Dienstag, März 21, 2023

Mario Löhr: „Ich bin selbstbewusst, habe was vorzuweisen”

Anzeige

Wer­ne. Am 13. Sep­tem­ber fin­det die Kom­mu­nal­wahl in NRW statt. An dem Tag fällt auch die Ent­schei­dung, wer die Nach­fol­ge von Micha­el Maki­ol­la (SPD) antritt, der seit 2004 Land­rat im Kreis Unna ist. Einer der Kan­di­da­ten für die Nach­fol­ge ist SPD-Poli­ti­ker Mario Löhr, der amtie­ren­de Bür­ger­meis­ter von Selm. WERN­Eplus hat mit dem 48-Jäh­ri­gen, der in Wer­ne gebo­ren wur­de, gespro­chen. Hier kommt Teil 2 des Interviews.

Bis­her hat es noch nie einen Land­rat gege­ben, der nicht Mit­glied der SPD war. Was macht Sie zuver­sicht­lich, dass es am 13. Sep­tem­ber genau so sein wird und sehen Sie sich selbst in der Favoritenrolle?

- Advertisement -

Ich mache mir über sowas kei­ne Gedan­ken. Aller­dings fin­de ich: Die SPD ist mas­siv unter­be­wer­tet. Wenn ich mir das Kri­sen­ma­nage­ment von Huber­tus Heil als Arbeits­mi­nis­ter oder Olaf Scholz als Finanz­mi­nis­ter anse­he, dann kann ich sagen: Das kommt nicht von unge­fähr. Das ist die Tra­di­ti­on der Sozi­al­de­mo­kra­tie – wir sind da, wenn’s drauf ankommt. Dazu kommt, wir sind ja hier in der Regi­on nicht schlecht gefah­ren mit Gerd Achen­bach und Micha­el Maki­ol­la, um mal die letz­ten bei­den Land­rä­te zu nen­nen. Ich setz­te schon dar­auf, dass die Men­schen das nicht ver­ges­sen haben. Jetzt tre­te ich an. Und ich bin da selbst­be­wusst, ich habe was vor­zu­wei­sen. Wenn das für die Favo­ri­ten­rol­le reicht, dann neh­me ich sie an. Aber eigent­lich ist es mir egal. „… ent­schei­dend is‘ auf’m Platz!“ hat Adi Preiß­ler mal gesagt. Der hat mit dem BVB ein paar Meis­ter­schaf­ten geholt und 168 Tore geschos­sen. Also hal­te ich mich an den und mach’ Wahl­kampf – Über­zeu­gungs­ar­beit: Tore schie­ßen – Punk­te sammeln!

Sie haben sich für den Wahl­kampf unter ande­rem eine Ver­bes­se­rung der bestehen­den Infra­struk­tur und eine Ver­kehrs­wen­de mit dem Fokus auf die Ange­bo­te des ÖPNV auf die Fah­nen geschrie­ben. Was liegt Ihnen bei den bei­den Berei­chen beson­ders am Herzen?

Die Digi­ta­li­sie­rung! Schon allei­ne, weil sie uns so man­chen Weg erspart. Das ler­nen wir ja gera­de. Aber auch, weil wir das brau­chen, um im Wett­be­werb der Regio­nen zu bestehen. Und nicht zuletzt, weil es der Lebens­wirk­lich­keit der Men­schen gerecht wird. Unse­re Mobi­li­tät ist die Stell­schrau­be in der Kli­ma- und Umwelt­po­li­tik, wo wir als Gemein­den, Städ­te und als Kreis viel bewe­gen kön­nen. Das soll­ten wir tun. Und das ist dann auch direkt ver­bun­den mit der moder­nen Infra­struk­tur. Mehr Stra­ßen und noch mehr Autos, das wird nicht funk­tio­nie­ren. Das in Schuss hal­ten, was wir haben, behut­sam erneu­ern und ergän­zen und den Stra­ßen­raum fair auf alle Ver­kehrs­trä­ger ver­tei­len, das steht jetzt an.

Mit Ver­kehrs­wen­de mei­ne ich ein Bün­del von Maß­nah­men, die wir uns noch ganz genau anse­hen müs­sen. Zunächst mal müs­sen wir Hemm­nis­se besei­ti­gen: Mich ärgert der Über­gang vom West­fa­len­ta­rif zum VRR. Das dür­fen die Leu­te gar nicht mer­ken – schon gar nicht beim Preis. Das muss weg! Da kann wie­der die Digi­ta­li­sie­rung hel­fen. Ein­stei­gen, Erfas­sen der gefah­re­nen Stre­cke, bezah­len nach dem Prin­zip „Best­Pri­ce“, fer­tig. Das wird der­zeit anders­wo erprobt, ich will das hier­her­ho­len. Wir haben die meis­ten Rad­sta­tio­nen bun­des­weit, ich will die zu Mobi­li­täts­zen­tra­len aus­bau­en und den Umstieg vom einen auf das ande­re Ver­kehrs­mit­tel ver­ein­fa­chen. Sie mer­ken, da gibt es vie­le Mög­lich­kei­ten, dar­aus machen wir ein pas­sen­des Paket für den Kreis Unna und die Regi­on – denn das muss ja mit den Nach­barn abge­stimmt sein.

Wie sieht es mit den The­men Kin­der­be­treu­ung und Alten­pfle­ge aus? Gera­de die ver­gan­ge­nen Mona­te der Pan­de­mie haben gezeigt, wie wich­tig die­se Berei­che sind.

