Sonntag, Dezember 14, 2025

Rettungsgrabung sichert Funde aus Steinzeit und Mittelalter

Anzeige

Bergkamen (lwl). Bei Erdarbeiten des Kampfmittelräumdienstes am Bamberger Bach bei Bergkamen (Kreis Unna) kamen unerwartet archäologische Spuren aus dem Mittelalter und Gegenstände aus der Steinzeit zutage. Die Fläche wurde nun unter fachlicher Begleitung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) von einer Fachfirma im Rahmen einer Rettungsgrabung ausgegraben.

„Eine Bergsenkung als Folge des Steinkohlenbergbaues in der Region hatte im Bereich der Straßenkreuzung Kugelbrink/Heckenweg einen Gewässerneubau nötig gemacht, um die anfallenden Reinwässer geordnet im Freigefälle dem Bamberger Bach zuzuführen“, erklärt Burkhard Köhler, Projektleiter der RAG Aktiengesellschaft.

„Im Zuge der Kampfmitteluntersuchung wurde das Erdreich abgeschoben. Ein lizensierter Sondengänger meldete um den Jahreswechsel herum dann unerwartet einige Metallfunde – Gewandspangen, die auf eine Besiedlung aus dem hohen Mittelalter, das heißt 9. bis 12. Jahrhundert, schließen ließen“, so LWL-Archäologe Prof. Michael Baales.

Rettungsgrabung: Siedlungsstelle aus dem Mittelalter und Steinzeitartefakte

Nach der Fundmeldung des Sondengängers überprüfte ein Grabungstechniker der LWL-Außenstelle Olpe die Fläche, die bisher nicht als archäologisch relevant bekannt war. Er entdeckte Bodenverfärbungen, Gruben, Pfostengruben und grabenartige Strukturen. Dank des anschließenden Zusammenwirkens aller Beteiligten und der Stadt Bergkamen war der Weg frei für die nötige Rettungsgrabung. Baales: „Die Meldung des Sondengängers hat das unbekannte Bodendenkmal vor der Zerstörung bewahrt.“

Im Laufe der Ausgrabung kamen knapp 40 Gruben unterschiedlicher Ausformung und 52 Pfostengruben zutage. „Wegen der begrenzten Untersuchungsfläche können wir diese Spuren der Holzpfosten im Boden keinen konkreten Gebäuden zuordnen“, erklärt Grabungsleiter Roland Lavelle. Dennoch zeigen die Befunde die kontinuierliche, vermutlich landwirtschaftliche Nutzung der Fläche als Arbeits- und Wohnbereich, so Lavelle weiter.

Die Datierung der Siedlungsstelle in das Hochmittelalter wird den Expert/innen durch die regelmäßig auftretenden Keramikfunde erleichtert. Darunter befinden sich auch gut erhaltene Randstücke großer Kugeltöpfe aus grauer Irdenware. Einige wenige Funde von späteren Keramikarten zeigen an, dass am Bamberger Bach auch im späten Mittelalter und der darauffolgenden frühen Neuzeit (ab 1450) noch Siedlungsaktivitäten stattfanden.

- Advertisement -
Die älteste geborgene Keramik weist eine für die vorrömische Eisenzeit charakteristische Verzierung auf der Außenseite auf, das sogenannte Kammstrichmuster. Foto: M. Baales/LWL
Die älteste geborgene Keramik weist eine für die vorrömische Eisenzeit charakteristische Verzierung auf der Außenseite auf, das sogenannte Kammstrichmuster. Foto: M. Baales/LWL

Ein breiter, über 16 Meter langer Graben entlang der Nordfeldstraße, der sich außerhalb des Grabungsfeldes fortsetzt, sorgte bei den Archäolog/innen für eine weitere Überraschung, aber auch Rätsel: „Der Graben scheint recht einheitlich, also bewusst wieder verfüllt worden zu sein. Außerdem enthielt er weitere hochmittelalterliche Keramikfragmente“, so der Grabungsleiter. Die Funktion des noch etwa einen halben Meter tiefen Grabens ist derzeit noch völlig ungeklärt.

Aus einer Pfostengrube und einer für die Fachleute noch als Brunnen erkennbaren Grube konnten zudem Bruchstücke von Tongefäßen mit einer sogenannten Kammstrichverzierung geborgen werden. Diese Art der Verzierung lässt für die Expert/innen eine deutlich ältere Datierung zu, nämlich in die vorrömischen Eisenzeit und damit in die Jahrhunderte vor der Zeitenwende. In den selben Gruben fanden sich auch Feuersteingeräte in Form eines Klingenbruchstücks und einige Abschläge, die bei der Herstellung dieser Art Geräte anfielen. Bei der Gesteinsart handelt es sich um den regionalen Moränenfeuerstein. „Ob diese Stücke in der Eisenzeit genutzt wurden – was andernorts durchaus belegt ist – oder auf die Beimischung steinzeitlicher Siedlungsrelikte bei der Grubenverfüllung zurückzuführen ist, muss offenbleiben“, sagt Baales.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

Bronek Bakiewicz: „Das wichtigste Ziel ist der Landesliga-Aufstieg“

Werne. Die Volleyball-Männer des Werner SC schwimmen aktuell auf einer Erfolgswelle. Die Mannschaft von Stephanie Stahl und Bronek Bakiewicz ist nicht nur neuer Spitzenreiter...

Kinder sammeln für Kinder: Sternsinger 2026 gesucht

Werne. Die Pfarrgemeinde St. Christophorus lädt wieder alle Kinder und Familie zur Sternsingeraktion ein. Das Motto lautet: "Schule statt Fabrik —Sternsingen gegen Kinderarbeit". "Unsere Organisationsteams freuen...

Zwischen Wunschzettel und Geschenkpapier: Weihnachten in der Evangelischen Gemeinde

Werne. Am kommenden Sonntag (14.12.2025) lädt die Evangelische Kirchengemeinde um 18 Uhr zur adventlichen Wohnzimmerkirche ins Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum (Ostring 70 in Werne) ein. In gemütlicher...

„Der kleine Lord“: Musical über Mitgefühl und Großherzigkeit

Werne. Am Dienstag (16.12.2025) gastiert das Musical „Der kleine Lord“ im Kolpingsaal. Beginn ist um 20 Uhr. Das Musicalformat eröffnet eine neue Perspektive für den...