Mittwoch, März 22, 2023

Stefan Grünert: Seit 25 Jahren im Dienste eines Grafen

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Her­bern. Ste­fan Grü­nert fei­ert in die­sem Jahr sein 25-jäh­ri­ges Rent­meis­ter Jubi­lä­um in der Graf von Merveldt´schen Ver­wal­tung. Auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie wur­den alle Fei­er­lich­kei­ten abgesagt.

Herr Grü­nert, seit 1995 len­ken Sie die Geschi­cke von Schloss Wes­ter­win­kel und ver­wal­ten die Län­de­rei­en des Gra­fen von Mer­veldt in und um Her­bern. Wie muss man sich die Zusam­men­ar­beit mit einem Gra­fen als Chef vorstellen?

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Die Zusam­men­ar­beit ist von einem tie­fen Ver­trau­ens­ver­hält­nis geprägt, wel­ches selbst­ver­ständ­lich nicht von Beginn des Dienst­ver­hält­nis­ses an sofort vor­han­den war, son­dern im Lau­fe der Zeit erwach­sen ist. Natür­lich muss man die Wün­sche und Eigen­ar­ten eines Dienst­herrn und die Fami­li­en­tra­di­tio­nen ken­nen ler­nen und akzep­tie­ren, die­ser Respekt beruht aber auf Gegen­sei­tig­keit, so dass zum Wohl des anver­trau­ten Besit­zes eine kon­struk­ti­ve Zusam­men­ar­beit erfol­gen kann. Ansons­ten dürf­te man Graf von Mer­veldt bekannt­lich als eine sehr natür­li­che Per­son bezeich­nen. Lei­der kann ich Ihnen kei­ne Schloß- und Film­ro­man­tik, wie etwa aus Fil­men wie der „Klei­ne Lord“ anbieten.

Wel­che Pro­jek­te tra­gen Ihre Hand­schrift und was haben Sie noch für Zie­le in den nächs­ten Jahren?

Zunächst ein­mal ist es die urei­ge­ne nach außen wenig spek­ta­ku­lä­re Auf­ga­be eines Rent­meis­ters, soli­de Finan­zen und eine geord­ne­te Ver­wal­tung des Gesamt­ver­mö­gens zu füh­ren. Da ich von Wes­ter­win­kel aus für den gesam­ten Besitz zustän­dig bin, gibt es natür­lich vie­le Din­ge und auch Pro­jek­te, wel­che in Her­bern nicht in Erschei­nung treten.

Eine Schwer­punkt­auf­ga­be war und ist es, den umfang­rei­chen Immo­bi­li­en­be­sitz durch Sanie­run­gen und Reno­vie­run­gen in einen zeit­ge­rech­ten Zustand zu ver­set­zen und die­sen ent­spre­chend zu nut­zen. Ich bin der fes­ten Über­zeu­gung, dass man nur das dau­er­haft erhal­ten kann, was man auch sinn­voll nut­zen kann. In Wes­ter­win­kel ist die­ses sicher die Unter­hal­tung und Pfle­ge des Schlos­ses und des umlie­gen­den Gelän­des, sowie der diver­sen Häu­ser im Umfeld. Augen­schein­lich ragen hier sicher­lich die soge­nann­ten „Neu­en Häu­ser“ her­vor, wel­che durch geziel­te Sanie­run­gen dau­er­haft für die Nach­welt erhal­ten wur­den und gleich­zei­tig eine sinn­vol­le und dau­er­haf­te wirt­schaft­li­che Nut­zung erfah­ren haben.

Natür­lich habe ich auch wei­ter­hin vor, die­sen Weg fort­zu­füh­ren. Mir fal­len da noch genug Objek­te ein, wel­che nicht immer in direk­ter Umge­bung von Wes­ter­win­kel oder Her­bern lie­gen müssen.

Genau­so lan­ge wie sie auf dem Schloss arbei­ten, gibt es den Golf­platz. Wie hat er sich rund ums Schloss eingefunden?