Bei der Kin­der­be­treu­ung müss­te ich jetzt sagen: Der Kreis ist da nur für drei Kom­mu­nen zustän­dig (Frön­den­berg, Holzwi­cke­de und Bönen). Mach’ ich aber nicht, denn: Ich will die Regi­on stär­ken und da sind sol­che Fak­to­ren, wie Kin­der­be­treu­ung und Alten­pfle­ge von enor­mer Bedeu­tung. Wenn wir das nicht ordent­lich machen, dann wer­den die jun­gen Fami­li­en nicht kom­men und auch nicht blei­ben. Die müs­sen am Ende näm­lich bei­des in den Griff krie­gen. Des­halb bin ich sehr dafür, dass aus den Lobes­hym­nen auf die Men­schen die in Betreu­ung und Pfle­ge arbei­ten kei­ne lee­ren Ver­spre­chun­gen wer­den. Ich will bes­se­re Bezah­lung und bes­se­re Bedin­gun­gen – auch mehr Leu­te. Aber das wird nur gehen, wenn wir als Gesell­schaft Wort hal­ten. Also noch mal: bes­se­re Bezah­lung und bes­se­re Bedin­gun­gen. Auch da lohnt übri­gens ein Blick nach Ber­lin, wer da in der Bun­des­re­gie­rung, was durch­setzt und wer nicht!

Sie sind in Wer­ne gebo­ren. Wie eng ist ihre Bezie­hung dort­hin und wie wür­den Sie die Stadt an der Lip­pe jeman­dem beschrei­ben, der noch nie dort gewe­sen ist?

Ich war auch mal Schüt­zen­kö­nig hier in Varn­hö­vel-Ehring­hau­sen, das wol­len wir doch nicht unter­schla­gen. Damals war ich schon Bür­ger­meis­ter in Selm, aber bei den Schüt­zen bin ich geblie­ben. Mei­ne Mut­ter lebt noch heu­te hier, schon allei­ne das führt mich immer wie­der in die Stadt. Dar­an mer­ken Sie schon, es gibt noch pri­va­te Bin­dun­gen nach Wer­ne. Dazu kom­men natür­lich die Erin­ne­run­gen an mei­ne Kind­heit. Mei­ne fuß­bal­le­ri­sche Aus­bil­dung habe ich den Sport­freun­den Wer­ne erhal­ten. Die sind ja inzwi­schen fusio­niert aber zu mei­ner Zeit waren das die Sport­freun­de. Wenn ich Wer­ne beschrei­ben soll, dann fällt mir der Begriff „Klein-Müns­ter“ ein, den fin­de ich in Bezug auf die Innen­stadt pas­send. Aber ich schät­ze auch die Orts­tei­le Sto­ckum, Lan­gern und Horst. Dazwi­schen liegt viel Land­schaft zum Abschal­ten und Radfahren.

Wer­ne spielt aber auch für die Regi­on eine wich­ti­ge Rol­le, mit den Arbeits­plät­zen in den boo­men­den Gewer­be­ge­bie­ten und ein paar ech­ten Unter­neh­mens­per­len. Ich schät­ze auch mei­nen Bür­ger­meis­ter­kol­le­gen Lothar Christ, wir sind ja gleich lang im Amt. Ich hof­fe auf eine wei­te­re gute Zusam­men­ar­beit, dann zwi­schen Bür­ger­meis­ter und Landrat.

Wis­sen Sie schon, wie Ihr Tages­ab­lauf am 13. Sep­tem­ber aus­se­hen wird?

Sonn­tag ist Fami­li­en­tag! Übri­gens ist das auch im Wahl­kampf so. Wir wer­den gemein­sam  früh­stü­cken, dann gehe ich wäh­len und danach wird Lil­ly, mei­ne zwei­jäh­ri­ge Toch­ter, die Tages­pla­nung bis auf wei­te­res über­neh­men. Abends wer­de ich dann natür­lich im Kreis­haus sein und die Ent­schei­dung abwar­ten. Das wird mir schwer­fal­len, weil dann nichts mehr zu tun ist und Still­sit­zen ist nicht so mein Ding. Wenn das Ergeb­nis steht, wird ein­mal tief durch­ge­at­met und dann mache ich mich an die Arbeit – ent­we­der als desi­gnier­ter Land­rat oder als Wahl­kämp­fer für den Spurt in die Stich­wahl. Wir wer­den sehen.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

„Als Team unschlagbar”: Handball-Mädchen sind Kreismeister

Werne. Nach dem 23:23 (13:12) gegen HLZ Ahlen sicherte sich die weibliche C-Jugend des TV Werne die Meisterschaft im Handballkreis Hellweg. "Dieser Erfolg ist...

Mord in Münster: Polizei ermittelt Tatverdächtigen – Fahndung läuft

Münster. Nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Münsteraner Send am Samstagabend (18. März, 22.08 Uhr), hat die Mordkommission einen 21-jährigen Tatverdächtigen ermittelt. Darüber informieren...

Pfarrer Bader hat Ev. Gemeinde verlassen – Pfarrbezirke abgeschafft

Werne. Pfarrer Andreas Bader, der erst vor knapp zwei Jahren in die Lippestadt kam, hat die Evangelische Kirchengemeinde Werne nach längerer Krankenzeit zum 28.Februar...

Nina Postler nun offiziell Rektorin der Kardinal-von-Galen-Schule

Stockum. Nina Postler erhielt heute (21.03.2023) die Ernennungsurkunde als Rektorin der Kardinal-von-Galen-Schule in Stockum. Damit endet eine fast dreieinhalb Jahre dauernde Vakanz. Denn im November...