Sonntag, November 24, 2024

Bottroper Chor begeistert mit spannungsreicher Jazz-Messe

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Werne. Eine Messe muss nicht zwangsläufig traditionell vertont werden, um andächtig zu klingen. Eindrucksvoll bewiesen das am Sonntag (18.08.2024) der Propsteichor St. Cyriakus aus Bottrop und das Ean-Gidman-Quartett auf Einladung der Stiftung Musica Sacra Westfalica.

Mit der „Latin Jazz Mass“ vermittelten sie fast 200 Zuhörenden überschäumende Freunde ebenso wie Schmerz, Leid und Versunkenheit.

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Komponiert hatte die Messe der zeitgenössische Komponist und Kirchenmusiker Martin Völlinger. Er spielte mit groovigen Jazzelementen ebenso wie mit lateinamerikanischer Rhythmik. Die mitreißende Interpretation von Chor und Jazzmusikern ließ die Füße des Publikums bisweilen wie zu einer Rumba oder Samba tappen.

Außerdem demonstrierten die Aufführenden unter der Leitung von Ursula Kirchhoff, dass Klassik und Moderne weniger trennt als gemeinhin angenommen. Denn zur Eröffnung und als Intermezzo brachten sie einen entsprechenden Mix zum Klingen: Das „Nun danket alle Gott“ des postromantischen Komponisten Sigfrid Karg-Elert (1877–1933) und das Adagio aus der Orgelsonate f-moll op. 65 von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847) in Bearbeitungen des Pianisten Rolf von Ameln. Geschickt griff das Quartett die klassischen Melodielinien, von Kirchhoff an der Seifert-Orgel formuliert, auf und verjazzte sie.

Seine Latin Jazz Mass wiederum hatte Völlinger mit musicalhafter Bildhaftigkeit und Rollenverteilung angelegt. Beim Kyrie schmeichelte sich Ean Gidmans Saxophonspiel in die Ohren, zupften Amelns pikante Pianoklänge an der Aufmerksamkeit. Der Chor entfaltete mit synkopischen Rhythmen eine eigene Sogkraft, angespornt von den forcierten Taktgebern Urs Wiehager am Bass und Uli Schmidt am Schlagzeug. Das Gloria entfaltete sich als Frage-und-Antwort-Spiel; die Chorstimmen variierten feinfühlige Gloria-Rufe mit nachdrücklichen Einwürfen und schwelgenden Passagen. Das Halleluja erging sich in unbeschwerter Fröhlichkeit. Ean Gidman griff die Stimmung der Sängerinnen und Sänger mit gut gelauntem Forte auf. Das sich wiegende „Laudato si“ beendete der Chor sozusagen mit einem Knalleffekt, einem schallenden Forte auf den beiden Schlussworten.

Sachte Trommelwirbel und schwebendes Klavierspiel leiteten den Passus „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir“ ein. Die Worte ließ der Chor mit angemessener Schwere in den Kirchraum fallen: ein akustisches Hinabsteigen ins Reich des Todes. Zur Auferstehung blühte dann ein Crescendo auf. Das Vaterunser erklang wie ein nachdenklicher Spaziergang, bei dem die Gehenden voll wachsender Zuversicht immer zügiger eilen; ein schummeriges instrumentales Intro bereitete die Worte „Herr, ich bin nicht würdig“ vor und „I looked up“ wurde gospelig umkleidet. Ursula Kirchhoff dirigierte mit klaren Ansagen, prägnant und schwungvoll.

Anhaltender Applaus am Schluss: Das Publikum forderte erfolgreich eine Zugabe. Foto: Schwarze
Anhaltender Applaus am Schluss: Das Publikum forderte erfolgreich eine Zugabe. Foto: Schwarze

So steigerte sich das Finale zum spannungsgeladenen Fanal: „Singt das Lied der Freude über Gott“. Das Publikum ließ sich mitreißen, erhob sich von den Kirchenbänken und klatschte in geballter Front eine Zugabe heraus. 

INFO

Das nächste Konzert der Stiftung Musica Sacra Westfalica findet am 8. September statt: Das Gesangsquintett „Opella Nova“ bietet ein abwechslungsreiches A-cappella-Programm, ab 17 Uhr in St. Christophorus, Werne.

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