Ich den­ke, nach 25 Jah­ren dürf­te auch der letz­te Skep­ti­ker erkannt haben, dass die Golf­an­la­ge für das Schloß Wes­ter­win­kel, das Umfeld und ins­be­son­de­re für Her­bern eine abso­lu­te Berei­che­rung dar­stellt, wenn­gleich die­ser aus wirt­schaft­li­cher Sicht für Graf von Mer­veldt abso­lut über­schätzt wird. Die Pacht­ein­nah­men für Golf­plät­ze unter­schei­den sich heut­zu­ta­ge nicht so signi­fi­kant von den Pacht­prei­sen aus der land­wirt­schaft­li­chen Ver­pach­tung. Gleich­wohl trägt die Golf­an­la­ge zur Ver­bes­se­rung des Umfel­des, zur Ver­schö­ne­rung der Land­schaft bei. Die­ser ver­bes­sert das wirt­schaft­li­che Umfeld und schafft Arbeits­plät­ze in und um Her­bern. Eben­falls ist die­ser für den Natur- und Arten­schutz eine erheb­li­che Berei­che­rung. Durch die Anla­ge vie­ler Gewäs­ser und Klein­bio­to­pe und die ein­ver­nehm­li­che von mir ange­reg­te natur­ge­mä­ße Pfle­ge der zur Golf­an­la­ge gehö­ren­den exten­siv genutz­ten Flä­chen wird ein wesent­li­cher Bei­trag zum Arten­schutz geleis­tet. Nicht zuletzt erfreut die öffent­li­che Gas­tro­no­mie vie­le Besucher.

Sie woh­nen im Rent­meis­ter­haus an der Brü­cke mit Blick auf das Schloss. Ist das Fluch oder Segen?

Das haben Sie schon rich­tig erkannt! Natür­lich sind wir, d.h. mei­ne Ehe­frau und ich, glück­lich und dank­bar in einem der­ar­ti­gen Anwe­sen in der wun­der­schö­nen Lage leben zu dür­fen. Gleich­zei­tig darf man jedoch nicht ver­ken­nen, dass damit in Ver­bin­dung mit mei­nem Beruf eine sie­ben Tage-Prä­sens besteht, man Din­ge nicht ein­fach able­gen kann und prak­tisch gedank­lich immer im Dienst ist. Damit kann ich eigent­lich ganz gut leben, was mir aber zuneh­mend zusetzt, ist die Igno­ranz von Eigen­tum und die Miss­ach­tung der Pri­vat­sphä­re ande­rer Men­schen. Das was man für sich abso­lut rekla­miert, gilt nicht unbe­dingt für die Ande­ren und erst recht nicht, wenn man ein Schloß besucht! Hier ist nicht nur in Coro­na­zei­ten, in denen eine gigan­ti­sche Zunah­me von Besu­chern der Schlos­ses Wes­ter­win­kel und der Umge­bung zu ver­zeich­nen ist, eine deut­lich zuneh­men­de Ten­denz zu ver­zeich­nen. Hier­mit kann ich, wie bereits gesagt, immer schlech­ter umgehen.

Zu Ihren Auf­ga­ben als Rent­meis­ter sind Sie als Vor­sit­zen­der des Hegerings sowie beim Was­ser- und Boden­ver­band Emmer­bach und als Kreis­vor­sit­zen­der der Schutz­ge­mein­schaft Deut­scher Wald aktiv. Wel­che Din­ge lie­gen Ihnen hier beson­ders am Herzen?

Da könn­te man noch die eine oder ande­re ehren­amt­li­che Tätig­keit in nah und fern auf­zäh­len, wel­che teil­wei­se mit mei­nem Beruf ver­bun­den sind oder aber rei­nen pri­va­ten Cha­rak­ter haben, aber die von Ihnen auf­ge­zähl­ten Tätig­kei­ten spie­geln schon mei­nen Inter­es­sen­schwer­punkt wie­der. Seit mei­ner Kind­heit lie­gen mir die The­men Natur, Wald und Wild beson­ders am Her­zen. Vie­le Din­ge kann ich mit mei­nem Beruf ver­bin­den. Ins­be­son­de­re erscheint mir hier­bei von Bedeu­tung, dass die natür­li­che und nach­hal­ti­ge Nut­zung unse­rer Umwelt, z.B. durch Jagd, einen Natur‑, Tier- und Arten­schutz nicht aus­schließt, in vie­len Punk­ten sogar för­der­lich ist. Die­ses ist für vie­le Men­schen im länd­li­chen Raum wie in Her­bern selbst­ver­ständ­lich, jedoch erle­be ich lei­der eine zuneh­men­de Ent­frem­dung von den natür­li­chen Din­gen und Abläu­fen. Hier gilt es m.E. entgegenzuwirken.

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