Samstag, April 1, 2023

„Ich bin verliebt ins Gelingen, das macht mir Riesenspaß!”

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Wer­ne. Am 13. Sep­tem­ber fin­det die Kom­mu­nal­wahl in NRW statt. An dem Tag fällt auch die Ent­schei­dung, wer die Nach­fol­ge von Micha­el Maki­ol­la (SPD) antritt, der seit 2004 Land­rat im Kreis Unna ist. Einer der Kan­di­da­ten für die Nach­fol­ge ist SPD-Poli­ti­ker Mario Löhr, der amtie­ren­de Bür­ger­meis­ter von Selm. WERN­Eplus hat mit dem 48-Jäh­ri­gen, der in Wer­ne gebo­ren wur­de, gesprochen.

Durch die Pan­de­mie herr­schen im Wahl­kampf erschwer­te Bedin­gun­gen. In den ver­gan­ge­nen Tagen sind Sie auf vie­len Wochen­märk­ten im Kreis­ge­biet unter­wegs gewe­sen. Wie schwer ist es, bei den gel­ten­den Coro­na-Ein­schrän­kun­gen über­haupt ins Gespräch mit den Men­schen zu kommen?

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Ich über­zeu­ge am liebs­ten im per­sön­li­chen Gespräch. Da sind die Pan­de­mie-Vor­sichts­maß­nah­men schon ein star­kes Hemm­nis. Wir haben uns ein wenig dar­auf ein­ge­stellt: Es gibt Mas­ken mit dem Auf­druck „Klar­text“ und mei­ner Inter­net­adres­se und wir haben Zoll­stö­cke (zwei Meter) pro­du­zie­ren las­sen (Auf­druck: „Nähe mit Abstand“), damit wir immer wie­der an die Regeln den­ken. Und natür­lich nut­zen wir die sozia­len Medi­en, obwohl das anfangs nicht so mei­ne Sache war. Aber ich wäre nicht Mario Löhr, wenn ich nicht auch die­se Her­aus­for­de­rung ange­nom­men hät­te. Sie sagen es ja: Ich bin seit Wochen mit dem eige­nen Markt­stand auf den Wochen­märk­ten im Kreis unter­wegs, besu­che Fir­men und die Men­schen auch zuhau­se. Das geht! – immer mit dem not­wen­di­gen Abstand. Ich habe den Ein­druck, die Men­schen seh­nen sich nach dem biss­chen Nor­ma­li­tät, die wir damit bie­ten. Jeden­falls wird das gut ange­nom­men – bes­ser als ich befürch­tet hatte!

Wie ärger­lich ist es, dass der direk­te Aus­tausch mit den Wäh­lern, bei­spiels­wei­se bei öffent­li­chen Dis­kus­si­ons­run­den, kaum mög­lich ist und damit ins­ge­samt deut­lich weni­ger Men­schen als üblich erreicht wer­den können?

Na ja, die Metho­de hat sich geän­dert. Die Kan­di­da­ten tref­fen sich – hier in Wer­ne gleich zwei­mal – zu Dis­kus­si­ons­run­den. Die wer­den meist live ins Netz gestellt und sind dann natür­lich auch spä­ter noch abruf­bar. Ich bin mir nicht mal sicher, ob wir am Ende nicht mehr Men­schen errei­chen kön­nen. Ob die sich dann den gesam­ten Stream anse­hen, ist unge­wiss, eher unwahr­schein­lich. Frü­her ging man zu so einer Ver­an­stal­tung und blieb meist bis zum Ende. Heu­te zappt man rein und wie­der raus. Ich kann noch nicht ein­schät­zen, wel­che Wir­kung wir erzie­len. Aber mir fehlt schon die direk­te Reak­ti­on der Leu­te, die direk­te Kon­fron­ta­ti­on. Ich bin eher lei­den­schaft­lich, vor einer Kame­ra neh­me ich mich doch ein wenig zurück. Scha­de eigentlich.

Haben Sie die Ent­schei­dung, sich poli­tisch zu enga­gie­ren, schon ein­mal bereut?

Nein, nie! Es gab unschö­ne Augen­bli­cke, wenn irgend­wel­che Leu­te mit Ent­schei­dun­gen nicht rich­tig umge­hen konn­ten und mir vor die Füße gespuckt haben – kei­ne Fra­ge, da kommst du ins Grü­beln und machst dir Gedan­ken über dei­ne Fami­lie, ob du denen nicht zu viel zumu­test. Aber über all die Jah­re habe ich nahe­zu alles erreicht, was ich für die Men­schen durch­set­zen woll­te. Und es gab auch schnel­le Erfol­ge, manch­mal auch Umwe­ge – aber eben auch schnel­le Erfol­ge, das ist ein gran­dio­ses Gefühl, da ver­blasst jeder Zweifel.

Was macht bei der Arbeit als Poli­ti­ker am meis­ten Freude?

Das kann ich kaum in Wor­te fas­sen. Aber ich könn­te es Ihnen zei­gen! Wenn das gin­ge, dann wür­den wir mal eine aus­ge­dehn­te Rad­tour durch Selm machen. Da kann ich Ihnen an nahe­zu jeder Ecke eine Geschich­te über die Ver­än­de­run­gen erzäh­len, die wir in den letz­ten zehn Jah­ren zu Wege gebracht haben. Ich bin ver­liebt ins Gelin­gen, das macht mir Rie­sen­spaß. Das Zwei­te ist das per­sön­li­che Gespräch, die Begeg­nung. Ich mache das stän­dig, nicht nur im Wahl­kampf. Ich bin immer erreich­bar und übers Jahr auf den Märk­ten prä­sent. Das habe ich als Bür­ger­meis­ter so gemacht, das mache ich wei­ter! Ab und an gibt es Begeg­nun­gen, die mich wirk­lich berüh­ren. Neu­lich war ich bei der „Lüsa“ in Unna, eine Ein­rich­tung, die sich um Schwerst­ab­hän­gi­ge und mehr­fach geschä­dig­te Dro­gen­ab­hän­gi­ge küm­mert. Wow, da war ich tief beein­druckt: Rie­se­n­en­ga­ge­ment, Power­leis­tung! Sol­che Begeg­nun­gen suche ich gezielt, damit wir nie ver­ges­sen, dass wir den Blick auf das Gan­ze rich­ten müs­sen, auf alle – jede und jeden! Für mich ist das kein Spruch!

Seit 2009 sind Sie Bür­ger­meis­ter in Selm. Was war seit­dem das Wich­tigs­te, das Sie poli­tisch erreicht haben?

Ich habe es ja schon gesagt, das kann ich nicht auf­zäh­len, das müs­sen Sie sehen! Die Stadt war, als ich über­nahm, finan­zi­ell am Ende. Wir haben uns Hil­fe orga­ni­siert, auch im Rah­men der Regio­na­le 2016, vom Kreis, vom Land, vom Bund. Zuge­ge­ben, ich habe da viel Druck gemacht, aber das haben wir nur auf die Bei­ne gestellt, weil wir über Par­tei­gren­zen hin­weg und tief ver­wur­zelt in der Bür­ger­schaft alles getra­gen haben. Wenn Sie mich fra­gen, was das Wich­tigs­te ist, dann viel­leicht das: Alle an einen Tisch, aus­spre­chen, anpa­cken. Das hat funktioniert.

Teil 2 des Inter­views mit Mario Löhr folgt am Frei­tag auf WERNEplus.de.

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