Sonntag, Juni 4, 2023

„Mutter Erde“: Pop-up-Ausstellung mit Tiefgang in Tiefgarage

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Wer­ne. Der Kunst­ver­ein Wer­ne e.V. ist seit Beginn der Pan­de­mie ohne Raum in Wer­ne. Der bis­he­ri­ge Aus­stel­lungs­ort, das Foy­er des Stadt­hau­ses, wird nicht mehr zur Ver­fü­gung gestellt. Daher galt es, eine pas­sen­de Loca­ti­on für die pan­de­mie­be­dingt immer wie­der ver­scho­be­ne Aus­stel­lung mit dem Bochu­mer Künst­ler Mar­ten Con­rad zu finden. 

Die Kul­tur­stif­tung der Spar­kas­se an der Lip­pe ist seit Jah­ren För­de­rer des Kunst­ver­eins und so wur­de zusam­men mit dem Vor­stands­vor­sit­zen­den der Stif­tung, Mar­tin Abding­hoff, die Idee gefes­tigt, die Bil­der- und Per­for­man­ce­aus­stel­lung in die Tief­ga­ra­ge der Spar­kas­se zu legen. Da die Bil­der von Con­rad dort nicht für einen län­ge­ren Zeit­raum unbe­auf­sich­tigt blei­ben konn­ten, kon­zep­tio­nier­te man eine so genann­te Pop-Up-Aus­stel­lung. Die­se fand dann exklu­siv auch nur am Sonn­tag (14.05.2023) von 11.30 bis 13.30 Uhr statt.

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The­ma­tisch pass­te der gewähl­te Mut­ter­tag auch zum The­ma der Aus­stel­lung: „Alles gut, Mut­ter Erde.?“ Der Vor­sit­zen­de des Kunst­ver­eins, Huber­tus Water­hues, eröff­ne­te die Akti­on mit dem Hin­weis auf das dop­pel­te Satz­zei­chen im Titel, der sowohl als eine Art beschwich­ti­gen­de Bedeu­tung gegen­über der Erde ver­stan­den wer­den kann, als auch eine Infra­ge­stel­lung der aktu­el­len Situa­ti­on bedeu­tet. In post­apo­ka­lyp­ti­schen, roman­ti­sier­ten Bil­dern, die auf insze­nier­ten Müll­hau­fen dra­piert wur­den, rüt­telt Mar­ten Con­rad die Betrach­ter auf, spielt mit Urängs­ten der Mensch­heit und zeigt düs­te­re Pro­gno­sen, wenn sich nicht bald etwas effek­tiv im Den­ken und Han­deln der Men­schen ändert. Kura­to­rin Sabi­ne Kreb­ber führ­te das kunst­in­ter­es­sier­te Publi­kum mit Zita­ten und Gedan­ken­split­tern aus aktu­el­len Dis­kus­sio­nen durch die Tiefgarage.

Unter­stützt – oder bes­ser: gestört – wur­de die gut besuch­te Aus­stel­lung der Bil­der, die teil­wei­se an die Umwelt-Hor­ror­fil­me der 50er-Jah­re erin­ner­ten, von den bei­den Schau­spie­lern Domi­nik Poch und Moritz Zei­ske. Sie insze­nier­ten ein Streit­ge­spräch zwi­schen ihren Rol­len: einem Busi­ness­man, dem es nur um Pro­fit geht, und Gaia, die per­so­ni­fi­zier­te Mut­ter Erde, die nach Hil­fe schreit, aber unge­hört bleibt.

Huber­tus Water­hues (links), Vor­sit­zen­der des Kunst­ver­eins, eröff­ne­te die Kurz-Aus­stel­lung. Foto: Magnus See

Die Sze­ne­rie schuf bei den Zuschau­ern wir­kungs­stark eine unan­ge­neh­me Atmo­sphä­re, die die eige­ne Hal­tung zum The­ma Natur­schutz und Nach­hal­tig­keit hin­ter­fra­gen ließ. Die Posi­ti­on der Besu­che­rin­nen und Besu­cher steht klar auf der Sei­te von Mut­ter Erde. Dies zeig­te sich dar­in, dass vie­le von ihnen zum Ende der Aus­stel­lung frei­wil­lig mit­hal­fen, die Müll­hau­fen in der Tief­ga­ra­ge wie­der zu besei­ti­gen. Man­che Gäs­te ver­lie­ßen die Aus­stel­lung mit gekauf­ten Bil­dern unter den Arm, ande­re mit vie­len Gedan­ken zum The­ma im Kopf, wie­der ande­re frag­ten an, ob die­se Per­for­mance-Aus­stel­lung auch in Schu­len auf­ge­führt wer­den könne.

