Freitag, November 22, 2024

Saxophon-Quartett und Musikfreunde punkten mit Mut zur Moderne

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Werne. Obwohl sich die Temperaturen am Donnerstagabend (21. November 2024) auf null Grad zubewegten, wehte der Hauch eines frischen Frühlingslüftchens durch das Foyer der Marga-Spiegel-Schule. Vor voll besetzten Stuhlreihen malte das Osimun-Saxophonquartett eine akustische Idylle. Mit der Einladung des jungen Ensembles bewiesen die Musikfreunde Werne in ihrer Kammerkonzert-Reihe erneut den Mut zur Moderne.

Als Nachkömmling der Instrumentenfamilie hat das Saxophon ein paar Gelegenheiten verpasst. Beispielsweise in den Genuss von Originalkompositionen aus der Feder von Bach, Mozart oder Beethoven zu kommen. Aus der Jazzmusik ist die Erfindung des Belgiers Adolphe Sax dagegen nicht wegzudenken.

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Doch das agile und klangreiche Instrument kann mehr. Das zu beweisen, haben sich gerade in jüngerer Zeit viele Saxophon-Quartette auf die Fahnen geschrieben. So wie eben das aus Spanien stammende Osimun-Quartett: Diego Dávila (Sopransaxophon), Fátima Alcázar (Altsaxophon), Inés González (Tenorsaxophon) und Ricard Martínez (Baritonsaxophon) begaben sich auf eine Reise durch die abendländische Musikgeschichte.

Den Bogen von der Gregorianik zum Barock spannte ein Werk, das der US-amerikanische Komponist David Maslanka (1943–2017) für Saxophon-Quartett geschrieben hatte: „Recitation Book“. Nach seinen eigenen Worten kreisen die Titel der fünf Stücke um das Thema „Tod“, was für ihn das Vergehen des Alten und das Kommen von etwas Neuem“ bedeute. Die Variationsbreite der kurzen Sätze lotet die sanglichen Qualitäten des Saxophons aus. Da schimmerten strahlende Momente über sonorem Grund, tänzelten die schön geführte Renaissanceklänge eines Madrigals von Gesualdo di Venosa (1566–1613).

In Anlehnung an den gregorianischen Choral „Oh Salutaris Ostia“ intonierte das Ensemble eine sakral empfundene Innigkeit der schlichten Melodie. Mit der mächtigen Fanfare des letzten Satzes setzte das Ensemble zum Finale einen spannungsreichen Kontrast. Diese Variation des Bach-Chorals „Durch Adams Fall“ führt über ein paradiesisch-pastorales Motiv zu einem Moment, in dem die anfängliche Fanfare klanglich zersplittert.

Das Osimun-Saxophonquartett gab im ausverkauften Foyer der Marga-Spiegel-Schule ein Kammerkonzert in der Reihe der Musikfreunde Werne. Foto: Schwarze

Ein Komponist, der sich von Anfang an für das Potenzial des Saxophons begeisterte, war der Russe Alexander Glasunow (1865–1936). Mit seinem Saxophonquartett op. 109 stellte das Osimun-Quartett einen Klassiker für seine Besetzung vor. Die „Canzona variée“ formulierten die Musiker mit der vom Titel gebotenen lyrischen Anmutung. In romantischen Klangfarben malten sie idyllischen Vogelzwitschern und laue Lüfte. Das Rondo spielten sie leichtfüßig; die Töne wirbelten wie in einem heiterem Haschmich-Spiel umeinander. Passgenau fügte sich nach der Pause die Bearbeitung eines Klavierstücks von Fanny Hensel Mendelssohn ein: Romantisch und innig erklang die vom Osimun-Quartett selbst arrangierte Fassung der „Lieder ohne Worte op. 8 Nr. 2 und Nr. 3“.

Gesellschaftskritisch will der Zeitgenosse Salvador Brotons i Soler seine Planyiment Op. 24 verstanden wissen. Die musikalische Anklage gegen Umweltzerstörung und Überbevölkerung irritierte mit schrillem Diskant, rasenden Rhythmen und schreddernden Akkorden. Das verlangte von den Musizierenden nicht nur Fingerfertigkeit, sondern auch eine souveränen Ansatz. Ebenso gelang es ihnen, mit den ruhigeren Passagen ein Gefühl der Trostlosigkeit und Verzweiflung zu hinterlassen. Zum Abschluss hatte das Ensemble ein Stück Folklore aus seiner spanischen Heimat mitgebracht: „Sólo el misterio“. Darin verwebt Joan Pérez-Villegas verschiedene traditionelle Lieder. Eine charmante Einleitung erleichterte es dem Publikum, diese auseinanderzuhalten: Altsaxophonistin Fátima Alcázar sang die drei Vokalstücke zuvor an. 

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