 2021 ist das Gebiet südlich der Nordlippestraße, der Grüne Winkel, nicht mehr Gegenstand der Planungen für ein neues Gewerbegebiet. Kommuniziert wurde das allerdings zu spät. Foto: Klaus Brüggemann
Seit Anfang Februar 2021 ist das Gebiet südlich der Nordlippestraße, der Grüne Winkel, nicht mehr Gegenstand der Planungen für ein neues Gewerbegebiet. Kommuniziert wurde das allerdings zu spät, meint WERNEplus. Foto: Klaus Brüggemann
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Wer­ne. Ein The­ma stell­te in den ver­gan­ge­nen zwei Wochen fast die Coro­na-Pan­de­mie in den Schat­ten: Das mög­li­che neue Gewer­be- und/oder Indus­trie­ge­biet an der Nord­lip­pe­stra­ße. Man kann die Pla­nung gut oder schlecht fin­den. Kei­ne zwei Mei­nun­gen gibt es aller­dings zur Kom­mu­ni­ka­ti­on der Ver­wal­tung mit der Öffent­lich­keit. Die war ein­fach schlecht. Und dar­an war auch die Poli­tik nicht ganz schuldlos.

Die öffent­li­che Empö­rung über das neue Gewer­be­ge­biet wäre wahr­schein­lich längst nicht so groß gewe­sen, wenn man gleich gesagt hät­te, dass der sen­si­ble Bereich süd­lich des Auto­bahn­zu­brin­gers nicht bean­sprucht wird. Kei­nes­falls hat „Natürlich!Werne“ durch den Pro­test das Nah­erho­lungs­ge­biet am „Grü­nen Win­kel“ geret­tet, wie es teil­wei­se in den Sozia­len Medi­en pro­pa­giert wird. Aber eben­so wenig haben die Kli­ma­ak­ti­vis­ten auch eine Falsch­mel­dung über die Aus­ma­ße des geplan­ten Gewer­be­ge­bie­tes wis­sent­lich verbreitet.

Die Chro­no­lo­gie der Ereig­nis­se: In sei­ner öffent­li­chen Sit­zung am 1. Dezem­ber stimm­te der Aus­schuss für Stadt­ent­wick­lung, Pla­nung und Wirt­schafts­för­de­rung über den Teil­plan „Regio­na­le Koope­ra­ti­ons­stand­or­te“ der Regio­nal­pla­nung Ruhr ab und beauf­trag­te die Ver­wal­tung, zu einem geeig­ne­ten Zeit­punkt die ein­lei­ten­den Beschlüs­se für ent­spre­chen­de Bau­leit­plan­ver­fah­ren für die Flä­che an der Nord­lip­pe­stra­ße vor­zu­be­rei­ten. Wohl­ge­merkt für den nörd­li­chen und süd­li­chen Teil. Der Begriff „Nord­lip­pe­stra­ße Nord” tauch­te nicht auf.

Anfang Febru­ar infor­mier­te die Ver­wal­tung die Frak­tio­nen über die Plä­ne zur „Nord­lip­pe­stra­ße Nord“ und den Ver­zicht auf das Gebiet rund um den Stie­gen­kamp. Das geschah, wie bei der Vor­be­rei­tung  von Sit­zun­gen der Fach­aus­schüs­se des Rates üblich, hin­ter geschlos­se­nen Türen. Die Öffent­lich­keit wur­de nicht informiert.

Ver­wal­tung und Poli­tik ver­säum­ten eine schnel­le Richtigstellung

Am 24. Febru­ar 2021 mach­te dann „Natürlich!Werne“ in einer öffent­li­chen Erklä­rung gegen die ursprüng­li­chen Plä­ne mobil und kri­ti­sier­te vor allem, dass der Nah­erho­lungs­raum am Stie­gen­kamp und „Grü­nen Win­kel“ betrof­fen ist. Ver­wal­tung und Poli­tik ver­säum­ten zu die­sem Zeit­punkt eine schnel­le Rich­tig­stel­lung. Dass man sich auf 32 Hekt­ar (statt 60 Hekt­ar) beschrän­ken wol­le, wur­de nicht kom­mu­ni­ziert, selbst auf zwei­ma­li­ger Nach­fra­ge von WERN­Eplus. Absicht oder Schusseligkeit?

Die „Kat­ze aus dem Sack“ ließ der Bür­ger­meis­ter erst einen Tag vor der Sit­zung des Stadt­ent­wick­lungs­aus­schus­ses, als bei Kli­ma­initia­ti­ve und Land­wir­ten längst die Vor­be­rei­tun­gen für eine öffent­li­che Demons­tra­ti­on lie­fen und sich die Stim­mung in den Sozia­len Medi­en schon kräf­tig auf­ge­schau­kelt hat­te. Im Pres­se­ge­spräch erläu­ter­te der Ver­wal­tungs­chef, dass von Anfang an nur die nörd­li­che Teil­flä­che im Gespräch gewe­sen sei. Zitat Christ: „Wir reden nicht über den Grü­nen Win­kel.“ Die Ver­wal­tungs­vor­la­ge mit den Detail­in­for­ma­tio­nen zur Pla­nung erschien erst am Wochen­en­de vor der Sit­zung im Rats­in­for­ma­ti­ons­sys­tem. Erst seit­dem ist „Nord­lip­pe­stra­ße Nord“ der Öffent­lich­keit bekannt.

