Freitag, März 24, 2023

(K)ein Bäumchen für die Bonenstraße?

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Wer­ne. Con­stan­ze Rau­ert ist Anwoh­ne­rin der Bonen­stra­ße mit unmit­tel­ba­rem Blick auf den „Baum des Ansto­ßes” vor dem Restau­rant La Stra­da. Mit einem Offe­nen Brief an Bür­ger­meis­ter Lothar Christ sowie die Frau­en und Män­ner im Stadt­rat wol­le sie „eine ande­re Sicht vor­stel­len und dazu ein­zu­la­den, die Dis­kus­si­on neu einzuordnen”.

Sie weist dar­auf hin, dass der Baum ein Kom­pro­miss sei, den eigent­lich sei­en zwei Bäu­me vor­ge­se­hen gewe­sen. Con­stan­ze Rau­ert meint: „Dass der eine Baum, der es nun in die Erde geschafft hat, als stö­rend emp­fun­den und wie­der aus­ge­bud­delt wer­den könn­te, besorgt mich.” 

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Die Anwoh­ne­rin emp­fin­de etwas Grün in der Innen­stadt als attrak­tiv. Gleich­zei­tig wol­le sie auch einen Bei­trag für die Zukunft der Fuß­gän­ger­zo­ne tun und eine Baum­pa­ten­schaft übernehmen.

Der Offe­ne Brief von Con­stan­ze Rau­ert im Wortlaut:

Sehr geehr­ter Herr Bür­ger­meis­ter Christ, sehr geehr­te Vor­sit­zen­de der Frak­tio­nen im Rat der Stadt Werne,

ich lebe seit über 30 Jah­ren in der Fuß­gän­ger­zo­ne und ver­fol­ge natür­lich mit Inter­es­se die Sanie­rung des Innen­stadt­kerns, die nun am Ende der Bonen­stra­ße ange­kom­men ist und damit vor ihrem Abschluss steht.

Es hat recht lan­ge gedau­ert, auch weil die Stadt die Arbei­ten mona­te­lang unter­brach, um der Gas­tro­no­mie der Bonen­stra­ße in Zei­ten von Coro­na größt­mög­li­chen Raum für ihre Geschäf­te zu geben.

Nun lese ich, dass wohl nicht alle wahr­ge­nom­men haben, wie die Bonen­stra­ße nach der Sanie­rung aus­se­hen wird. Ins­be­son­de­re ein gera­de gepflanz­tes Bäum­chen vor dem Wohn- und Geschäfts­haus Nr. 37/39 scheint bis vor weni­gen Tagen der Auf­merk­sam­keit man­cher ent­gan­gen zu sein.

Das jun­ge Grün soll nun mit­tels Dring­lich­keits­an­trag kaum gepflanzt schon wie­der aus­ge­bud­delt wer­den. Dies wohl dann erneut auf Kos­ten der All­ge­mein­heit, denn die Fuß­gän­ger­zo­ne ist öffent­li­cher Raum, nicht pri­va­ter (Bier-)Garten.

Dass Ver­än­de­run­gen vor der eige­nen Tür nicht bemerkt wer­den, kommt vor. Es ver­wun­dert mich in die­sem Fall aber, weil sich die Sanie­rung der Bonen­stra­ße, Dis­kus­si­on und Bericht­erstat­tung dazu über Jah­re hinziehen.

Poli­tik und Ver­wal­tung haben die Plä­ne in die­ser lan­gen Zeit immer wie­der mit Inter­es­sier­ten u.a. bei Bür­ger­be­tei­li­gun­gen und Gesprä­chen vor Ort eben­so öffent­lich wie breit besprochen.

Mehr noch: Wer kei­ne Zeit für den Besuch im Stadt­haus hat(te), kann die aktu­el­len Plä­ne jeder­zeit im Vor­bei­ge­hen in Augen­schein neh­men: Sie hän­gen seit Mona­ten in Schau­fens­tern im Bau­stel­len­be­reich der Bonen­stra­ße aus.

Die Sanie­rung soll den Innen­stadt­kern für die Geschäfts­welt und als Erleb­nis­raum attrak­ti­ver machen. Die Fuß­gän­ger­zo­ne ist aber auch ein Wohn­quar­tier, und die­ses wird immer stär­ker bean­sprucht durch:

- leb­haf­ten Lie­fer­ver­kehr zu fast jeder x‑beliebigen Zeit,

- Men­schen, die so schlecht sehen, dass sie Müll­be­häl­ter nicht zu erken­nen vermögen,

- Tierliebhaber*innen, die Tau­ben für eine vom Aus­ster­ben bedroh­te Art hal­ten und des­halb fett füttern,

- Fans eines leb­haf­ten Nacht­le­bens ohne Sperr­stun­de, die völ­lig zuge­dröhnt mehr als nur rumrüpeln,

- eine ver­än­der­te Akus­tik nach dem Weg­fall von „Lärm­schlu­ckern“ – sprich Bäumen.

Des­halb freue ich mich mit ande­ren sehr, dass nun erneut ein Bäum­chen in der Bonen­stra­ße gepflanzt wur­de und damit der im Sturm 2006 umge­knick­te Vor­gän­ger ersetzt wird. Dass es statt der ursprüng­lich vor­ge­se­he­nen – und im aus­ge­häng­ten Plan erkenn­ba­ren – zwei Bäu­me nur einer in die Erde geschafft hat, ist schon ein durch Bür­ger­be­tei­li­gung / Inter­es­sens­ab­wä­gung gefun­de­ner Kompromiss.

Ich akzep­tie­re die­sen Kom­pro­miss und erhof­fe dies auch von ande­ren, weil genau so etwas unse­ren respekt­vol­len Umgang mit­ein­an­der idea­ler­wei­se kennzeichnet.

Und ehe jemand fragt: Nein, ich möch­te nicht aus der (Innen-)Stadt weg­zie­hen. Ich genie­ße die Nähe zu fast allem und neh­me die erwähn­ten, von uns Anwohner*innen eher nicht ver­ur­sach­ten oder beein­fluss­ba­ren Ent­wick­lun­gen hin.

Ich tue dies in der Über­zeu­gung, dass Poli­tik, Ver­wal­tung und Mitbürger*innen auch unse­re Sor­gen im Blick behal­ten, ihnen Bedeu­tung bei­mes­sen und uns damit als Teil des Stadt­le­bens / Gemein­we­sens Wer­ne wahr- und ernst nehmen.

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