Sonntag, November 24, 2024

„Mit Menschen arbeiten“: Annette Drengk probt erstmals mit Motettenkreis

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Werne. Schultern kreisen lassen, Arme schwingen, Rückenwirbel lockern: Was aussieht wie eine Turnstunde ist tatsächlich eine Chorprobe. Genauer gesagt die erste Probe des Motettenkreises Werne unter der neuen Leitung von Annette Drengk.

Am vergangenen Dienstag (27. August 2024) begann für die Sängerinnen und Sänger noch in anderer Hinsicht eine neue Zeit. Auch die Organisationsform des Chores hat sich geändert. Er hat sich neu aufgestellt: als Verein.

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Die Notwendigkeit dazu ergab sich, nachdem der bisherige Chorleiter Rainer Kamp 2023 frühzeitig seinen Abschied angekündigt hatte. Aus Altersgründen wollte er die Leitung im Sommer 2024 abgeben. Die Aufführung des Christophorus-Musicals im Juni war sein letztes Projekt mit dem Motettenkreis. „Seine Gründe waren für uns nachvollziehbar, trotzdem war es eine schwierige Situation“, sagt Marie Voss, die frisch gebackene zweite Vorsitzende des neuen Vereins.

Der Chor stand nicht nur vor der Herausforderung, einen neuen Leiter zu finden. „Die Evangelische Kirchengemeinde teilte uns außerdem mit, dass sie keinen Chorleiter mehr bezahlen wolle.“ Die Begründung: Die Gemeinde müsse sich finanziell neu strukturieren und habe andere musikalische Vorstellungen.

Der Motettenkreis hat sich als Verein in einer neuen Organisationsform aufgestellt. Die Martin-Luther-Kirche und das angegliederte Gemeindezentrum bleiben Proben- und Aufführungsorte. Foto: Schwarze

Der klassischen Musik verschrieben

Trotzdem wollten die Sängerinnen und Sänger des Motettenkreises weitermachen – und sich das etwas kosten lassen. Parallel zur Suche nach einer neuen Chorleitung wurde also die Gründung eines Vereins betrieben. Eines Tages erhielt Marie Voss einen Tipp von Jutta Timpe, der Kreiskantorin des Kirchenkreises Dortmund, Lünen und Selm: Es gebe in Lünen eine Frau Drengk! Voss recherchierte, fand eine Homepage nebst Kontaktformular, schrieb Annette Drengk an – und erhielt prompt am folgenden Tag einen Rückruf. Und dann befand sich der Motettenkreis plötzlich in der Situation, zwei Bewerber zu haben. „Beide haben sich vorgestellt und probeweise zwei Schütz-Motetten dirigiert“, erzählt Voss. „Annette Drengk hat dann den Vogel abgeschossen. Es passte einfach.“

Die freiberufliche Organistin und Chorleiterin aus Lünen stammt aus der Nähe von Stuttgart. Sie studierte Kirchenmusik in Freiburg im Breisgau. Im Oktober 2020 schloss sie das Meisterklassenstudium im Fach Orgel an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig ab. Der Beruf ihres Mannes verschlug die zweifache Mutter nach Lünen: Christian Drengk ist Kantor an St. Reinoldi in Dortmund. Annette Drengk leitet bereits einen katholischen Kirchenchor in Castrop-Rauxel, der sich wie der Motettenkreis klassischer Musik verschrieben hat.

Genau in diesem Bereich sieht Drengk ihren Schwerpunkt. „In der klassischen Kirchenmusik liegt ein wahnsinniger Schatz, auf den wir zurückgreifen können“, sagt sie. Hier Profile und Qualität zu schärfen werde nach wie vor für Zulauf sorgen, davon ist sie überzeugt. Ihre Begeisterung für die Klassik habe begonnen, als sie in einem Kinderchor die Choräle für Bachs Weihnachtsoratorium mitsingen durfte. „Das ist mir nachhaltig in Erinnerung geblieben.“ Ihre Liebe zur Orgel habe sie später zur Kirchenmusik geführt. „Außerdem finde ich Chormusik wichtig: mit Menschen zu arbeiten und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.“

Singen bedeutet auch, sich zuerst einfach mal locker zu machen. Mit entsprechenden Übungen begann Annette Drengk daher ihre erst Probe mit dem Motettenkreis. Foto: Schwarze

Chorarbeit über Verein finanzieren

Mit dem Motettenkreis studiert Annette Drengk als erstes das Requiem von Mozart ein. Ende Februar soll es aufgeführt werden. „Ich bin gespannt, was jetzt alles auf uns zukommt, und ich glaube, es wird sehr schön“, sagt sie. Bei den Probe lege sie unter anderem Wert auf die stilistische Arbeit. „Es sollte zum Ausdruck kommen, ob das gesungene Werk beispielsweise aus der Klassik oder aus der Romantik stammt.“ Auch die Textarbeit sei ihr wichtig: dass der Chor hinter dem steht, was er singt.

Aktuell hat der Motettenkreis etwa 30 Mitglieder. Jedes Mitglied zahlt im neuen Verein einen Monatsbeitrag von mindestens 10 Euro. Neue Sängerinnen und Sänger sind willkommen. Es ist auch möglich, sich für die Dauer eines Projekts zu beteiligen. „Außerdem freuen wir uns über Fördermitglieder“, erklärt Voss. Die können frei wählen, ob sie einmalig einen bestimmten Betrag spenden oder die Chorarbeit monatlich unterstützen wollen. Finanziert werden muss nicht nur die Arbeit von Annette Drengk, sondern auch Orchester für die Konzerte. Mit der Evangelischen Kirchengemeinde hat der Motettenkreis einen Vertrag geschlossen. Der sieht vor, dass der Chor das Martin-Luther-Zentrum und die Martin-Luther-Kirche für Proben und Aufführung nutzen darf. Die Singenden  werden zwei Evensongs im Jahr gestalten und gelegentlich auch einen Gottesdienst. „So haben wir ein gutes Einvernehmen gefunden“, sagt Marie Voss.

ZUM VEREIN

Motettenkreis Werne e. V.

Erste Vorsitzende: Silke Schellhöh

Zweite Vorsitzende: Marie Luise Voss

Kassiererin: Kirstin Thiemann

Information: www.motettenkreis-werne.de

Kontakt: https://www.motettenkreis-werne.de/kontakt/

Bankverbindung: DE42 4415 2370 0012 0032 99

Proben: dienstags ab 20 Uhr, Martin-Luther-Zentrum, Wichernstraße 2-4, 59368 Werne

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