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2 Kommentare

  1. Alles gut, Mut­ter Erde. ? Am 14.5.2023 ver­leb­te ich einen Mut­ter­tag vor, an und in der Tief­ga­ra­ge der Spar­kas­se an der Lippe.
    War­um? Der Kunst­ver­ein in Wer­ne hat­te um 11.30 Uhr eingeladen.
    Ich habe mich sehr gefreut, end­lich nach der Pan­de­mie, Begeg­nun­gen die­ser kost­ba­ren Art wie­der erle­ben zu können.
    Unter­ti­telt war die Aus­stel­lung : sur­rea­lis­ti­scher Aus­blick auf die Müll­hal­den der Zukunft. Die­ser Titel schreck­te mich nicht ab, mei­ne ich doch, dass Natur und Kunst nicht nur gut sind für schö­ne Bilder.
    Moti­viert am Mut­ter­tag, dort­hin zu gehen lag aber auch an mei­nen Kunst­un­ter­richt Anfang der 70er Jah­re, und der Erin­ne­rung dar­an, dass uns unser Kunst­leh­rer in den Wald schick­te, um Müll zu sam­meln, um dar­aus wie­der ein Kunst­werk wer­den zu lassen.
    Zurück zur Gegen­wart: Was ich aber am Sonn­tag erleb­te, über­traf bei wei­tem das, was ich hier in Wer­ne erwar­tet hat­te. Nach der Begrü­ßung durch den Vor­sit­zen­den Huber­tus Water­hues und erläu­tern­den Vor­be­mer­kun­gen von Herrn Abding­hoff von der Spar­kas­se an der Lip­pe, führ­te Frau Sabi­ne Kreb­ber gekonnt, frisch und sou­ve­rän kunst­his­to­risch in die Aus­stel­lung ein mit­tels eines Bil­des von Con­rad Mar­ten ein, wel­ches u.a. an das Gemäl­de von Edvard Munch : „Der Schrei“ erinnerte.
    Danach ging es in die Tief­ga­ra­ge. Beim Rund­gang mit dem Künst­ler Mar­ten Con­rad erhiel­ten wir aus­drucks­star­ke farb­in­ten­si­ve Gemäl­de. Frau Kreb­ber ord­ne­te sie kunst­his­to­risch ein. Dane­ben aber stell­te sich ein wei­ters High­light dar. Es war eine Per­for­mance der beson­de­ren Art mit Schau­spie­lern aus dem öst­li­chen Ruhr­ge­biet. Erst war ich ver­wirrt und ich frag­te mich: Rea­li­tät oder Kunst? So lausch­te ich einem Dia­log zwi­schen einem Obdach­lo­sen und einem Wirt­schafts­ver­tre­ter der üblen Sor­te, der mit Dis­kri­mi­nie­run­gen der aggres­si­ven Art nicht sparte.…
    Gru­se­lig, so etwas hat­te ich ja auch in unse­rer Stadt schon mal erlebt.. Dar­über hin­aus führ­te der Künst­ler in sei­nen Bil­dern vor Augen, dass die Macht von den heim­li­chen Herr­schern wie Bak­te­ri­en, Pil­zen, Viren und Para­si­ten ausgeht.
    Haben wir nicht alle dies schmerz­lich erlebt wäh­rend der Pan­de­mie durch Sars Cov2 und Mutationen?
    Die­ses Kunst­e­vent reflek­tier­te Sur­rea­lis­mus und Dada­is­mus in Wort und Kunst im Bild in ganz beson­de­ren Wei­se und liegt am Puls der Zeit.
    Den 24. Febru­ar 2022 , habe ich selbst auf dem Markt­platz in Wer­ne, als sur­re­al erlebt. In Mar­ten Con­rads Bil­dern , die u.a. Krieg, Kli­ma­kri­se und Armut the­ma­ti­sie­ren, stell­te sich mir die Fra­ge: Wie kom­men wir alle aus den Pro­ble­men, die mit den mul­ti­plen Kri­sen ver­bun­den sind, wie­der raus?
    Ich bin über­zeugt, es geht nur über Hin­schau­en, Hin­hö­ren, Nach­spü­ren und in den Dia­log tre­ten: Gemein­sam für Wer­te ein­tre­ten, um der Jugend von heu­te, Zei­chen der Hoff­nung auszusenden.
    Lei­der fand die­se groß­ar­ti­ge Aus­stel­lung nur an einem Tag statt. Scha­de! Bewegt und berührt bin ich noch heu­te und in mir ist die Stim­me­von Storms klei­nem Häwel­mann, der ruft: „Mehr, mehr, mehr…“
    Eine Fra­ge zum Abschluss: War­um wur­de sie nicht in den Räum­lich­kei­ten der Stadt Wer­ne gezeigt? Solch eine tief­ge­hen­de Aus­stel­lung noch­ma­lig in unse­rer Klein­stadt Wer­ne zu zei­gen, wäre wirk­lich ein Gewinn für unser WIR in Werne.

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