Samstag, April 1, 2023

Landrat Michael Makiolla hebt zum Abschied ab

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Kreis Unna. Ein Stra­te­ge mit Boden­haf­tung ver­lässt die „Kom­man­do­brü­cke” im Kreis­haus: Nach 30 Jah­ren in der Kreis­ver­wal­tung, davon 16 als direkt gewähl­ter Land­rat, ver­ab­schie­det sich Micha­el Maki­ol­la (64) in den Ruhe­stand. In all den Jah­ren war er in Ver­wal­tung wie Bevöl­ke­rung nicht nur fach­lich hoch geschätzt, son­dern auch sehr gemocht. Der Kreis Unna sagt: Danke!

Eigent­lich hät­te die­ser letz­te Arbeits­tag ganz anders aus­se­hen sol­len. Eine gro­ße Ver­ab­schie­dung war geplant, die Kame­ner Stadt­hal­le gebucht, vie­le Gäs­te soll­ten kom­men. Auf dem Pro­gramm hät­te Musik von der Neu­en Phil­har­mo­nie West­fa­len gestan­den für den schei­den­den Land­rat, der lan­ge Jah­re auch Kul­tur­de­zer­nent war. Coro­na durch­kreuz­te die Pläne.

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Mit der Dreh­lei­ter abgeholt

Dass es den­noch gro­ßen Bahn­hof mit viel Publi­kum gab, dafür hat­te der Per­so­nal­rat unter frei­em Him­mel gesorgt: Mit der Dreh­lei­ter der Feu­er­wehr Unna wur­de Maki­ol­la abge­holt – direkt aus sei­nem Büro in der ers­ten Eta­ge des Kreis­hau­ses – der Trakt wird haus­in­tern „Kom­man­do­brü­cke” genannt. Und damit ver­lor Maki­ol­la kurz­zei­tig dann eben doch die Bodenhaftung.

Unten war­te­ten die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter in gro­ßer Zahl, um dem belieb­ten Chef zum Abschied zuzu­win­ken. Zuvor hat­te Kreis­di­rek­tor Mike-Sebas­ti­an Jan­ke Land­rat Maki­ol­la im klei­nen Kreis stell­ver­tre­tend fürs Haus sei­nen Dank ausgesprochen.

„Ich hat­te die gro­ße Chan­ce zu gestal­ten und etwas zu ver­än­dern – nicht nur in mei­nem eige­nen Umfeld, son­dern in einer gan­zen Regi­on, dem Kreis Unna”, unter­strich Maki­ol­la mit Blick auf die lan­ge Amts­zeit. 1990 kam der Jurist nach einer ers­ten beruf­li­chen Sta­ti­on beim Arns­ber­ger Regie­rungs­prä­si­den­ten als Dezer­nent in die Kreis­ver­wal­tung. Bis 2000 war er zustän­dig für Sozia­les, Jugend und Kul­tur, anschlie­ßend war er bis zu sei­ner ers­ten Land­rats­wahl 2004 Kreisdirektor.

Leit­fi­gur und Vor­bild Wil­ly Brandt

Ent­schei­dend geprägt hat ihn ein gan­zer Gro­ßer: Wil­ly Brandt, Maki­ol­las poli­ti­sche Leit­fi­gur. Wer­ten wie etwa Soli­da­ri­tät oder Huma­ni­tät fühl­te sich der Jun­ge aus Holzwi­cke­de seit den Bon­ner Stu­den­ten­ta­gen ver­pflich­tet. Dar­über hin­aus kennt Maki­ol­la als Kind des Ruhr­ge­biets die Geschich­te und die Befind­lich­kei­ten der Men­schen in die­ser Regi­on. Dies mach­te ihn in struk­tu­rell wie finan­zi­ell schwie­ri­gen (Amts-)Zeiten zum rich­ti­gen Mann am rich­ti­gen Ort.

