Werne. Gleich zu Beginn schmeichelte sich die Klarinette in die Ohren des Publikums, mit jenem warmherzigen, vollrunden Klang, in den man sich hineinlegen möchte. Das Klavier polarisierte mit seiner zugespitzten Klangfarbe. Hubert Salmhofer und Elisabeth Väth-Schadler strichen die Eigenschaften ihrer Instrumente beim Konzert der Musikfreunde am Donnerstagabend ausdrucksstark heraus.
Die gutgelaunte Moderation der beiden Österreicher trug außerdem zur lebhaften Stimmung im ausverkauften Foyer der Marga-Spiegel-Schule bei.
Beide Musiker sind, wie die Pianistin Elisabeth Väth-Schadler augenzwinkernd kundtat, Klassiker, die mit dem Jazz kokettieren. Und so standen auf ihrem Programm „After you, Mr. Goodman“ vor allem moderne Komponisten samt Anspielungen zur klassischen Swing-Ära – die wesentlich vom Klarinettisten Benny Goodman (1909–1986) geprägt worden war.
Als Einstieg wählte das Duo jedoch das Werk eines Zeitgenossen: eine Sonate von Jaka Pucihar für Klarinette und Klavier. Es entfaltete sich wie ein beschaulicher Sonntagsspaziergang in schlenderndem Tempo, hier und da unterbrochen von beschwingten Hüpfern des Klaviers. Auch die Klarinette bracht zwischendurch aus – hier ein schneller Lauf, dort ein paar abrupte Tonsprünge.
Gespickt mit technischen Herausforderungen waren zwei Kompositionen von Georges Marty (1860–1908) und Jean Françaix (1912–1997). Die beiden Franzosen schrieben Stücke für die Abschlussprüfungen am Pariser Konservatorium und bauten entsprechende Hürden ein. Vor allem der Klarinette bot sich hier die Gelegenheit, ihre Bandbreite auszuspielen. Salmhofer ließ sich Zeit, die langsamen Passagen aufblühen zu lassen. Das brachte den sanglichen Klang – vor allem bei der A-Klarinette, die er für Françaix wählte – in den tiefen Lagen schön zur Geltung. Agil führte Salmhofer auch die B-Klarinette durch ihre vier Oktaven. Fingerfertige Läufe vollführte er ebenso souverän wie die bei Klarinetten immer etwas kritischen Spitztöne.
Mit der Pianistin Väth-Schadler hatte er eine aufmerksame Dialogpartnerin an seiner Seite, die beredt mit- und bisweilen auch gegen hielt. Die „Three Preludes“ von George Gershwin gehörten allein ihr. Zunächst durchschwang sie das Foyer mit groovigen Synkopen. Das folgende Präludium atmete etwas von der geruhsamen Atmosphäre des US-amerikanischen Südens. Ein wirbelnder Temperamentsausbruch beschloss den Exkurs am Flügel. Gerade der wunderbar innige Satz in Leonard Bernsteins (1918–1990) „Sonata for clarinet and piano“ unterstrich erneut die kontrastreichen Klangfarben von Klarinette und Klavier – mit knappen Einwürfe des Tasten- in die weich modulierten Melodiebögen des Holzblasinstruments.
Der titelgebende Jazz-Klarinettist krönte das Finale des Konzertprogramms. Zwar stammen „Stompin’ an the Savoy“ und „Clarinet a la King“ nicht aus der Feder von Benny Goodman. Seine Interpretationen dieser amerikanischen Jazz-Standards waren jedoch stilbildend. Beide Stücke eignen sich perfekt für Klarinette. Sie schleicht im Savoy auf Samtpfoten heran und promeniert im zweiten Song mit laszivem Hüftschwung. Das Publikum applaudierte begeistert und durfte zum Dank mit der Zugabe „Solo Flight“ abheben.