Samstag, November 23, 2024

„Mutter Erde“: Pop-up-Ausstellung mit Tiefgang in Tiefgarage

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Werne. Der Kunstverein Werne e.V. ist seit Beginn der Pandemie ohne Raum in Werne. Der bisherige Ausstellungsort, das Foyer des Stadthauses, wird nicht mehr zur Verfügung gestellt. Daher galt es, eine passende Location für die pandemiebedingt immer wieder verschobene Ausstellung mit dem Bochumer Künstler Marten Conrad zu finden.

Die Kulturstiftung der Sparkasse an der Lippe ist seit Jahren Förderer des Kunstvereins und so wurde zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, Martin Abdinghoff, die Idee gefestigt, die Bilder- und Performanceausstellung in die Tiefgarage der Sparkasse zu legen. Da die Bilder von Conrad dort nicht für einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt bleiben konnten, konzeptionierte man eine so genannte Pop-Up-Ausstellung. Diese fand dann exklusiv auch nur am Sonntag (14.05.2023) von 11.30 bis 13.30 Uhr statt.

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Thematisch passte der gewählte Muttertag auch zum Thema der Ausstellung: „Alles gut, Mutter Erde.?“ Der Vorsitzende des Kunstvereins, Hubertus Waterhues, eröffnete die Aktion mit dem Hinweis auf das doppelte Satzzeichen im Titel, der sowohl als eine Art beschwichtigende Bedeutung gegenüber der Erde verstanden werden kann, als auch eine Infragestellung der aktuellen Situation bedeutet. In postapokalyptischen, romantisierten Bildern, die auf inszenierten Müllhaufen drapiert wurden, rüttelt Marten Conrad die Betrachter auf, spielt mit Urängsten der Menschheit und zeigt düstere Prognosen, wenn sich nicht bald etwas effektiv im Denken und Handeln der Menschen ändert. Kuratorin Sabine Krebber führte das kunstinteressierte Publikum mit Zitaten und Gedankensplittern aus aktuellen Diskussionen durch die Tiefgarage.

Unterstützt – oder besser: gestört – wurde die gut besuchte Ausstellung der Bilder, die teilweise an die Umwelt-Horrorfilme der 50er-Jahre erinnerten, von den beiden Schauspielern Dominik Poch und Moritz Zeiske. Sie inszenierten ein Streitgespräch zwischen ihren Rollen: einem Businessman, dem es nur um Profit geht, und Gaia, die personifizierte Mutter Erde, die nach Hilfe schreit, aber ungehört bleibt.

Hubertus Waterhues (links), Vorsitzender des Kunstvereins, eröffnete die Kurz-Ausstellung. Foto: Magnus See

Die Szenerie schuf bei den Zuschauern wirkungsstark eine unangenehme Atmosphäre, die die eigene Haltung zum Thema Naturschutz und Nachhaltigkeit hinterfragen ließ. Die Position der Besucherinnen und Besucher steht klar auf der Seite von Mutter Erde. Dies zeigte sich darin, dass viele von ihnen zum Ende der Ausstellung freiwillig mithalfen, die Müllhaufen in der Tiefgarage wieder zu beseitigen. Manche Gäste verließen die Ausstellung mit gekauften Bildern unter den Arm, andere mit vielen Gedanken zum Thema im Kopf, wieder andere fragten an, ob diese Performance-Ausstellung auch in Schulen aufgeführt werden könne.

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1 Kommentar

  1. Alles gut, Mutter Erde. ? Am 14.5.2023 verlebte ich einen Muttertag vor, an und in der Tiefgarage der Sparkasse an der Lippe.
    Warum? Der Kunstverein in Werne hatte um 11.30 Uhr eingeladen.
    Ich habe mich sehr gefreut, endlich nach der Pandemie, Begegnungen dieser kostbaren Art wieder erleben zu können.
    Untertitelt war die Ausstellung : surrealistischer Ausblick auf die Müllhalden der Zukunft. Dieser Titel schreckte mich nicht ab, meine ich doch, dass Natur und Kunst nicht nur gut sind für schöne Bilder.
    Motiviert am Muttertag, dorthin zu gehen lag aber auch an meinen Kunstunterricht Anfang der 70er Jahre, und der Erinnerung daran, dass uns unser Kunstlehrer in den Wald schickte, um Müll zu sammeln, um daraus wieder ein Kunstwerk werden zu lassen.
    Zurück zur Gegenwart: Was ich aber am Sonntag erlebte, übertraf bei weitem das, was ich hier in Werne erwartet hatte. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Hubertus Waterhues und erläuternden Vorbemerkungen von Herrn Abdinghoff von der Sparkasse an der Lippe, führte Frau Sabine Krebber gekonnt, frisch und souverän kunsthistorisch in die Ausstellung ein mittels eines Bildes von Conrad Marten ein, welches u.a. an das Gemälde von Edvard Munch : „Der Schrei“ erinnerte.
    Danach ging es in die Tiefgarage. Beim Rundgang mit dem Künstler Marten Conrad erhielten wir ausdrucksstarke farbintensive Gemälde. Frau Krebber ordnete sie kunsthistorisch ein. Daneben aber stellte sich ein weiters Highlight dar. Es war eine Performance der besonderen Art mit Schauspielern aus dem östlichen Ruhrgebiet. Erst war ich verwirrt und ich fragte mich: Realität oder Kunst? So lauschte ich einem Dialog zwischen einem Obdachlosen und einem Wirtschaftsvertreter der üblen Sorte, der mit Diskriminierungen der aggressiven Art nicht sparte….
    Gruselig, so etwas hatte ich ja auch in unserer Stadt schon mal erlebt.. Darüber hinaus führte der Künstler in seinen Bildern vor Augen, dass die Macht von den heimlichen Herrschern wie Bakterien, Pilzen, Viren und Parasiten ausgeht.
    Haben wir nicht alle dies schmerzlich erlebt während der Pandemie durch Sars Cov2 und Mutationen?
    Dieses Kunstevent reflektierte Surrealismus und Dadaismus in Wort und Kunst im Bild in ganz besonderen Weise und liegt am Puls der Zeit.
    Den 24. Februar 2022 , habe ich selbst auf dem Marktplatz in Werne, als surreal erlebt. In Marten Conrads Bildern , die u.a. Krieg, Klimakrise und Armut thematisieren, stellte sich mir die Frage: Wie kommen wir alle aus den Problemen, die mit den multiplen Krisen verbunden sind, wieder raus?
    Ich bin überzeugt, es geht nur über Hinschauen, Hinhören, Nachspüren und in den Dialog treten: Gemeinsam für Werte eintreten, um der Jugend von heute, Zeichen der Hoffnung auszusenden.
    Leider fand diese großartige Ausstellung nur an einem Tag statt. Schade! Bewegt und berührt bin ich noch heute und in mir ist die Stimmevon Storms kleinem Häwelmann, der ruft: „Mehr, mehr, mehr…“
    Eine Frage zum Abschluss: Warum wurde sie nicht in den Räumlichkeiten der Stadt Werne gezeigt? Solch eine tiefgehende Ausstellung nochmalig in unserer Kleinstadt Werne zu zeigen, wäre wirklich ein Gewinn für unser WIR in Werne.

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