Vor dem Kreishaus verabschiedete sich Makiolla, hier mit Frank Brüggemann, dem Personalratsvorsitzenden, der den Abschied mit der Drehleiter organisiert hatte. Foto: Birgit Kalle – Kreis Unna
Vor dem Kreis­haus ver­ab­schie­de­te sich Maki­ol­la, hier mit Frank Brüg­ge­mann, dem Per­so­nal­rats­vor­sit­zen­den, der den Abschied mit der Dreh­lei­ter orga­ni­siert hat­te. Foto: Bir­git Kal­le – Kreis Unna

Stra­te­ge mit Bodenhaftung

Boden­haf­tung, ein fast alt­mo­disch anmu­ten­des sozia­les Gewis­sen gepaart mit stra­te­gi­schem Denk­ver­mö­gen und einem Klecks west­fä­li­scher Zähig­keit: Als dies warf Maki­ol­la immer wie­der in die Waag­scha­le, um ein selbst­be­wuss­tes Pro­fil für den Kreis her­aus­zu­ar­bei­ten und ihm bei der Lan­des- und Bun­des­po­li­tik Gehör zu verschaffen.

Gerech­tig­keit als sozia­le Verpflichtung

Gerech­tig­keit – das ist für Micha­el Maki­ol­la weni­ger ein juris­ti­scher Begriff als sozia­le Ver­pflich­tung. Auch dem Schlag­wort vom „attrak­ti­ven Wirt­schafts­stand­ort” ver­lieh er Sub­stanz. Dabei ging es ihm ein­mal mehr um Chan­cen­gleich­heit vor allem beim Zugang zu Bil­dung, um Respekt dem Anders­den­ken­den oder dem von anders­wo Her­kom­men­den gegen­über, natür­lich um Wirt­schafts­kraft, Arbeits­plät­ze mit Per­spek­ti­ve, kur­ze Wege egal für wen über Stra­ße, Schie­ne und Wasser.

Sicher leben – sicher sein

Sicher leben – sicher sein. Maki­ol­la war qua Amt Poli­zei­chef und er begriff den Wunsch der Men­schen nach einem Leben ohne Angst eben­so als poli­ti­sche wie poli­zei­li­che Auf­ga­be, der er sich immer wie­der erfolg­reich stell­te. Sicher leben kön­nen – das muss auch für Hil­fe­be­dürf­ti­ge und älte­re Men­schen gel­ten. Des­halb instal­lier­te Maki­ol­la noch vor der Erfin­dung des Begriffs Netz­werk eben ein sol­ches, macht Sozi­al­pla­nung und Alten­pla­nung so selbst­ver­ständ­lich wie Raumplanung.

Struk­tur­wan­del umfas­send begreifen

Micha­el Maki­ol­la steht für Nach­hal­tig­keit und wei­te­te hier eben­falls die Defi­ni­ti­on: Es ging an vie­len Stel­len um den Schul­ter­schluss von Öko­no­mie und Öko­lo­gie, um Gleich­be­rech­ti­gung und Fami­li­en­freund­lich­keit als zen­tra­le Bau­stei­ne einer zukunfts­fä­hi­gen Gesell­schaft und natür­lich um den lan­gen Atem in Sachen Klimaschutz.

Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke dankte Landrat Michael Makiolla, der sich an seinem letzten Arbeitstag gemeinsam mit Ehefrau Gabi Makiolla aus dem Kreishaus verabschiedete. Foto: Birgit Kalle – Kreis Unna
Kreis­di­rek­tor Mike-Sebas­ti­an Jan­ke dank­te Land­rat Micha­el Maki­ol­la, der sich an sei­nem letz­ten Arbeits­tag gemein­sam mit Ehe­frau Gabi Maki­ol­la aus dem Kreis­haus ver­ab­schie­de­te. Foto: Bir­git Kal­le – Kreis Unna

Gutes bewah­ren, Neu­es wagen – der Bogen spann­te sich weit. Zum 1. Novem­ber wird nun für Maki­ol­la alles anders, anders schön. Auf eines freut er sich ganz beson­ders: „Ich kann end­lich Zeit­sou­ve­rä­ni­tät zurück­ge­win­nen.” Jahr­zehn­te­lang war sein Vor­zim­mer Herr­scher über den Ter­min­ka­len­der, jetzt kann er gemein­sam mit Ehe­frau Gabi bestim­men, was wann gemacht wird. Rad­fah­ren gehört gewiss genau­so dazu wie der eine oder ande­re Kon­zert­be­such. Aber ab sofort nicht mehr als Reprä­sen­tant des Krei­ses, son­dern ganz pri­vat. PK | PKU

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