Fakt ist: Die Ver­ant­wort­li­chen in Ver­wal­tung und Poli­tik haben die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger lan­ge auf die fal­sche Fähr­te gelockt, anstatt die Plä­ne öffent­lich rich­tig zu stel­len. Es hät­te viel Auf­re­gung ver­mie­den wer­den kön­nen. Und letzt­end­lich wäre es dann auch nicht zu dem mehr als unglück­li­chen „Fake News“-Vorwurf in der Aus­schuss­sit­zung gekommen.

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5 Kommentare

  1. Wer­ner Bür­ger und Bür­ge­rin­nen vor voll­ende­te Tat­sa­chen zu stel­len scheint bei den Wer­ner Poli­ti­kern in Mode zu kommen.Siehe surfwld.
    Wel­chem Rats­mit­glied soll man da noch glauben,geschweige denn vertrauen??

  2. Wer­ner Bür­ge­rin­nen und Bür­ger wer­den nicht vor voll­ende­te Beschlüs­se gestellt! Es ist kei­ne Bebau­ungs­plan Es ist kein Baufeststellungsverfahren !
    Surf­world ist auch nicht abge­schlos­sen ! Welch einem Bür­ger soll man da noch glau­ben der sol­che Din­ge ver­brei­tet! Nicht reden und Pla­ka­te heben son­dern sich Infor­mie­ren und mit Machen mit gestallten !

  3. ich bin Neu­bür­ger in der Stadt. Des­halb fällt mir ein Punkt auf, der in der öffent­li­chen Dis­kus­si­on (soweit ich sie ver­fol­gen konn­te), nicht ange­spro­chen wor­den ist. Es dreht sich um den Gelän­de­ver­brauch. Für jedes Bau­vor­ha­ben mit Gelän­de­ver­brauch muss der Bau­herr, in die­sem Fall die Stadt Wer­ne, Aus­gleichs­flä­chen zur Ver­fü­gung stel­len. Das erfolgt auf­grund der Bewer­tung des zu bebau­en­den Are­als mit Öko­punk­ten. Nun ist klar, dass kon­kre­te Details nur im Rah­men des Umwelt­gut­ach­tens im Lau­fe der kon­kre­ten Pla­nung ermit­telt wer­den. Mei­ne Fra­ge geht aber grund­sätz­li­cher: wel­che poten­zi­el­len Aus­gleichs­flä­chen ste­hen auf dem Gemar­kungs­be­reich der Stadt Wer­ne über­haupt zur Ver­fü­gung? Bereits vor­han­de­ne Schutz­ge­bie­te (Natur­schutz, FFH etc.) zäh­len, wenn ich das rich­tig ver­ste­he, nicht. Hat die Stadt schon ein Öko­punk­te­kon­to oder muss sie aus der Regi­on Öko­punk­te ein­kau­fen? Ich ken­ne die Rege­lung aus BW, glau­be aber, dass in NRW das glei­che Prin­zip gilt.

  4. Ich schlie­ße mich Herrn Stein­mül­ler an.In einem Leser­brief in den ana­lo­gen Medi­en zum glei­chen stell­te ich vie­le Fra­gen und die­ser Brief ging auch an den Bür­ger­meis­ter. Ich bin gespannt auf die Antworten.
    Die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­po­li­tik der Stadt Wer­ne beför­dert nicht an allen Stel­len das Ver­trau­en in das WIR von Werne.
    Schuld­zu­wei­sun­gen wie” Fake News ” eben­falls nicht wie dan­kens­wer­ter­wei­se Klaus Brüg­ge­mann u.a.herausstellt:
    Die Fak­ten klä­ren und Men­schen stär­ken und ernst neh­men heisst die Devise.
    Ich ver­mis­se ein Gesamt­kon­zept der Stadt Wer­ne, dass Öko­no­mie und Öko­lo­gie in Ein­klang bringt. Was mag unser neu­er Kli­ma­ma­na­ger dazu sagen?
    Gibt es von Wer­ne Plus eine Initia­ti­ve um mit dem Land­wirt zu spre­chen, der das Gelän­de ver­kau­fen will?
    Einen zuver­sicht­li­chen Start in die Woche!!!
    Auf jeden Fall bin ich gespannt auf die Infos bei der Demo am 19.3 2021.Es lebe die Demokratie!!
    Gez.G.Peisker

  5. Könn­te hier­zu eine Bür­ger­be­fra­gung ins Leben geru­fen werden??
    Es wäre schon inter­es­sant wie die Bür­ger hier über den­ken würden.

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